Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Nachrichten für mich mit und hofft, dass sie mich erreichen, ohne von der Profitgier des Boten verzerrt zu werden. Und all das nur, weil es den Amir an einer gewissen Stelle juckte und er nicht aufhören wollte, sich dort zu kratzen.« Sein glühender Blick richtete sich auf mich, und ich hatte das Gefühl, von der Hitze versengt zu werden. »Sie sagen, dass der Amir mich zurückhaben will. Nun, genauso gut kann er sich die Sonne, den Mond und die Sterne wünschen. Seine Chance, sie zu bekommen, ist ebenso hoch.«
Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, dass ungeachtet der Ränke des Amir und ungeachtet der Frage, wer Rajya großgezogen hatte, die Prinzessin nach wie vor Suidens Tochter war, was auch immer das bedeuten mochte. Zum Beispiel, einen Drachen als Vater zu haben. In diesem Moment bemerkte ich, dass Jusson, Thadro, Suiden, Laurel und auch Wyln mich ansahen.
Ich stieß einen erstickten Laut aus.
Javes seufzte. »Also ehrlich, ich dachte, Sie hätten das mittlerweile unter Kontrolle, Hase.«
Als ich letztes Frühjahr meine volle Macht entwickelte, hatte ich herausgefunden, dass ich mit jenen, die ebenfalls eine gewisse Fähigkeit dazu besaßen, Gedanken austauschen und lesen konnte. Mittlerweile hatte ich gelernt, meine Gedanken zu kontrollieren, obwohl mir immer noch gelegentlich einer entschlüpfte. Allerdings bedeutete das auch, dass alle, die diese Fähigkeit nicht besaßen, außen vor blieben. Wie zum Beispiel Javes.
»Jawohl, Sir, das habe ich auch«, antwortete ich. »Meistens jedenfalls.«
»Also, was haben Sie laut gedacht?«, erkundigte sich Javes.
»Er hat gedacht, dass Rajya meine Tochter ist, ganz gleich, wie die Pläne des Amir aussehen mögen«, antwortete Suiden ruhig.
»Das ist sie auch«, stellte Jusson fest.
»Ich mache mir eher wegen etwas anderem Sorgen«, erklärte Thadro. »Angeblich soll der Qarant als neutraler Vermittler fungieren, und doch entsendet er eine Agentin, die nicht nur ganz offenkundig eine Verbindung zu den Grenzlanden hat, sondern auch beträchtliche Zeit alleine mit der turalischen Botschafterin verbracht und Gott weiß was mit ihr diskutiert hat. Sie war sogar mit Idwal alleine …«
»Verzeihen Sie, Sir«, unterbrach Javes ihn ruhig. »Der Qarant hat keineswegs Kveta beauftragt, als Vermittler aufzutreten. Man hat mich zum Vermittler ernannt.«
Thadro brach mitten im Satz ab, Jusson dagegen nickte nur. »Das habe ich mir bereits gedacht. So wie ich auch vermute, dass Sie und der Wolf eine gemeinsame Geschichte haben, Meister Katze.«
Laurel drehte sich vom Kamin aus um. »Das kann man wohl sagen, Ehrenwerter König.«
»Gibt es Grund, sich wegen der Vergangenheit Sorgen zu machen?«, erkundigte sich Jusson. »Oder vielleicht sogar wegen der Gegenwart?«
»Keinen, von dem ich wüsste«, räumte Laurel ein. Er fuhr sich mit der Tatze über den Kopf, und seine Perlen klickten. »Kveta war immer sehr … vorsichtig.«
»So vorsichtig, wie Ihr gewesen seid?« Wyln schien amüsiert, und seine gute Laune nahm noch zu, als Laurel ihn scharf musterte. »Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie Ihr vor dem Rat Rechenschaft abgelegt habt, Ehrenwerter Faena. «
Laurel grollte und zuckte mit den Schultern, obwohl sein Blick argwöhnisch blieb. »Was ich getan habe, tat ich, weil ich es für das Beste hielt …«
»Wie lautet noch einmal dieses menschliche Sprichwort?« Wylns Belustigung steigerte sich immer mehr. »Womit genau ist der Weg zur Hölle gepflastert? Mit guten Absichten, richtig?«
Laurel ignorierte ihn und auch Javes’ plötzlichen Hustenanfall. »Ob es nun das Beste für den Rat oder für jedes der Königreiche war …«
»Also schließt Ihr auch uns in Eure guten Absichten ein?« Jusson lächelte skeptisch, wodurch er Wyln plötzlich sehr ähnlich sah.
»Oder für Hase …«, meinte Laurel.
»Wie?«, erkundigte ich mich mit gewohnt brillanter Schlagfertigkeit. »Für mich?«
»Oder, was das Wichtigste ist, für Lady Gaia«, fuhr Laurel fort und ignorierte mich. »Kveta dagegen tut, was am Besten für Kveta ist.«
Ich versuchte, meine Kindheitserinnerungen an die fröhliche und übermächtige Wölfin mit der Kveta in Einklang zu bringen, die Laurel schilderte. Vergeblich.
»Gegen einen gesunden Egoismus ist nichts einzuwenden«, antwortete Jusson. »Auf jeden Fall ist sie nicht die Einzige unter den Anwesenden, die es sehr geschickt versteht, eine günstige Gelegenheit zu ergreifen.«
»Das stimmt allerdings, Euer Majestät«,
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