Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
Vom Netzwerk:
kann er ‘s ganze Leben lang für ein paar Pfennige schinden. – Bihms Koarle.«
    »Und mit solchen Sprüchen wollen Sie die Gussinskis an den Galgen bringen?«
    »An den Köder«, verbesserte Schwartz, »an den Köder. Sie haben doch gesagt, dass den Russen nicht einfach so jemand abhaut, richtig?«
    »Richtig.«
    »Dass das so ‘n Ehrending für die ist.«
    »Das haben Sie gesagt.«
    »Wie auch immer«, Schwartz sah sie an, »wir haben dieses eine Mädchen, diese Jelena. Und …« Er deutete durch die Windschutzscheibe hinaus auf einen grün-weißen Polizeibulli. »… wir haben Tom Pagels. Die Gussinskis wissen aber nicht, dass wir den haben. Wir könnten also etwas inszenieren, einen Köder in die trübe Brühe des Verbrechens hängen, sozusagen.«
    »Dazu müsste der Pagels aber mitmachen.« Die Petkovic verstand schnell.
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein«, sagte Schwartz, »den klopfe ich uns notfalls windelweich.«
    »Und wir müssten wissen, wo dieses andere Mädchen ist, die Hure aus dem Bus.«
    »Das weiß der Pagels sicher.« Schwartz öffnete die Beifahrertür. »Bin gleich zurück.«
    Er lief auf den grünen Polizeibulli zu und setzte sich hinein, Tom Pagels direkt gegenüber.
    »Ich habe einen Vorschlag«, sagte er, »wie Sie Ihren Kopf retten können.«
    »Sie wollen meinen Kopf retten?« Pagels bezweifelte dies offensichtlich. »Ich bin doch viel zu mies für Sie.«
    »Na und? Wenn ich dafür zwei noch miesere Typen kriegen kann … Alles eine Frage der Relation.«
    »Die Gussinskis?« Pagels winkte ab. »Ohne mich.«
    »Wenn die hängen, hängen nicht Sie. Würde ich mir überlegen.«
    »Ich will vor allem überleben.«
    »Das werden Sie nicht, solange die Gussinskis da draußen frei herumlaufen«, sagte Schwartz, »denn irgendwann kommen auch Sie wieder frei, Herr Pagels. Und dann sind Sie dran. – Also?«
    Tom Pagels kratzte sich am Kopf. »Wie lange habe ich Bedenkzeit?«
    »Keine Bedenkzeit«, Schwartz winkte ab, »Sie müssen sich jetzt entscheiden.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Zuerst will ich wissen, wo diese Hure aus dem Bus steckt. Sie haben mir doch erzählt, dass der Paich Sie angerufen hat. Dass er das Mädchen irgendwohin gebracht hat.«
    »An einen sicheren Ort, ja.« Tom Pagels überlegte.
    »Strengen Sie sich an! Wo könnte das sein?«
    »Keine Ahnung.« Pagels schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Es muss ein Ort sein, von dem die Gussinskis nichts wissen, richtig?«
    »Wer sagt Ihnen überhaupt, dass das Mädchen noch dort ist?«, fragte Tom Pagels. »Vielleicht hat Roland es den Brüdern ja noch erzählt. Um seinen Kopf zu retten.«
    »Durchaus möglich«, nickte Schwartz. »Aber das kriegen wir nur raus, wenn wir wissen, wohin der Paich die Kleine gebracht haben könnte.«
    »Da fällt mir spontan nur ein Ort ein.«
    »Ja und?« Schwartz beugte sich ungeduldig vor.
    »Es gibt da so einen Baggersee in der Nähe. Roland hat mal davon erzählt. Die haben da früher als Jugendliche rumgehangen, Mädels geknutscht und so.«
    »Ein Baggersee?«
    »Ein alter Tagebau«, sagte Pagels. »Südwestlich von hier. Die Humboldtstraße raus.«
    »Das ist der Anfang zu einem besseren Leben, Pagels«, versprach Schwartz und stieg wieder aus dem Bulli.

58
    ES KOTZT MICH SO AN!
    Warum bin ich immer der Böse? Warum unterstellt sie mir immer alles Schlechte? Was habe ich getan, dass sie so denkt? Dass ich in ihrer einfachen Welt aus Gut und Böse, Schwarz und Weiß immer auf der falschen Seite stehe? Ich habe doch alles versucht. Habe sogar diese Russenhure aus dem Schleppernest befreit. Habe mich anschießen lassen, dass mir der Arm bald abfällt. Und trotzdem: Für Jule bin ich die Sau. Der Vergewaltiger. Sogar einen Mord traut sie mir zu. Klar, Roland war ein Arschloch. Aber er war auch mein Kumpel. Ich habe ihn nie verraten deswegen. Und ich hätte ihn nie töten können. Aber Jule traut mir das zu. Die traut mir jeden Scheiß der Welt zu. Warum nur?
    WARUM ?
    Ich sehe auf das Wasser unter mir. Luftblasen steigen auf. Langes rotblondes Haar umflort meine Hände. Anfangs hat sie sich noch heftig gewehrt, aber allmählich wird sie schwächer. Ich lasse sie wieder auftauchen.
    Japsend starrt sie mich an, mehr tot als lebendig, das Gesicht vom nassen Haar verdeckt.
    »Na, das ist böse, wie?«, frage ich sie leise. »Du willst mich ja unbedingt in dieser Ecke haben. Okay. Jetzt bin ich mal so. Genau der Böse, für den du mich immer gehalten hast. Und vielleicht gefällt es mir ja, das

Weitere Kostenlose Bücher