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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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dagegen, Bimbo?«
    Piet feixt. Er freut sich schon, denn es sieht ganz danach aus, als bekomme der Nigger gleich sein Fett weg.
    Doch der wendet sich von uns ab und wieder dem Angestellten am Tresen zu. »Ich muss dringend zum Johannisplatz, also bitte …«
    »Zum Johannisplatz will er«, ruft Piet und schnappt sich den verdutzten Neger, »der Bimbo. Sieh an, sieh an.«
    »Hey, Jungs. Macht keinen Ärger, ja«, mahnt die nichtrauchende Null am Tresen und geht etwas in Deckung.
    »I wo«, sage ich, packe den Nigger an seiner schicken Barbourjacke und ziehe ihn dicht zu mir heran. »Es ist nur so: Der Bimbo will zum Johannisplatz, nicht wahr? Und da soll er auch hin. Es gibt dort nämlich einen netten kleinen Friedhof.« Dann ramme ich ihm mein Knie in die Weichteile und meine Faust ins braune Arschgesicht. – Erziehung muss sein! Man drängelt sich nicht vor in Deutschland.
    Der Neger taumelt nach hinten und reißt dabei krachend ein Regal mit Chipstüten um.
    »Ts, ts«, mache ich grinsend zur Tresenkraft, »nun sehen Sie sich das an. Kann sich einfach nicht benehmen, der Bimbo. Tut glatt so, als wäre er daheim in Afrika.«
    »Ein weit gereister Mann«, höhnt Piet wiehernd und drischt dem Neger mit dem Fuß so brutal in die Magengrube, dass er aufjault, »muss sich erst mal ausruhen, was?«
    »Ja, aber erst nachdem er sich entschuldigt hat.« Ich schnappe mir den Bimbo und ziehe ihn wieder hoch. Blut läuft ihm aus der Nase. Schöner dunkelroter und dickflüssiger Saft.
    »Oh«, mache ich spöttisch, »mir wird schlecht. Ich kann kein Blut sehen.« Ich will ihm mit einem zweiten Faustschlag den Rest geben, doch plötzlich zeigt der Nigger ungeahnte Qualitäten und dreht mir blitzschnell und schmerzhaft den Arm auf den Rücken.
    Oh,  shit , denke ich erschrocken, während mein Kopf zwischen Süßigkeiten und Schokoriegeln am Tresen landet. Nicht dass der Kerl irgend so ein bürgerkriegserprobter Söldner aus dem Kongo ist oder ein arbeitsloser haitianischer Killer von Baby Docs Tonton Macoutes.
    Während er mich im Griff hat, hält er Piet einen aufklappbaren Ausweis hin und brüllt: »Oberkommissar Romeo Schwartz, Kripo Dresden! Ihr könnt wählen.« Er holt keuchend Luft und spricht ruhiger weiter. »Entweder ich verhafte euch Idioten wegen Angriffs und Widerstandes gegen die sächsische Staatsgewalt, oder wir alle vergessen, dass ich Beamter bin. – Also?« Er knallt mir sein Knie in den Rücken, dass ich fast aufschreie vor Schmerz. Scheiße, tut das weh! Aber eine Verhaftung wäre das Ende. Damit würde ich todsicher im Knast landen.
    »Vergessen wir«, krächze ich deshalb gepresst, »dass Sie Beamter sind, okay?«
    »Liebend gerne!« Der Polizeineger zieht mich vom Tresen weg und verpasst mir mit der Faust – links, rechts, links – drei kräftige Schläge, die mich rotieren lassen wie einen betrunkenen Kreisel. Zum Schluss gibt’s noch einen Handkantenschlag ins Genick und einen furchtbaren Tritt in die Magengrube.
    Heilige Scheiße! Mir wird abwechselnd schwarz und weiß vor Augen, und Luft kriege ich auch keine mehr. Zusammengekrümmt lande ich auf dem gewienerten Boden des Tankstellenshops.
    »Als Bulle darf ich das nämlich nicht«, keucht der Neger und tritt noch mal nach. »Du Arschloch!« Dann sieht er Piet an, der sich verängstigt zwischen zwei Regale mit Autopolitur und Scheibenwischerblättern geflüchtet hat.
    »Und du? Solltest du nicht besser im Bett bei Mutti sein?«
    »I-ich hab ein eigenes Zimmer«, stammelt Piet und tritt hastig den Rückzug an. »Ich g-geh dann mal, o-okay?«
    »Nacht«, knurrt der Negerbulle, und Piet flieht, als sei der Teufel hinter ihm her.
    Aus den Augenwinkeln und immer noch am Boden liegend beobachte ich, wie der Neger sich hinter dem Tresen am Videorekorder der Tankstelle zu schaffen macht. Vermutlich nimmt er das Band heraus, dass das Geschehen im Tankstellenshop aufgenommen hat.
    »Beschlagnahmt«, erklärt er knapp. »Kann ich jetzt zahlen?«
    »Sechs siebzig.« Der Tankstellenangestellte entriegelt eilig die Kasse.
    »Stimmt so.« Der Neger lässt ein paar Münzen auf den Kassenteller klingeln, vermutlich sieben Mark, und wischt sich mit einem Taschentuch das Blut aus dem Gesicht. Dann steigt er über mich drüber und verlässt mit seinem roten Benzinkanister den Shop.
    Mann, hatte der Kerl einen Schlag. Mir tut alles weh. Ich kann kaum aufstehen und schmecke Blut im Mund. Mit der Zunge teste ich, ob noch alle Zähne da sind. Aber er hat mir keinen

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