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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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Nacht.«
    »Stimmt, die Jugend braucht ihren Schlaf.« Schwartz nestelte sein ledernes Notizbuch aus der Barbourjacke und schlug es auf. »Wusstest du eigentlich, dass die Kuhnts eine sogenannte freie Ehe führten?«
    »Was soll das sein?«
    »Na ja, zusammen leben, aber auch mit anderen schlafen«, antwortete Schwartz, »sowohl die Kuhnt als auch ihr Mann hatten jede Menge Äffären. Angeblich ohne Probleme, aber … Ob das die jeweiligen Liebhaber und Geliebten auch so sahen?«
    »Worauf willst du hinaus, Brauner?« Klaus Piontek richtete sich aufmerksam auf. »Was hast du ausbaldowert?«
    »Zumindest eine von Kuhnts Freundinnen hat versucht, sich umzubringen«, erläuterte Schwartz, »weil er sie nicht heiraten wollte. Und Ursula Kuhnt scheint mir auch nicht sonderlich um ihren Mann zu trauern. Zur Tatzeit war sie zwar bei einem Friseur in Zittau …«
    »Coiffeur Schwaan«, nickte Klaus Piontek.
    »Du kennst ihn?« Schwartz sah auf.
    »Ich hab das Alibi seinerzeit überprüft«, antwortete Piontek. »Sie war tatsächlich da.«
    »Ja, zu dem Schluss bin ich heute auch gekommen«, nickte Schwartz nachdenklich, »ein wasserdichtes Alibi. Das muss aber trotzdem nicht heißen, dass sie nichts mit dem Mord zu tun hat.«
    »Sondern?«
    »Was ist mit ihren Liebhabern? Vielleicht hat sie unter denen die große Liebe ihres Lebens gefunden. Und da störte dann plötzlich der Gatte.«
    »Brauner.« Piontek schüttelte den Kopf. »Was sollen diese Mutmaßungen?«
    »Habt ihr die Liebhaber alle überprüft?«
    »Natürlich. Da war nichts, Brauner. Die Protokolle sind alle in den Akten. Kuhnt hat sich umgebracht, daran gibt es keinen Zweifel. Für mich jedenfalls war die Sache immer sonnenklar.« Er seufzte. »Und sie ist es noch.«
    »Trotzdem hast du das Alibi von Ursula Kuhnt überprüft.«
    »Ja. Reine Routine, kennst das ja.« Piontek stand auf und goss sich Kaffee nach. »Aber spätestens nach den Berichten von Gerichtsmedizin und Spurensicherung war klar: Selbstmord!«
    »Gut. Dann gehe ich die Liebhaber noch mal alle durch.«
    »Wozu?« Piontek hielt ihm die Kanne hin, doch Schwartz winkte dankend ab. »Wir hatten das alles schon. Du verrennst dich, Brauner.«
    »Ja, vielleicht schon wieder.« Schwartz stand ebenfalls auf. »Dann ist es eben so. Die ganzen Liebhaber und Freundinnen von Ursula Kuhnt und ihrem Mann werden noch mal vorgeladen. Jede Affäre einzeln.«
    »Warum?«, rief Piontek. »Was soll das bringen? Lies die Protokolle, da steht alles drin.«
    »Mag sein«, erwiderte Schwartz, »aber vielleicht will ich mir einen eigenen Eindruck von den Leuten machen. Und dann ist es besser, sie sitzen mir gegenüber. Von Angesicht zu Angesicht.«
    »Bitte, wie du willst.« Piontek setzte sich wieder. »Dann kannst du gleich bei mir anfangen.«
    Schwartz brauchte einen Moment, bis er verstand. Er verharrte in der Bewegung, ließ Pionteks Worte auf sich wirken und drehte sich dann langsam zu ihm um.
    »Du willst mir sagen, dass du und Ursula Kuhnt …?«
    »Wir sind ein Paar«, erklärte Klaus Piontek, als wäre nichts weiter dabei, »seit sieben, acht Monaten etwa.«
    »Das darf nicht wahr sein.« Schwartz sank perplex wieder auf seinen Stuhl zurück. Sein Ex-Chef und die Königin des Kitsches hatten eine Affäre. Der verantwortliche Ermittler und die Witwe des Mordopfers waren seit Monaten ein Paar! Großartig war das, richtig super!
    »Macht mich das jetzt tatverdächtig?«
    »Natürlich«, regte sich Schwartz auf, »was glaubst denn du? Du hättest in dem Fall nie ermitteln dürfen, du bist ja völlig befangen.«
    »Nun komm mal wieder auf den Teppich, Brauner. Ich war’s nicht, mich konnte ich von vornherein ausschließen. Und ansonsten hab ich den Fall ganz unvoreingenommen untersucht. Wie immer. Wo liegt das Problem?«
    »Darin, dass es Zweifel am Tathergang gibt«, erwiderte Schwartz sehr ernst, »darin, dass du einen Fall für abgeschlossen erklärt hast, der absolut nicht abgeschlossen ist.« Wütend erhob er sich und setzte empört hinzu: »Was jetzt, nach Betrachtung der veränderten Sachlage, in einem völlig neuen Licht erscheint!«
    »Du hältst mich doch nicht wirklich für verdächtig?« Piontek war fassungslos. »Das ist doch absurd!«
    »Ist es das?« Schwartz hatte da seine Zweifel. »Was würde ein Richter dazu sagen?«
    »Gar nichts«, stellte Piontek klar, »weil es weder Hinweise auf einen Mord noch auf irgendeine andere Straftat gibt.«
    »Gibt es die wirklich nicht?« Schwartz starrte seinen

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