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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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plötzlich zu einem Wolkenbruch wird.
    In einer Ecke dudeln ein paar alte Spielautomaten vor sich hin, nur wenige Tische sind besetzt. Ein paar ältere Männer spielen Karten, zwei andere haben sich in ein Schachspiel vertieft.
    »Auch ‘n Bier, Conchitababy?«
    »Mann, Kudella«, regt sie sich auf, »wir sind nicht zum Saufen hergekommen.«
    »Richtig«, nicke ich, »aber bevor wir zuschlagen, brauchen wir einen Plan. Den entwerfen wir hier, nachdem ich das Terrain gecheckt habe. Da vorne ist Bogatynia. Alles klar?
    »Was hast du vor?«
    »Zuerst schaue ich mir mal dieses Hotel an. Eingänge, Ausgänge, Bewacher und so. Dann sehen wir weiter. Zuschlagen können wir ohnehin erst, wenn es dunkel ist.« Ich halte ihr eine Dose Bier hin. »Hier! Bekämpft die Angst.«
    »Ich hab keine Angst«, beteuert Jule.
    »Keine Sorge, die kommt noch.« Ich trinke mit großen Schlucken mein Bier. »Die kommt ganz sicher noch.«

40
    ROLAND SAH ERBÄRMLICH AUS.  Sein Sakko war durchnässt vom Regen, die Haare standen wirr nach allen Seiten ab. Seine Augen wirkten verquollen.
    »Um Gottes willen, Herr Paich«, rief Frau Rouché entsetzt und schlug die Hände zusammen, »ja, ist Ihnen was passiert?«
    »Nein, ich …« Roland musste sich mühsam zusammenreißen, um nicht wieder loszuheulen. »… es regnet draußen, und ich habe dummerweise meinen Trenchcoat im Büro vergessen.«
    »Und Ihr Wagen?« Frau Rouché sah neugierig auf die Straße. »Wo ist der?«
    Ja, wenn er das wüsste. Roland zuckte mit den Schultern.
    »Geklaut«, sagte er schließlich, »der wurde mir wohl gestohlen.«
    »Das schöne Auto!« Frau Rouché war völlig aus dem Häuschen.
    »Kurt«, rief sie, »Kurt, nun komm doch mal! – Warten Sie«, sagte sie zu Roland, »ich hole Ihnen nur einen warmen Pullover von meinem Mann.«
    »Nicht nötig«, rief Roland mit zittriger Stimme, »bemühen Sie sich nicht!«
    »Ach was«, winkte Frau Rouché ab und verschwand im Hinterzimmer, »Sie erkälten sich doch sonst.«
    Roland stieg die Treppe hinauf und blieb vor Julias Zimmer stehen. Er drückte die Klinke, aber es war abgeschlossen.
    »Julia«, rief er und klopfte. »Bist du da drin?«
    Nichts.
    Mist, dachte er. Aber was wollte er überhaupt hier? Sich trösten lassen? Julia würde ohnehin keines von seinen Problemen verstehen. Er konnte sich ihr ja nicht offenbaren. Was für eine blöde Idee, hierherzukommen.
    Vielleicht wollte er sie einfach nur noch mal sehen. Sie umarmen. Wie früher. Bevor er …
    … starb?
    Scheiße, dachte er, was für eine verdammte Scheiße. Langsam tappte er die Treppe wieder hinunter.
    »Ach, das tut mir leid, das Fräulein Latte ist nicht da!« Frau Rouché kam mit einem braun melierten Wollpullover aus dem Hinterzimmer. »Sie sind ja etwas größer als mein Mann, aber sehen Sie mal: Der müsste Ihnen passen.« Sie hielt ihm den Pullover an. »Perfekt. Probieren Sie mal!«
    »Frau Rouché«, wehrte er sich, doch erfolglos. Sie zerrte ihm schon das feuchte Sakko von den Schultern.
    »Oh, das ist aber schwer! Was ist denn da drin?« Und schon griff Frau Rouché in die Innentasche und hatte die Waffe in der Hand. Die Walther  PPK  aus dem Wagen der Killer. Erschrocken ließ sie sie fallen.
    Dumpf knallte die Pistole auf den Boden.
    »Oh, verzeihen Sie, aber …« Groß sah sie ihn an. »Ich wollte nicht indiskret sein.«
    »Schon gut.« Roland bückte sich und hob die Walther wieder auf. »Das konnten Sie nicht wissen.« Er legte die Waffe auf den Empfangstresen. »Wollten wir nicht den Pullover anprobieren?«
    »Ja, natürlich …« Sie hielt ihm den Pullover hin. »Hier!«
    Roland schlüpfte hinein und besah sich in einem schmalen Wandspiegel neben der Treppe. »Und?«
    »Sagen Sie …« Frau Rouché betrachtete in gemessenem Abstand die Pistole. »… wozu brauchen Sie denn eine Waffe?«
    »Ich bin Geschäftsmann«, antwortete Roland und zupfte am Pullover herum. »Hantiere mit viel Bargeld. Das lockt.« Er drehte sich um und zeigte auf die Waffe. »Und die schreckt ab.«
    »Ja, das tut sie ganz sicher …«
    »Wie auch immer.« Er nahm die Pistole und steckte sie in seine Aktentasche. »Dann sagen Sie Frau Latte, dass ich hier war.« Er wollte sich den Pullover wieder ausziehen, aber Frau Rouché hielt ihn davon ab.
    »Sie wollen doch nicht etwa wieder hinaus in den Regen? Kommt gar nicht in Frage! Sie behalten den Pullover an, bis ihr Sakko wieder trocken ist, und warten hier.«
    »Glauben Sie denn, dass Julia bald

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