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Griffin, Forrest u. Krauss, Erich

Griffin, Forrest u. Krauss, Erich

Titel: Griffin, Forrest u. Krauss, Erich
Autoren: Voll auf die Zwölf
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dritt hoch und warfen ihn erneut den Abhang hinunter. Kaum hatten sie seinen dürren Körper losgelassen, stürzten sie auf den Jeep zu, um außer Reichweite zu sein, bevor der Wicht heraufkrabbeln und sie erneut angreifen konnte.
    Sie hechteten alle drei in den Wagen, als flüchteten sie sich vor einem furchtbaren Gemetzel. Der Fahrer schmiss den Motor an und gab Gas. Als wir davonbrausten, warf ich einen Blick zurück. Ich sah den Kleinen hinter der Hügelkuppe auftauchen, und mir lief ein Schauer über den Rücken. Sein Gesicht war blutverschmiert, sein Hemd zerrissen und voller Grasflecken, aber in seinem Blick war nicht die Spur einer Emotion. Anstatt sofort zur Polizei zu rennen, klopfte er sich den Dreck ab, setzte seine Brille wieder auf, nahm seine Bücher und ging einfach fort, vermutlich nach Gryffindor oder Hogwarts oder wohin auch immer. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass dieses Kerlchen nicht nur der coolste Typ der Welt war, sondern auch der härteste und zäheste Fighter, den die Welt je gesehen hatte.
    Mit Zähigkeit kann man es weit bringen, besonders beim Kämpfen. Auch meine Schläge und Submissions sind bestimmt nicht die besten der Welt. Der Grund, warum ich die meisten meiner Kämpfe gewonnen habe, ist, dass ich zu dumm zum Nachgeben bin. So war ich schon immer. Als ich klein war, ging meine Mutter zur Abendschule und überließ mich deshalb am Nachmittag einer Gruppe älterer Jungen, mit denen ich spielen sollte. Als sie mich aber eines Tages abholen kam, sah sie, wie mich die anderen immer wieder ins Gebüsch schubsten. Wie jede gute Mutter stürmte sie auf die Jungen zu und fragte, was das solle.
    »Er ist doch noch klein!«, rief sie.
    Sofort gingen alle in die Defensive. »Das verstehen Sie falsch. Wir spielen king of the hill 1 , und er hört nicht auf anzugreifen.«
    Ich behaupte nicht, dass Menschen, die nie aufgeben, anderen Menschen überlegen sind. Im Gegenteil, in bestimmten Situationen kann das durchaus schädlich sein. Aber beim Kämpfen ist eine solche Einstellung ein entscheidender Vorteil. Wenn einem der Gegner 15 heftige Schläge ins Gesicht verpasst und man lächelt, als ob das Ganze ein Spaß wäre, macht ihn das kirre im Kopf. Schließlich besitzen die allermeisten Menschen einen leicht erreichbaren Hebel im Hirn, mit dem man ihr System von »Kampfmodus« auf »Fluchtmodus« umschalten kann. Jeder weiß, wie der Fluchtmodus im Oktagon aussieht – er äußert sich beispielsweise in hektischen Rückzugsbewegungen, Sich-am-Gegner-Festklammern in Bodenlage oder sogar darin, dass man dem Gegner einen Arm anbietet, damit er dem Kampf mit einer schnellen Submission ein Ende macht. Wenn man aber wüste Prügel einsteckt und sich trotzdem weigert, in den Fluchtmodus umzuschalten, wird der Gegner irgendwann Zweifel daran bekommen, ob man überhaupt einen Fluchtmodus hat. Dann wirkt man eher wie ein wütendes wildes Tier als wie ein Mensch. Und die meisten von uns fürchten wütende Wildtiere, weil diese keine Vernunft besitzen. Ich würde gerne einmal mit einem Bären oder einem Pavian kämpfen, wenn ich wüsste, dass wir an einem gewissen Punkt einvernehmlich sagen könnten: »Okay, das reicht, hier machen wir Schluss und gehen nach Hause.«
    Aber wütende wilde Tiere tun das nicht. Sie kämpfen nicht einfach so; sie kämpfen immer bis zum bitteren Ende. Und wenn man dann tot im Dreck liegt, gehen sie noch einen Schritt weiter, indem sie einem die Genitalien abreißen und auffressen.
    Wenn man einen solchen Gegner vor sich hat, kann man den Kampf nicht mehr als Sport sehen – man sieht ihn dann als Überlebenskampf, und darauf sind viele Kampfsportler nicht gefasst. Sie zerbrechen daran mental. Wanderlei Silva ist das perfekte Beispiel für ein wildes Tier im Ring. Egal, wie oft und wie heftig er getroffen wird – solange er nicht bewusstlos ist, attackiert er mit allen Mitteln. Der Typ kämpft wie ein Neandertaler, und das ist verdammt einschüchternd, denn um ihn zu stoppen, muss man ihn fast umbringen.
    Die faszinierendsten Kämpfe sind die, bei denen zwei Gegner mit der gleichen Alles-oder-nichts-Einstellung aufeinandertreffen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Kampf zwischen Diego Sanchez und Karo Parisyan bei der UFC Fight Night 6 . Beide Kontrahenten gingen mit der Strategie in den Kampf, alles zu geben, bis der andere aufgibt, und hielten alle drei Runden durch. Ich war schon vom Zuschauen völlig fertig. Ein anderes Beispiel ist mein Kampf gegen Stephan Bonnar.
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