Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Bier. »Aber die Silvie … die Silvie ist da ganz anderer Meinung«, sagt er weiter.
Der Wolfi schüttelt den Kopf und poliert seinen Tresen.
»Weiber!«, brummt der Metzger.
»Ja, Weiber sind einfach undurchschaubar. Unberechenbar eigentlich. Die machen doch sowieso mit uns, was sie wollen. Eine Gemeinheit ist das, eine bodenlose!«, sagt der Flötzinger.
»Richtig! Die reinste Misshandlung. Menschenunwürdig, sag ich dir«, pflichtet ihm der Simmerl bei und hört nichtauf, in sein Bierglas zu starren. Der Rudi starrt auf seine Kronjuwelen.
Dann geht die Tür auf und die Susi kommt rein. Dem Flötzinger huscht so ein Hauch Frohsinn übers Gesicht.
»Hallo, Susi«, sagt er. »Hast du vielleicht zufällig die Silvie mit dabei?«
»Nein, du schwanzgesteuertes Arschloch«, knurrt ihn die Susi jetzt an. »Geh heim, zu deiner Familie, wo du hingehörst. Unglaublich, wie die arme Mary dich nur ertragen kann. Ich … ich hätte dich schon lang vor die Tür gesetzt, du alter Lustmolch!« Sie ist ganz aus dem Häuschen.
Der Flötzinger hat jetzt irgendwie keine Lust mehr. Trinkt sein Bier aus und geht.
»Kommst du?«, schaut mich die Susi dann auffordernd an.
»Du, Susi«, sag ich fast ein bisschen eingeschüchtert. »Ich hab heut einen Gast hier. Noch dazu einen verletzten. Den kann ich unmöglich seinem Schicksal überlassen, verstehst?«
Sie versteht mich auf Anhieb. Dreht sich um, schmeißt ihr Haar zurück und bestellt sich ein Bier.
»Das war eine ziemlich astreine Sache, diese wechselseitigen Morde«, sagt dann der Rudi und nimmt einen Schluck.
»Kann man so sagen.«
»Die zwei … die haben ja wirklich an alles gedacht. Dreamteam quasi«, grinst er noch ein bisschen gequält.
»An fast alles«, muss ich widersprechen.
»Ja, gut. Sie konnten natürlich nicht mit unseren extrem gesegneten Spürnaserln rechnen. Trüffelschweine Dreck dagegen.«
»Nein, das konnten sie nicht.«
Die Susi steht drüben am Tresen und ratscht mit dem Simmerl und dem Wolfi. Und die Stimmung ist plötzlich großartig. So ab und zu schaut sie mal her zu mir.
»Machst noch zwei Halbe«, sag ich so zum Wirt, wie ich mich dazugesell.
»Bist du sicher?«, fragt die Susi ganz leise.
»Wieso?«, will ich wissen und streich ihr eine Strähne aus der Stirn.
»Wie wär’s denn mit schnackseln?«, sagt sie noch viel leiser.
Ich zahl meine Zeche und wir brechen auf.
»Du kennst ja den Weg!«, ruf ich dem Birkenberger über die Schulter. Der nickt und tippt sich ans Hirn.
Am nächsten Tag in der Früh fahr ich ziemlich siegessicher in die PI Landshut, um mich für meinen triumphalen Ermittlungssieg feiern zu lassen. Zuerst mögen sie ja nicht recht, die werten Kollegen. Keinerlei Reaktion. Wirklich. Nullkommanix. Erst wie ich durch die Gänge schreie, kommen sie in die Puschen.
»Hey, was ist los mit euch? Ich hab diesen dubiosen Barschl-Fall für euch aufgeklärt. Da könnte man schon ein bisschen Schulterklopfen erwarten!«
Sie kommen und klopfen mir auf die Schulter. Alle. Thin Lizzy zuallererst. Sie bittet mich in ihr Büro.
»Ehrlich gesagt, hätt ich Ihnen das nicht zugetraut«, sagt sie und stellt mir ein Kaffeehaferl hin. »Nicht, dass Sie mich falsch verstehen. Aber wir haben uns hier den Arsch aufgerissen, und dann kommen Sie und lösen so nebenbei, so quasi beim Spazierengehen, den Fall«
»Beim Kaffeekränzchen«, korrigier ich sie.
Sie schüttelt den Kopf und lässt sich in ihren Bürostuhl plumpsen.
»Wie haben Sie das gemacht, Eberhofer?«, fragt sie ganz eindringlich.
»Mei«, sag ich zugegebenermaßen etwas geschmeichelt.»Jahrelange Erfahrung halt. Da hocken schon einige hinter Gittern, die mir das auch nicht zugetraut haben und trotzdem auf meine Rechnung gehen.«
Ich nehm einen Schluck Kaffee und lehn mich behaglich zurück. Und ein bisserl selbstgefällig vielleicht.
»Wem sagen Sie das! Aber … aber so ein Kollegenmord ist doch noch mal eine ganz andere Nummer, nicht wahr. Das trifft einen ja … wie soll ich sagen … schon beinah persönlich. Fast, wie wenn ein Bruder ermordet worden wäre, oder?«
Ich muss an den Barschl denken.
»Ein Bruder? Ja, das kommt hin«, sag ich noch so.
»Ja«, sagt sie ganz mitfühlend und steht auf. »Für mich ist der Aufenthalt hier dann wohl zu Ende. Ich bedanke mich jedenfalls für Ihre Mitarbeit, auch wenn sie nicht direkt angefordert war.«
Wir schütteln uns die Hände und ich geh.
Dann schau ich noch beim Stopfer rein, der ist aber nicht da. Krank, heißt
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