Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
günstig. Ich konnte nicht widerstehen, ein paar Steinchen ins Rollen zu bringen.“ Er zwinkerte Ian verschwörerisch zu.
„Das verstehe ich nicht. Was meinst du?“
„Ich meine, dass ich heute zum ersten Mal in meinem Leben ein Duell gewonnen habe und das ausgiebig feiern will.“ Galad zog ihn am Arm. „Es wartet ein Saal voll schöner Frauen auf uns. Und der Hälfte davon hast du einen Tanz versprochen!“
„Auf geht’s!“ Bennett schlug Ian auf die Schulter. „Gönn unserem Kleinen seinen Triumph.“
Kopfschüttelnd ging Ian hinterher. Er konnte mit Galad auch morgen noch sprechen. Er war sich sowieso nicht sicher, ob er die Antwort auf seine zweite Frage überhaupt hören wollte.
Der Vorfall im Herrenzimmer hatte sich in Windeseile im Festsaal herumgesprochen. Leider nahmen es die Gäste mit den Tatsachen nicht so genau, und Ian wurde nach kurzer Zeit nur noch als der neue Fechtmeister von Greystone vorgestellt. Seine Versuche, das richtig zu stellen, gab er bald als sinnlos auf. In seinen Tanzpausen nahm mehr als nur ein Lord ihn diskret beiseite, um ihm sein Leid über seinen im Schwertkampf talentlosen Sohn zu klagen. Scheinbar hatten die betroffenen Väter durch Galads Vorbild Hoffnung geschöpft, dass dieses in Adelskreisen sehr peinliche Defizit durch ihn behoben werden könnte. Ian wunderte sich über das große Interesse. Denn viele der Lords, die ihn angesprochen hatten, standen Greystone sehr kritisch – teilweise fast schon feindselig – gegenüber. Dann beschloss er, sich über die ganze Sache keine weiteren Gedanken zu machen. Schließlich würde er niemals Fechtmeister werden, denn nichts in der Welt würde Jake dazu bringen, seine Meinung zu ändern.
Am nächsten Tag hatte Ian erneut Probleme, wach zu werden. Diesmal lag es aber nicht am übermäßigen Weingenuss, sondern daran, dass er mit Bennett und Galad zusammen bis zum Schluss auf dem Fest geblieben war. Wider Erwarten hatte er das gesellschaftliche Ereignis genossen, und es hatte ihn – da musste er Galad recht geben – für ein paar Stunden von seinen Problemen abgelenkt.
Das späte Frühstück fiel kurz aus, da es für Ian Zeit wurde, sich für die Rückreise bereit zu machen. Galad hatte es arrangiert, dass er in der Kutsche eines alten Ehepaars mitfahren konnte, deren Burg in der Nähe von Greystone lag.
„Sie sind beide stocktaub. Daher sollte es eine ganz angenehme Fahrt für dich werden“, hatte Galad ihm mitgeteilt und mit ernstem Gesichtsausdruck hinzugefügt: „Ian, der Kutscher fährt dich weiter bis zum Haupttor von Greystone. Unterstehe dich, vorher auszusteigen und irgendeine Abkürzung zu Fuß durch den Wald zu nehmen, ja?“
Jetzt stand Ian im Burghof von Lionsbridge und verabschiedete sich von Bennett.
„Es war mir eine Freude, dich kennengelernt zu haben.“ Bennett klopfte ihm auf die Schulter. „Ich werde in nächster Zeit in Greystone vorbeikommen. Zum einen würde ich gerne Mal mit dir kämpfen, zum anderen“, er blickte in Galads Richtung, „muss ich dringend etwas für meinen Bruder tun.“
Ian nickte. „Das ist keine schlechte Idee.“ Dann ging er zur Kutsche, wo Galad auf ihn wartete. Es war seine letzte Gelegenheit, deshalb stellte er seine zweite Frage ohne Umschweife: „Was Travis gestern Abend über Joanna gesagt hat – reden alle so schlecht über sie?“
„Nein. Das war als Provokation für uns gedacht. Allerdings wäre es für ihren Ruf besser, wenn sie bald heiraten würde.“ Galad sah ihn an. „Na, wo bleibt denn dein üblicher Vorschlag, dass ich sie ehelichen soll?“
Gedankenverloren starrte Ian vor sich hin, und Galad legte ihm eine Hand auf den Arm. „Ian, wenn ich irgendeine Möglichkeit sehen würde, dir in dieser Sache zu helfen, würde ich es tun. Aber die Umstände sind -“
„Von was redest du?“
„Ach Ian, deine Augen haben dich schon lange verraten. Streite es nicht ab.“
Ian drehte sich um und stieg in die Kutsche. Er war nicht gewillt, mit Galad über seine Beziehung zu Joanna zu sprechen. Deshalb fragte er ihn herausfordernd: „Wenn wir schon beim Thema abstreiten sind – soll ich Jake etwas von dir ausrichten?“
Galads Gesichtszüge wurden hart. „Nein. Wenn du willst, kannst du ihm die Ankündigungen meines Vaters wiedergeben.“
Irritiert über Galads reserviertes Verhalten knallte Ian die Kutschentür zu. „Verdammt Galad, sei nicht so stur“, rief er durch das offene Fenster. „Wir alle vermissen dich in Greystone. Am
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