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Grenzwärts

Grenzwärts

Titel: Grenzwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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seiner Barbourjacke hoch.
    Was jetzt? Nachdenklich sah er die Straße hinunter. Kein Mensch, kein Licht, kein Auto weit und breit. Aber irgendwo da vorn, das wusste er, war eine Tankstelle, die die ganze Nacht geöffnet war.

23
    »ICH HAB NICHT EINGEPISST«,  beteuert Piet zum x-ten Male, »das ist nur Bier, verdammt! Ich hab’s verschüttet, als wir so plötzlich in Deckung gehen mussten. Ich mach mir doch nicht in die Hose, Mann!«
    Aber ich hätte mir beinahe in die Hose gemacht, denke ich, als da plötzlich dieses Rollkommando auftauchte. Was waren das für Typen? Die waren gut organisiert, das war handstreichartig, wie von langer Hand geplant. Und Roland hatte ganz recht mit seiner Frage: Warum haben die die Mädels mitgenommen?
    Ich muss rausfinden, wem das Münchner Autokennzeichen gehört. Dann hätte ich die Typen am Arsch und könnte sie mir einzeln vornehmen.
    »Wenn’s Pisse wäre, würde es riechen«, erklärt Piet. »Aber das ist nur Bier. Willste mal an meiner Hose riechen?«
    »Bin ich schwul, oder was?« Mensch, mir ist völlig egal, ob Piet nun Bier in der Hose hat oder sonst was. Damit muss er allein klarkommen.
    »Katenbachs Leute können das nicht gewesen sein«, überlege ich laut und sehe mir das Angebot von Alkoholika in den Regalen an. »Es ging nicht um den Bus. Die wollten die Mädels.«
    »Na ja, vielleicht wollen sie eine Party feiern«, mutmaßt Piet, »eine wilde  DVU -Sexorgie.«
    »Mit Russenweibern?« Ich schüttele den Kopf. »Nicht Katenbach. Der lässt nur arische Frauen in sein teutonisches Schlafgemach.« Ich nehme eine Flasche aus dem Regal. Nach all der Aufregung wäre ein Cognac nicht schlecht. Das Problem ist, dass das Zeug an Tankstellen immer so wahnsinnig teuer ist. Fast vierzig Märker die Pulle, die haben hier echt ein Rad ab.
    »Wie viel Kohle hast ‘n noch?«, frage ich Piet.
    »Zwanzig«, antwortet der, »wieso?«
    Ich zeige ihm die Flasche Cognac. »Teilen wir uns die?«
    »Alter!« Piet strahlt. »Nur vom Feinsten, was?«
    »Die haben wir uns verdient«, finde ich und trete an den Tresen.
    »Haben Sie auch getankt?«, fragt der Tankstellenangestellte, obgleich er es wissen müsste, denn neuerdings werden diese modernen Tanken alle videoüberwacht. Benzinklau ist verdammt schwierig geworden. Früher bei Minol war das kein Problem. Aber heute gucken sie nur auf ihren Monitor und spulen das Band zurück – zack, das war’s. Kaum eine Stunde später hast du die Bullen am Hals, weil die Kameras so eingerichtet sind, dass sie immer auch die Nummern der Autos an den Zapfsäulen filmen.
    Das Einzige, was noch geht, ist Benzinklau mit einem Kanister. Damit marschierst du an die Zapfsäule, schon tief die Kapuze im Gesicht, und machst das Ding in Ruhe voll. Bevor es hektisch wird. Denn flüchte mal mit einem Vierzig-Liter-Kanister vor einem wild gewordenen Tankstellenpächter, der sein Geld haben will. Das klappt nur, wenn dein Auto schön schattig außerhalb der Videoüberwachung in der Nähe geparkt ist.
    »Haben Sie nun getankt oder nicht?«, wiederholt die angestellte Tresenkraft ihre Frage.
    »Wir tanken Cognac«, antworte ich und reiche die Flasche rüber. »Und vier Päckchen Karo, bitte.«
    »Karokarokaro …« Der Angestellte steht vor dem riesigen Zigarettenregal und guckt ratlos.
    Ja, das Angebot ist unübersichtlich geworden in der westlichen Marktwirtschaft, gerade für zigarettenverkaufende Nichtraucher.
    »Ganz links unten«, helfe ich ihm auf die Sprünge, »die kleinen Schachbretter mit rotem Schriftzug.«
    »Das sind ja wirklich kleine schwarze Karos«, freut sich der Tankstellenangestellte, als hätte er noch nie so eine Schachtel gesehen, und schiebt mir vier davon über den Tresen. »Das macht dann …«
    Er will seine Kasse bedienen, als plötzlich ein – ich fasse es kaum – Neger mit einem kleinen roten Fünf-Liter-Plastikkanister hereinstürmt.
    »Verzeihung, aber mein Wagen …« Er packt einen Geldschein auf den Tresen und ignoriert uns. »Säule drei, bitte!«
    Piet und ich sehen uns an. Kann es sein, dass der Nigger sich hier eben ziemlich dreist vordrängelt?
    »Ich habe es sehr eilig«, erklärt er.
    »Wir auch, Bimbo«, mache ich klar und schiebe ihn entschieden beiseite, bevor ich mich der irritierten Tresenkraft zuwende. »Zahlen, bitte.«
    »Moment mal, Freundchen«, regt sich der Neger auf, »was hast du zu mir gesagt?«
    »Bimbo«, wiederhole ich ruhig und sehe ihm provozierend in die dunklen afrikanischen Augen. »Was

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