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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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hatte er keine Ahnung, warum ihm diese Karte gefährlich werden sollte.
    »Die ist von einer Freundin«, setzte er hinzu und versuchte, sich aus dem harten Griff des Russen zu winden, doch Valentin drückte ihn nur umso fester gegen das Aktenregal.
    »Diese Karte«, sagte Igor mit schneidend scharfer Stimme, »haben wir in einem alten  GAZ -Geländewagen gefunden. Deutsches Kennzeichen. Zittau.«
    Kudellas Jeep. Fieberhaft überlegte Roland, was der Kerl wieder angestellt haben könnte. Aber der hatte doch eigentlich gar nichts mit den Russen zu tun. Der konnte ihnen nur irgendwie zufällig über den Weg gelaufen sein.
    »Das ist der Wagen von einem Freund«, erklärte er mühsam, da ihm Valentin langsam die Luft abdrückte.
    »Die Karte von einer Freundin«, Igor schüttelte lächelnd den Kopf, »der Wagen von einem Freund? – Was spielst du für ein Spiel mit uns, Roland Paich?«
    Roland sah hektisch von Igor zu Valentin und zurück. Eine dunkle Angst stieg in ihm auf, das ungute Gefühl, dass hier gerade irgendwas absolut schiefging. Was wollen die Kerle, dachte er beklommen, wovon reden die überhaupt?
    »Was war das gestern Abend in Bogatynia?«
    Bogatynia? In Rolands Kopf raste es. Sprachen die Russen von der getarnten Volleyballmannschaft?  KSK  Jelenia Góra? Aber was ging die das überhaupt an?
    Brutal rammte ihm Valentin eine Faust in den Bauch. Roland sackte in die Knie, wurde aber von Valentin sofort wieder hochgezogen und erneut gegen das Regal gedrückt.
    »Es haben schon einige versucht, uns fertigzumachen. Mit den seltsamsten Tricks«, sagte Valentin sehr leise und sehr drohend. »Das Ende war immer gleich. Und am Schluss waren sie fertig.«
    Igor richtete eine Waffe auf Rolands Kopf.
    Der starrte entsetzt auf den Lauf.
    »Um Gottes willen«, schrie er. » NEIN !«

50
    ES WAR ALLES SCHIEFGELAUFEN.
    Kurz bevor Tom die Ware als Volleyballmannschaft des  KSK  Jelenia Góra zur Grenze nach Zittau bringen konnte, waren die Russen mit ihren bewaffneten Gorillas am »Hotel Polonia« aufgetaucht und verlangten die Herausgabe aller Mädchen.
    Was Tom überhaupt nicht verstand, denn kurz zuvor hatte sich Roland telefonisch aus Zittau gemeldet und versichert, alles sei in Butter. Er habe die geflohene Swetlana aus dem Bus wieder eingefangen. Sie könne den Russen planmäßig übergeben werden.
    Warum also wollten die Gussinski-Brüder trotzdem auch noch die anderen Mädchen?
    Marktbereinigung, dachte Tom, die wollen uns kaputt machen. Die wollen hier alles übernehmen, den Markt und die Preise kontrollieren. Freie Unternehmer wie wir stören da nur. Russen kennen nicht die gute alte Lehre von der Konkurrenz, die das Geschäft belebt, das sind Kommunisten, eiskalte Kontrollfreaks. Die schwören auf das Monopol der Planwirtschaft, die zentrale Leitung und Überwachung sämtlicher Wirtschaftszweige.
    Als dann plötzlich auch noch die Autos vor dem Hotel zu brennen anfingen, war Tom endgültig klar: Hier war ein Krieg um den Schmuggel an der Neißegrenze ausgebrochen. Und er mittendrin. Das kann dich Kopf und Kragen kosten, dachte er, das ist entschieden eine Nummer zu groß für zwei Jungunternehmer wie dich und Roland Paich.
    Und deshalb nutzte er die Verwirrung um die brennenden Autos zur Flucht. Seine Harley stand inmitten des flammenden Infernos, da kam er nicht ran. Er musste sich zu Fuß auf den Weg machen, floh querbeet durch die riesige Lehmwüste des Turów-Tagebaus, vorbei an monströsen Eimerkettenbaggern und Abraumabsetzern, durch Schlammlöcher und Braunkohleflöze.
    Entsprechend verdreckt und fertig kam er am Grenzübergang Chopinstraße an. Er stellte sich den Beamten, wollte unbedingt mit jemandem vom  LKA  reden. Lieber im Knast leben als in Freiheit sterben.
    Und nun saß ihm ein Schwarzer von der Dresdner Kriminalpolizeidirektion gegenüber.
    »Ich wollte eigentlich mit dem  LKA  sprechen«, sagte Tom zum wiederholten Male, »geht das nicht in Ihren Kopf? Landeskriminalamt, am besten gleich das  BKA . Ich verlange die Kronzeugenregelung!«
    »Wenn Sie nicht mit mir vorliebnehmen wollen, muss ich Sie wieder gehen lassen«, erwiderte der Schwarze kühl, »denn es gibt keinen Grund, Sie hier länger festzuhalten.« Er stand auf und öffnete die Tür. »Raus mit Ihnen! Machen Sie sich auf eine Anzeige wegen Irreführung der Behörden gefasst.«
    War der Typ wahnsinnig? Tom konnte es nicht fassen. Da stellte sich mal ein echt hohes Kaliber von Kriminellem der Polizei, und die schmissen ihn

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