Griffin, Forrest u. Krauss, Erich
– vor den Punktrichtern verbergen. Wenn ich am Ende einer Runde in einer dominanten Position bin, mache ich mich in aller Gelassenheit frei und gehe schön ruhig in meine Ecke. Nach der ersten Runde fällt mir das oft sehr schwer, weil sich mein Adrenalinspiegel im Höhenflug befindet, aber ich zwinge mich zur Langsamkeit, um den Zuschauern ein bestimmtes Tempo vorzugeben. Dieses Tempo erhöhe ich nur dann, wenn ich am Ende einer Runde in einer ungünstigen Position bin. In diesem Fall springe ich rasch auf, um den Punktrichtern meine körperliche Unversehrtheit zu zeigen, und schlendere dann gemütlich in meine Ecke. Am Ende der fünften Runde, wenn ich gar nicht mehr anders als langsam gehen kann, wirke ich dann immer noch so ausgeruht wie zu Beginn des Kampfes.
Natürlich macht es bei den Punktrichtern einen guten Eindruck, wenn ihr in eure Ecke zurückrennt und euch nicht einmal hinsetzt, aber im Allgemeinen werden Kämpfe danach beurteilt, wie sie enden, und nicht nach ihrem Anfang. Folglich müsstet ihr nach jeder Runde rennen und stehen bleiben. Wenn ihr dazu nicht mehr die Energie habt, nehmen die Punktrichter an, dass ihr völlig geschafft seid. Es tut nichts zur Sache, dass euer Gegner sich auch kaum mehr auf den Beinen halten kann – wenn er nach jeder Runde langsam gegangen ist und sich hingesetzt hat, ist es schwer zu sagen, ob er jetzt erschöpft ist oder nicht. Befolgt also lieber meinen Rat, und entspannt euch, sobald die Glocke ertönt. Auch wenn in den Pausen zwischen den Runden keine Punkte vergeben werden, werdet ihr doch beurteilt. Nur durch Beständigkeit könnt ihr verhindern, dass diese Beurteilung ungünstig für euch ausfällt.
Vertrauen ist gut, Kontrolle kann dir den Arsch retten
Als ich vor einigen Jahren mit ein paar Typen aus dem Hardcore Gym in Athens einen trinken war, wettete ich mit ihnen, dass ich hundert Chicken Wings auf einmal essen könnte. Es fiel mir immer ziemlich leicht, für Kämpfe zu trainieren, und ich dachte deshalb, ein Wettessen wäre ebenfalls ein Klacks für mich. Größtenteils war es das auch. Ich knabberte 50 Wings bis auf die Knochen ab und fühlte mich absolut geschmeidig! Wir hatten für den Abend noch allerlei coole Sachen geplant, und ich wollte nur noch die restlichen 50 wegputzen, bevor wir weiterzogen. Die nächsten 25 Wings, die die Kellnerin mir vorsetzte, waren allerdings scharf gewürzt. Scharfes vertrage ich nicht gut, und meine Freunde wussten das. Damit ich das feurige Fleisch besser hinunterspülen konnte, bestellten sie mir New Castle, eine schwerere Biersorte. Nach zwei großen Gläsern orderten sie Chocolate Martinis – in der Annahme, der Zucker würde mich wach machen. Ich trank drei davon. Nachdem ich 75 Wings geschafft hatte, fühlte ich mich überhaupt nicht mehr geschmeidig. Mit einem in Bier und Schokoladenmartini schwimmenden Fleischberg im Bauch konnte ich unmöglich die restlichen Wings verdrücken oder mich in die anstehenden Party- und Sexabenteuer stürzen. Mir war so schlecht, dass ich mehrere Stunden auf dem Boden der Bar liegen bleiben musste. Immer wieder murmelte ich: »Oh Gott, ich hab einen Fehler gemacht«, und versprach dem lieben Herrn Jesus inständig, dass ich mich nie wieder auf ein Wettessen einlassen würde.
Rückblickend sehe ich den Fehler aber nicht in der Annahme der Wette, sondern in der Annahme der Ratschläge meiner bescheuerten Freunde. Wäre ich bei Sinnen gewesen, hätte ich einsehen müssen, dass es meinem Vorhaben nur abträglich sein konnte, literweise schweres Bier und Likör zu trinken. Aber in der Hitze des Gefechts tritt die Vernunft nur selten auf den Plan. Wenn man erschöpft und leicht ausgelaugt ist, erscheint einem jeder Rat von außen wie ein guter Rat. Schließlich kommt er aus einem anderen Blickwinkel, und irgendwie hält man den anderen Blickwinkel für klarer und besser als den eigenen.
Solche Entgleisungen kommen nicht nur bei kindischen Wetten vor – beim Kampfsport passiert so etwas ständig. Ihr habt Grappling-Trainer, Boxtrainer, Kraft- und Ausdauertrainer – ihr habt alle möglichen Trainer, die alle ihre eigene Meinung darüber haben, was ihr zu tun und zu lassen habt. Mit so vielen Trainern arbeiten zu können ist in einem gut organisierten Studio sehr hilfreich, denn dort arbeiten die Trainer gemeinsam an eurem Trainingsplan. Aber manchmal prallen die Egos auch aufeinander. Jeder Trainer kennt sich auf seinem eigenen Gebiet besser aus als die anderen und neigt
Weitere Kostenlose Bücher