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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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weiterleben.«
    »Ich wollte sie doch retten!« Tobi hatte Tränen in den Augen. »Abhalten von diesem ganzen Unsinn! Ich hätte sie so gern gerettet, aber sie wollte ja von mir nichts mehr wissen …«
    »Und jedes Mal, wenn du ihren zerschmetterten Körper im Rollstuhl siehst, kommt der Hass hoch, nicht wahr?« Schwartz stoppte den Wagen vor dem Gebäude der  KPI . »Kuhnt hat nicht nur ihr Leben zerstört, sondern deines gleich mit.«
    Er schaltete den Motor aus und sah Tobi an. »Musste er deswegen sterben?«
    Tobi sah bedrückt zu Boden.
    »Ich nehme an, ich bin festgenommen«, sagte er tonlos.

44
    SWETLANA!
    Roland konnte es kaum fassen. Seine Lebensversicherung!
    Völlig unklar war, wie sie hierhergekommen war und was sie hier wollte. Swetlana antwortete nicht auf Rolands Fragen. Sie sagte kein Wort. Das war so eine Masche von ihr. Wenn sie sich ungerecht behandelt fühlte, schwieg sie. Eisern und tagelang.
    Ob Julia überhaupt wusste, dass sie hier war? In ihrem Zimmer im »Johannishof«? Vielleicht hatte sie sich ja eingeschlichen?
    Aber wenn nicht, was hatte sie Julia dann von ihm erzählt? Viel konnte es nicht sein, denn Swetlana wusste nichts von ihm, kannte weder seinen richtigen Namen noch seine Adresse.
    Für sie war er immer nur der nette Moritz gewesen, den Namen hatte sich Tom ausgedacht. Roland war Moritz und Tom Max. Zwei nette Jungs aus Würzburg, die sich in Minsk bis über beide Ohren in die weißrussischen Mädchen verliebten und ihnen eine Märchenhochzeit und ein traumhaftes Leben in Deutschland versprachen. Max und Moritz! Das passte einfach. Denn genau wie bei den Lausbuben von Wilhelm Busch war ihr Leben auch eine Folge von Streichen. Denen vor allem hübsche junge Mädchen zum Opfer fielen. Was viel besser war, als irgendeinen Lehrer Lämpel zu ärgern oder einen Onkel Fritz. Vor allem warfen ihre Streiche mehr ab. Nicht nur gebratene Hühner wie bei der Witwe Bolte. Tom und Roland machten richtig Geld. So viel, dass Roland sogar die Firma seines Vaters hatte retten können.
    Und das Beste war, jetzt konnte es weitergehen! Roland hätte vor Glück einen Luftsprung machen können. Die mörderischen Russen bekamen ihre Swetlana, und er hatte endlich Ruhe. Nie wieder Geschäfte mit denen, das war ihm eine Lehre.
    Ab sofort werden kleinere Brötchen gebacken, dachte er, ein neues kleines Geschäft, und Toms Volleyballerinnen sind der Grundstein dafür.
    Nur ein Problem war noch zu lösen: Roland musste Swetlana schnellstmöglich aus der Pension bekommen. Ohne dass die Rouchés etwas mitbekamen oder Julia davon erfuhr. Und er brauchte einen Wagen.
    Roland stieß Swetlana aufs Bett, riss zwei Kordelzüge von den Fenstervorhängen und fesselte sie damit an Armen und Beinen. Swetlana wehrte sich nicht, zu groß war ihre Angst vor der Walther  PPK .
    Fehlte nur noch ein Knebel. Schwitzend sah sich Roland um. Da war das Deckchen auf dem Nachttisch. Er tränkte es mit dem Honig für den Tee, stopfte es Swetlana in den Mund und stülpte ihr dann einen Kissenbezug über den Kopf, den er fest zusammenzog.
    Das sollte für den Anfang reichen.
    Leise trat Roland zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Aus dem Restaurant drang fröhlicher Lärm, und Roland erinnerte sich an ein Schild, das für den Abend eine »Geschlossene Gesellschaft« verhieß. Er hatte es vorhin beim Eintreten an der Haustür hängen sehen.
    Er schloss die Tür zu Julias Zimmer und lief lautlos und auf Strümpfen – die Schuhe standen noch oben neben dem Bett – den Gang entlang.
    Aus dem Restaurant sangen sie jetzt: »Ein Pro-sit, ein Pro-sit der Gemüt-lich-keit – ein Pro-sit, ein Pro-ho-sit der Gemüüüt-lich-keit!« Na, die waren ja schon gut drauf, dabei war es gerade mal achtzehn Uhr.
    Roland schlich die Treppe hinunter und sah vorsichtig ins Restaurant. Na bitte, die Rouché und ihr Mann hatten alle Hände voll zu tun. Er wirbelte in der Küche herum, sie rannte durchs Restaurant, um die zunehmend durstiger werdenden Kehlen zu befriedigen.
    Mit zwei großen Schritten war Roland hinter der Rezeption und griff zum Telefon, um ein Taxi zu bestellen. Die Idioten in der Zentrale verstanden ihn zunächst nicht, weil er so leise sprechen musste. Aber am Ende hatten sie es doch geschnallt, das Taxi sei in drei Minuten da.
    »Sagen Sie dem Mann, dass er nicht in die Pension kommen und auch nicht klingeln soll, klar? Es geht hier um eine entführte Braut.«
    »Ah, eine Hochzeit«, lachte die Frau in der Zentrale, »alles klar,

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