Grenzlande 3: Das Vermächtnis (German Edition)
stieß Javes keuchend hervor. »Ein Rübenkrieg. «
»Ich habe schon häufig Schlägereien in Tavernen miterlebt, Euer Majestät«, meinte Remke, als das Gelächter ein wenig abgeklungen war. »Aber noch nie ist eine so schnell so brutal geworden. Erst tranken sie wie ganz normale Leute, und im nächsten Augenblick versuchten sie, sich gegenseitig mit Stühlen und Tischen den Schädel einzuschlagen. Und als sie alle Möbel in der Taverne zertrümmert hatten, stürmten sie hinaus und suchten nach weiteren. Die Stadtwachen und die Friedenshüter des Hafens hatten alle Hände voll zu tun, die Rauferei auf den Hafen zu beschränken. So ziemlich die einzigen Leute, die sich nicht an dieser Schlägerei beteiligten, waren die Mannschaften der Turalier und Kvetas Leute. Und wir natürlich.«
»Wir gehen davon aus, dass keiner von euch verletzt wurde? « Jussons Belustigung wich einen Augenblick einer besorgten Miene.
»So ist es, Euer Majestät«, antwortete Remke. »Eigenartigerweise wurde keiner von uns verletzt. Andererseits sind wir auch nicht dageblieben, um herauszufinden, ob sich das ändern würde. Als die Schlägerei sich auf die Straße verlagerte, haben die Turalier, die Magischen, die anderen Hauptleute und ich beschlossen, dass es das Beste wäre, das Feld zu räumen. Sie sind zurück auf ihre Schiffe gegangen und wir in unsere Quartiere. Dort überlegten wir, dass jemand hierherkommen und den Lordkommandeur über die Vorfälle unterrichten sollte.« Ein Ausdruck der Verwunderung huschte über sein Gesicht. »Nur, um hier das Gleiche zu erleben.«
»Allerdings«, sagte Jusson erneut amüsiert. »Erzählen Sie Uns, Hauptmann, was Sie noch bei Ihrem Erkundungsgang durch die Stadt und den Hafen gesehen haben.«
Ich musste gähnen und hielt rasch die Hand vor den Mund, während ich zuhörte, wie Remke einen geschäftigen Hafen und eine offenbar wohlhabende Stadt beschrieb. Ryson saß stocksteif neben mir, konzentriert und aufmerksam. Aber schließlich hatte man ihm auch nicht den ganzen Abend Wein aufgedrängt. Ich versuchte ebenfalls, einen wachen Eindruck zu machen, aber das Feuer im Kamin wärmte mir den Rücken, und gegen meinen Willen hatte das Summen der Luftkugel eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich nippte träge an meinem Wein, während mein Blick auf den Gobelin an der Wand mir gegenüber fiel. Es war eine typische Jagdszene, und ich dachte beiläufig, ob Berenice ihn vielleicht gemacht hatte. Dabei zuckte mir das Bild ihres schlanken Halses durch den Kopf, wie sie sich über den Stickrahmen beugte. Doch plötzlich schärfte sich mein Blick, und ich betrachtete den Wandbehang genauer. Mir fiel auf, dass die Hunde, statt den Hirsch zu jagen, eher neben ihrer Beute herliefen. Sie hatten die Mäuler in einem Ausdruck hündischer Freude weit aufgerissen. Der Hirsch selbst hatte den Kopf mit dem mächtigen Geweih zur Sonne hochgehoben – das hatte ich jedenfalls zunächst angenommen. Jetzt jedoch erkannte ich, dass es sich um den Vollmond handelte. Der Hirsch warf einen dunklen Schatten auf das Gehölz … Vielleicht war es aber auch gar kein Schatten. Ich beugte mich vor, um die Szene genauer zu betrachten, und als ich mich bewegte, schien der Hirsch im Licht der Kerzen zu schimmern …
»Sie treffen sich also morgen Vormittag mit Kveta?«
Ich fuhr hoch, als der Rest des Raumes wieder in mein Blickfeld geriet. Jusson saß immer noch auf seinem Stuhl, den Pokal achtlos in der Hand, während er Javes ansah. Offenbar hatte er sich genug mit der streitlustigen Bevölkerung von Mearden befasst und sich einem anderen Punkt zugewendet.
»Mit Eurer Erlaubnis, Euer Majestät«, sagte Javes. »Sie meinte, dass sie Euch zuvor ihre Beglaubigungsschreiben präsentieren wollte.«
Jusson schwenkte den Pokal hin und her. »Ja, selbstverständlich. Und Wir möchten gern an diesem Treffen teilnehmen, auch wenn der Ablauf des Protokolls bereits geregelt ist. Wie gesagt, es ist sehr merkwürdig, dass der Qarant Kapitän Kveta in unseren Disput mit Tural involviert, ungeachtet dessen, dass die Grenzlande schon vorher in einigen Streitigkeiten vermittelt haben. Wir möchten herausfinden, warum das so ist, und zwar lieber früher als später.«
»Jawohl, Euer Majestät«, sagte Javes. »Ich informiere Kveta, sobald wir hier fertig sind.«
»Warum schicken Sie nicht einfach einen Diener mit einer Botschaft zu ihr?«, erkundigte sich ein Adliger missbilligend.
Javes zuckte mit den Schultern. »Das ist eine große Burg,
Weitere Kostenlose Bücher