Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
Blauweizen angebaut hat. In einer der nächsten Stunden sollten wir Euer Werk hier auf Greystone bewundern. Aber für heute ist Schluss, ich wünsche Ihnen eine angenehme Mittagspause.“
Ian freute sich über das Lob, während er mit Laurentin zusammen zur großen Halle ging.
„Mir hat die Stunde gut gefallen“, sagte Laurentin. „Liegt vielleicht daran, dass die Landwirtschaft für uns so wichtig ist. Mein Vater hofft, ich bringe schon in den ersten Ferien im Herbst neue Ideen mit nach Hause.“
„Bist du Erstgeborener?“, erkundigte sich Ian.
„Ich bin sogar Einziggeborener.“ Laurentin schmunzelte. „Ich habe keine Geschwister. Mein Vater verspricht sich viel von meiner Ausbildung hier. Da unser Besitz nicht der größte ist, müssen die Erträge stimmen.“ Er schaute Ian bewundernd an. „Dein Vater muss mächtig stolz auf dich sein, dass du es geschafft hast, den Blauweizen anzubauen.“
Ian zögerte mit der Antwort. Sein Vater wusste bis heute nicht, dass die Bewässerungsanlage seine Idee gewesen war. Er glaubte, es sei Ronens Einfall gewesen, und sein Bruder hatte es nicht richtiggestellt aus Furcht, ihr Vater würde vor Zorn alles zerstören. Schließlich erwiderte er: „Mein Vater ist sehr stolz.“ Was auch stimmte – nur eben nicht auf ihn.
Nach der Studierzeit trafen sich alle Studenten in der Waffenhalle, wo Adamo schon auf sie wartete. Er bat die jungen Männer, sich für diesen ersten Probekampf ein hölzernes Übungsschwert zu nehmen und sich in einen inneren und einen äußeren Kreis aufzustellen. Auf sein Zeichen hin sollten jeweils die beiden Gegenüberstehenden miteinander kämpfen. Ians Partner war Laurentin. Laurentin hatte bereits im Umkleideraum bedrückt gewirkt und er merkte schnell, warum: Der junge Mann war ein miserabler Kämpfer. Ian passte sich seinem Niveau an und es entstand ein harmloser, aber fließender Kampf. Dankbar sah Laurentin ihn an.
Auf Adamos Zeichen endete diese erste Kampfrunde und die Männer im äußeren Kreis gingen einen Partner weiter. Ian, der im inneren Kreis stand, blieb stehen. Sein nächster Gegner war Alexander. Obwohl Alexander sehr gut mit dem Schwert umgehen konnte, war er keine Herausforderung für ihn, sodass er weiterhin Laurentin beobachten konnte. Laurentins neuer Partner war Dogan, ein hochgewachsener und durchtrainierter Student mit blonden Haaren. Dogan erkannte sofort, dass Laurentin absolut kein Gegner für ihn war und schlug ihm nach kurzer Zeit das Schwert aus der Hand. Laurentin hob es auf und der Kampf begann erneut. Doch nach einer Weile lag sein Schwert wieder auf dem Boden. Das Ganze wiederholte sich mehrmals, bevor der Glockenton die Runde beendete. Laurentin schwieg, aber er sah unglücklich aus. Ian ärgerte sich über Dogans Verhalten und sprach ihn an: „Warum schlägst du Laurentin ständig das Schwert aus der Hand? Das ist kein Duell, sondern nur eine Übung zum Warmmachen und Kennenlernen.“
Dogan bedachte Ian mit einem spöttischen Blick. „Erstens habe ich kein Interesse daran, Laurentin näher kennenzulernen, und zweitens wird ihm vom Bücken sicher warm.“
Da sein nächster Partner auf ihn wartete, konnte Ian nicht antworten. Nachdem alle Innen- und Außenstehenden gegeneinander gekämpft hatten, wandten sich nun die Nebeneinanderstehenden zum Kampf zu.
Als letzter Gegner trat Dogan auf Ian zu. „Oh, der gute Samariter “, sagte er und verzog den Mund zu einem höhnischen Grinsen. „Schau, mittlerweile habe ich alle kennengelernt und die meisten sind es nicht wert, dass man sich vorher warmmacht.“ Er musterte Ian. „Du bist doch der ohne Schulbildung. Dann ist das ja völlige Zeitverschwendung mit dir.“ Da Dogan absichtlich laut gesprochen hatte, blickten alle anderen nun auf sie. Einige der besseren Kämpfer lachten, alle schwächeren – darunter auch Laurentin – schauten Ian mitfühlend an. Dogan, der sich seines Publikums bewusst war, hob betont lässig sein Schwert zum ersten Schlag, nur um es sofort auf dem Boden wiederzufinden. Wütend funkelte er Ian an, hob es auf und holte erneut aus. Dieser Angriff dauerte zwar länger, doch schließlich lag seine Waffe zum zweiten Mal auf der Erde.
Freundlich sah Ian ihn an. „Vielleicht solltest du dich das nächste Mal doch aufwärmen?“
Das Klingeln der Glocke, welches das Ende des Kampfes und auch des Fechttrainings anzeigte, verhinderte Dogans Antwort. Er warf Ian einen grimmigen Blick zu und verschwand mit den anderen Studenten im
Weitere Kostenlose Bücher