Griechisches Feuer
nehmen. Damit hatte Grace nicht gerechnet. Sie hatte gedacht - gehofft -, dass er sie in seine Arme schließen und ihr versichern würde, dass er sie liebe und ihr nie solchen Schmerz zufügen werde.
"Auf jeden Fall verschieben. Ich brauche Zeit zum Nachdenken."
"Das kannst du nicht tun!"
"Was?" protestierte Grace. "Aber sicher kann ich das.
Constantine, du musst..."
"Ich muss!" wiederholte er gefährlich ruhig. "Ich glaube, da irrst du dich, liebe Grace. Ich muss gar nichts. Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Jetzt bist du an der Reihe."
"Constantine..."
Und plötzlich geschah es. Sie sah in sein entschlossenes Gesicht, in seine hart blickenden Augen und...
Der Raum begann sich um sie zu drehen. Mühsam streckte Grace die Hand aus und hielt sich an einem Sessel fest. Es konnte einfach nicht wahr sein! Bitte, bitte, lass es nicht wahr sein!
Für einen Moment glaubte Grace, etwas in seinen Augen gesehen zu haben. Unsicherheit vielleicht, nein, es war etwas ganz anderes, etwas, das er bis jetzt gut hatte verbergen können.
Angst ... und ... und ...
Und Schuldgefühle, sagte eine innere Stimme. Grace stockte der Atem.
Dann blinzelte Constantine, und der Ausdruck in seinen Augen war verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben. Aber sie hatte es gesehen, und nichts konnte sie jetzt noch davon überzeugen, dass er die Wahrheit gesagt hatte.
"Ich möchte nach Hause", sagte sie müde. Sie hatte keine Kraft mehr.
Und was sie wirklich erschreckte, war, dass Constantine nicht widersprach. Sie hatte sich mit ihren letzten Willensreserven auf einen Streit eingestellt - nur um jetzt festzustellen, dass es keinen geben würde. Constantine drehte sich einfach um und griff zum Telefonhörer.
"Ich rufe dir ein Taxi." Grace konnte kein Anzeichen von Reue entdecken. "Ich würde dich ja fahren, aber ich bezweifle, dass du Wert darauf legst."
Doch das war nicht das Ende. Paula gab schließlich zu, dass sie gelogen hatte. Grace' Vater konnte sie dazu überreden, endlich die Wahrheit zu sagen. Er bearbeitete sie so lange, bis sie eingestand, dass sie auf Grace furchtbar eifersüchtig gewesen war.
"Alles an dir ist so verdammt perfekt! Du bist so groß, so schlank und blond und der Traum aller Männer. Kein Mann hat mich auch nur angesehen, wenn du mit mir im gleichen Zimmer warst. Und wenn ich einen Freund mitbrachte, dann konnte ich sicher sein, dass er sich von dem Moment an, da er dich das erste Mal sah, nur noch für dich interessierte. Und ich bekam dann immer zu hören: ,Das ist deine Schwester? Ihr seht euch ja überhaupt nicht ähnlich.' Ich hätte schreien können!"
"Aber Paula, das ist doch nicht meine Schuld!" Grace war entsetzt über den Hass, der ihr entgegenschlug. "Das ist mir nie aufgefallen."
"Natürlich nicht", höhnte Paula. "Meine über alles geliebte Schwester hatte nichts Besseres zu tun, als mit jedem Mann zu flirten, an dem mir etwas lag. Ich habe es gesehen, und es hat mich zutiefst verletzt. Und ich habe geschworen, es dir heimzuzahlen. Eines Tages würde ich dir einen Mann wegschnappen, genau so wie du es bei mir so oft getan hast."
Und dieser Mann war Constantine gewesen. Eifersüchtig hatte Paula abgewartet und genau an dem Punkt den entscheidenden Zug gemacht, an dem die Wirkung am verheerendsten gewesen war.
Aber Grace trug Paula nichts nach. Sie war so froh, dass sich alles aufgeklärt hatte. Jetzt stand nichts mehr zwischen ihr und Constantine. Ihre Hochzeit würde wie geplant stattfinden. Sie liebte ihn und konnte es gar nicht erwarten, seine Frau zu werden.
Doch es sollte anders kommen.
5. KAPITEL
Das Geräusch einer zuschlagenden Autotür ließ Grace plötzlich hochschrecken und vertrieb die düsteren Gedanken.
Sie sprang auf, lief zum Fenster und zog die Vorhänge beiseite.
Es war tatsächlich Constantine. Er hielt einen großen Blumenstrauß in der Hand und hatte es anscheinend sehr eilig, zu ihr zu kommen, denn er nahm zwei Stufen auf einmal.
Voller Freude lief Grace zur Tür. Was störte es sie, dass er so spät kam? Er war da, und das allein zählte.
"Endlich!"
Sie konnte ihre Freude nicht verbergen, als sie ihm die Tür aufmachte. Bewundernd blickte sie ihn an. Er trug einen maßgeschneiderten schwarzen Abendanzug, ein blütenweißes Hemd und eine dezente burgunderrote Krawatte. Er war ganz der Geschäftsmann. Constantine Kiriazis von der Kiriazis Corporation. Der Mann, der Firmen wie die Werbeagentur, für die Grace arbeitete, noch vor dem Frühstück aufkaufte.
"Ich
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