Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Griffin, Forrest u. Krauss, Erich

Griffin, Forrest u. Krauss, Erich

Titel: Griffin, Forrest u. Krauss, Erich
Autoren: Voll auf die Zwölf
Vom Netzwerk:
Informatik-Fakultät zu ärgern. Und so cruisten wir, knapp eine halbe Tonne Muskelmasse, Fett und Übermut, über den Campus. Mir war erst nicht ganz klar, was meine Sportsfreunde vorhatten, bis einer von ihnen plötzlich aus dem fahrenden Jeep sprang und auf den einzigen Menschen weit und breit zulief. Die Zielperson war zufälligerweise der größte Streber, den ich je gesehen hatte. Und mit dieser Bezeichnung meine ich nicht die Tatsache, dass er mehr Hirn hatte als wir alle zusammen und im Gegensatz zu uns tatsächlich studierte. Nein, er war 1,75 Meter groß, wog bestenfalls 55 Kilo und trug ein Button-down-Hemd mit einem Plastikfutteral in der Brusttasche, in dem ein halbes Dutzend Stifte steckte. Und das war noch nicht alles. Er hatte eine Hornbrille auf der Nase und einen Bücherstapel im Arm, den er wie ein Schulmädchen an seine Brust presste. Im Ernst, er war der armseligste Typ, den man sich denken kann.
    Und was machte der Holzkopf, der aus dem Jeep gesprungen war? Er ging auf das Kerlchen zu, schlug ihm die Bücher aus der Hand und fing an, ihn auszulachen und zu beschimpfen. »Schwachmat, Wichser, Spasti« – er gab dem Kleinen Saures. Ziemlich bald riet ich zum Abhauen, und um unseren Abgang zu beschleunigen, warf ich ein, dass sicher bald die Bullen auftauchen würden. Ich rechnete damit, dass dieser kleine, schmächtige Kerl jaulend und Haken schlagend wegrennen würde, was meinen dämlichen Kumpel dazu verleitet hätte, ihm nachzujagen. Es wäre ein entsetzlicher (wenn auch irre komischer) Anblick gewesen: ein 110 Kilo schwerer Footballer auf der Jagd nach einem halb so schweren Jüngelchen, herumfliegende Kugelschreiber und so weiter. Aber unser Bücherwurm wollte es anders. Aus heiterem Himmel stürmte er auf Kollege Vollpfosten los und schlug auf ihn ein.
    Ich dachte, ich sehe nicht richtig. Der Footballspieler war ein derartiger Schrank, dass man selbst mit zehn Mann Rückendeckung zweimal darüber nachgedacht hätte, ihn anzugreifen. Und dieser Kleine war ganz allein; seine Fäustchen schwirrten durch die Luft wie lästige Mücken. Bevor er auch nur einen Treffer landen konnte, fing er sich eine ein und ging zu Boden. Ich dachte, das wär’s gewesen. Der Kleine hatte wahrscheinlich zu viele Kung-Fu-Filme gesehen und hielt sich deshalb für einen Helden. Karate Kid oder so. Wir alle dachten, dass er nach diesem Schlag ins Gesicht das Weite suchen würde. Aber es kam anders. Der Treffer hatte ihn offenbar erst richtig in seiner Ehre gekränkt. Wie ein Stehaufmännchen sprang er auf und griff erneut an.
    Inzwischen war noch einer der Jungs aus dem Jeep gesprungen. Er packte den Kleinen am Hals, zerrte ihn zu einem grasbewachsenen Abhang und stieß ihn hinab. Der Streber purzelte Hals über Kopf hinunter, blieb aber nicht wie erwartet als Häufchen Elend unten liegen. Nein, er kam den Hang heraufgestürmt. Oben angekommen, hielt er kurz inne, nahm beiläufig die Brille ab, legte sie ins Gras und ließ seinen Blick zwischen den beiden Angreifern hin- und herwandern. Die fünf Worte, die er dann hervorzischte, haben sich auf ewig in mein Gedächtnis eingebrannt:
    »ICH BIN BEREIT ZU STERBEN!«
    Dann setzte er zum Angriff auf 220 Kilo Muskelmasse an. Er rannte frontal gegen einen der beiden und rammte ihn mit dem Rücken gegen den Jeep, was eine ordentliche Beule hinterließ. Da wurde der Fahrer natürlich sauer und stieg aus, um ebenfalls an der Keilerei mitzumischen. Zu dritt machten sie sich nun daran, dem Streber die Scheiße aus dem Arsch zu prügeln. Immer wieder warfen sie ihn zu Boden und traten von allen Seiten zu, aber jedes Mal, wenn sie von ihm ablassen wollten, sprang der Kleine wieder auf und kam hinter ihnen her. Dann prügelten sie erneut auf ihn ein. Der Kleine schlug ununterbrochen mit aller Kraft um sich und wehrte sich mit allen Mitteln. Ich drängte die Idioten indessen dazu, endlich die Biege zu machen.
    Allmählich sah ich in den Augen meiner Möchtegern-Footballer Angst aufkeimen. Nicht etwa davor, dass dieser Schwächling ihnen mit seinen Fäusten Schaden zufügen könnte, nein – sie erschraken vor seiner Tapferkeit. Diesen Schlaumeiern dämmerte auf einmal, dass sie an einen geraten waren, mit dem sie so wenig fertig werden würden wie mit einer Zehn-Kilo-Pizza. Der Streber wollte tatsächlich lieber sterben als aufgeben. Und solange sie nicht so weit gehen würden, ihn wirklich zu töten , konnten sie diesen Kampf nicht gewinnen. Schließlich hoben sie den Kleinen zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher