Griffin, Forrest u. Krauss, Erich
geschlagen haben, merkt man, dass ein bisschen Blutverlust nicht gleich bedeutet, dass man zwischen Leben und Tod schwebt. Selbst wenn man eine ordentliche Pfütze seines Lebenssaftes (des anderen Lebenssaftes, ihr Dummköpfe) auf dem Pflaster zurücklässt, ist man noch weit davon entfernt, in den ewigen Schlaf zu sinken.
Als ich in die Highschool kam, war ich schon daran gewöhnt, zusammengeschlagen zu werden und zu bluten. Mit die blutigste Tracht Prügel bekam ich einmal in der Umkleide vor dem Basketballtraining. Ich war dabei, mich mit der Mannschaft umzuziehen, als der Oberspacken, der es sich zum Lebensinhalt gemacht hatte, mich zu drangsalieren, zu lästern begann, mein T-Shirt sei zu eng und meine Shorts zu kurz. Er hackte schon seit Jahren auf mir herum, und nun flog bei mir die Sicherung heraus. Ich wusste, dass seine Mutter vor Kurzem gestorben war, also drehte ich mich zu ihm um und sagte das Übelste, was ich überhaupt hätte sagen können.
»Fühlst du dich jetzt besser?«, fragte ich ihn und blickte ihm dabei in die Augen. »Lenkt dich das davon ab, dass deine Mutter gerade von Maden aufgefressen wird?«
Ziemlich krank, ich weiß. Aber ich war es satt, gepiesackt zu werden. Er warf mich augenblicklich zu Boden und verprügelte mich nach Strich und Faden. Ich war zwischen einer Sitzbank und den Spinden eingeklemmt und versuchte noch nicht einmal, mich zu verteidigen. Obwohl er mir immer wieder mitten ins Gesicht schlug, lachte ich mich schlapp, weil ich wusste, dass ich ihm den härteren Schlag versetzt hatte, egal, wie brutal er mich jetzt schlug. Körperliche Schmerzen kämen nie an das heran, was ich ihm gerade angetan hatte. Die anderen Spieler in der Kabine hatten gar nicht mitbekommen, was los war, und zerrten ihn daher von mir weg. Meine Nase war ziemlich übel verbogen, und ich war blutüberströmt, aber es schien nichts Schlimmeres passiert zu sein, denn ich konnte gar nicht aufhören zu lachen.
In meiner verschrobenen Einstellung zum Bluten solltet ihr mir lieber nicht nacheifern, denn das führt sehr wahrscheinlich dazu, dass ihr Prügel riskiert und womöglich ein ebenso kaputtes Gesicht verpasst bekommt wie ich. Aber wenn ihr Kämpfer werden wollt, ist die Angst vor Blut ein Hindernis. Ich habe eine Menge Kampfsportler mit dieser Phobie gesehen – sobald sie eine kleine Platzwunde haben, fangen sie an, sich auf der Suche nach Blut im Gesicht herumzutupfen. Manchen schlackern die Knie, andere geben gleich ganz auf. Ungelogen, ich habe Typen wegen eines Cuts aufgeben sehen, und das nicht nur in den Anfangstagen. Ich habe auch erlebt, dass Kämpfer völlig überreagieren, wenn sie ihrem Gegner eine Schramme zufügen. Anstatt den Cut als das zu sehen, was er ist – ein kleiner Riss in der Haut des Konkurrenten, der seine Kampffähigkeit nicht im Mindesten einschränkt (es sei denn, die Wunde ist über dem Auge) –, verhalten sie sich, als hinge dessen Leben am seidenen Faden, trauen sich nicht mehr zuzuschlagen und lassen Konter zu. (Ich persönlich blute lieber selbst, als einen blutenden Gegner zu haben, da ich nicht weiß, wo er sich herumgetrieben hat. Ich habe gesehen, was für Frauen manche Kampfsportler ficken – es ist grausig.) Andersherum ist es jedenfalls besser, nämlich auf Blut zu stehen, so wie Penn.
Sicher werdet weder ihr noch euer Gegner im Ring verbluten. Ein erwachsener Mann hat im Schnitt etwa sechs Liter Blut im Körper. Wenn man einen halben Liter verliert, fühlt man sich eventuell etwas schummrig. Ein Liter, und man spürt leichten Schwindel und fröstelt vielleicht etwas. Erst nach anderthalb Liter Blutverlust beginnt der Körper zu dekompensieren. Wie viel sind anderthalb Liter? Eben anderthalb Liter. Das ist verdammt viel Blut! Dass euch aus einer Platzwunde am Kopf auch nur ein halber Liter läuft, ist äußerst unwahrscheinlich. Es ist also reine Einbildung, wenn euch dabei unwohl wird und euer Herz immer schwächer schlägt. Glaubt mir, der Ringrichter wird den Kampf abbrechen, lange bevor ihr verblutet. Und wenn nicht, wärt ihr immerhin der ehrenvolle Erste.
Wenn ihr euch also einen Cut einfangt, solltet ihr ihn nachher so schnell wie möglich versorgen. Ihr glaubt vielleicht, dass ein Klumpen Narbengewebe über dem Auge cool aussieht, aber Narbengewebe ist weniger reißfest als normale Haut und platzt daher gerne beim nächsten Treffer wieder auf. Nehmt zum Beispiel mein Gesicht – das Ding ist mit Narben übersät, und man muss es nur berühren,
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