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Griffin, Forrest u. Krauss, Erich

Griffin, Forrest u. Krauss, Erich

Titel: Griffin, Forrest u. Krauss, Erich
Autoren: Voll auf die Zwölf
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Der ganze Kampf fand in unseren Köpfen statt. Drei Runden lang hagelte es ununterbrochen Schläge und Tritte. Nur der Gedanke daran, den anderen allein durch Zähigkeit brechen zu können, ließ uns weitermachen. Ich habe inzwischen mit ihm über den Kampf gesprochen und festgestellt, dass wir witzigerweise den gleichen Gedanken hatten: Ich erwische ihn mit ein paar guten Treffern, und das wird ihm irgendwann zu viel. Er muss nachgeben. Aber wir waren beide zu dumm zum Nachgeben.
    Wie ihr diese Toughness entwickeln könnt? Die Antwort ist einfach: Ihr müsst etwas tun, bei dem Körper und Geist danach schreien aufzuhören – und dann trotzdem weitermachen (Psycho-Fritzen nennen das kognitive Verhaltenstherapie oder so). Ich selbst trainiere das mit dem Laufband. Alle zwei Tage lasse ich das Gerät mit 20 km/h laufen und absolviere drei Fünf-Minuten-Intervalle. Dieses Tempo so lange zu halten ist nicht leicht – es ist entsetzlich, absolut grauenhaft. Aber indem ihr euch über eure Schmerzgrenze hinausbewegt, härtet ihr euch ab. Ihr beweist euch selbst, dass Schmerz nichts weiter ist als eben Schmerz. Mit jeder solchen Übung überschreitet ihr eine Grenze, an der die meisten Leute sich eher wie ein Embryo zusammenkrümmen und zu beten beginnen würden. Wenn ihr nicht so fit seid, müssen es auch nicht 20 km/h sein. Ihr könnt auch mit 13 km/h laufen, es ist nur wichtig, dass ihr euch ein hohes Ziel setzt. Wenn 13 km/h zu einfach werden, steigert ihr auch auf 15 km/h. Das Wichtigste ist, dass ihr ein schnelleres Tempo wählt, als ihr halten zu können glaubt. Ohne festgelegtes Tempo hat die Übung keinen Sinn. Ich laufe deshalb auf dem Laufband und nicht draußen, weil meine Beine auf der Aschenbahn unwillkürlich langsamer werden, wenn der Schmerz einsetzt. Auf dem Laufband ist das ausgeschlossen.
    Diese Willensstärke solltet ihr entwickeln, BEVOR ihr mit dem Kämpfen anfangt, denn schließlich wollt ihr nicht zu denen gehören, die im Ring aufgeben – das ist unverzeihlich. Trotzdem müsst ihr, wenn der Gegner euren Arm hat und euch die Chance zur Kapitulation gibt, um Gottes willen abschlagen, bevor er euch den Arm bricht, denn ihr wollt ja am nächsten Tag vielleicht auch noch kämpfen können. Ich habe mir bei einem Kampf in Brasilien einmal den Arm gebrochen, doch hätte ich die Chance gehabt abzuschlagen, ich hätte es verdammt noch mal sofort getan. Aber wenn ihr aufgebt, weil ihr es nicht mehr aushaltet, könnt ihr euren Kater auch gleich Pussy nennen. Wenn ihr Männer sein wollt, müsst ihr einstecken bis zum K.o. Meine Meinung zum K.o. ist: Ich werde dabei bewusstlos, also kann es mir egal sein.
    Gastwichser: Big John
    Von Forrest kann man eine Menge über mentale Stärke lernen, aber er vergaß zu erwähnen, dass man eigentlich wahnsinnig sein muss, um so übermenschlich zäh wie er zu werden. Er ist mein bester Freund, und deshalb möchte ich ihn in gutem Licht darstellen, aber er hat auch Seiten, die man lieber nicht kennenlernt. Nicht die abgedreht-lustige Art, die man an ihm im Fernsehen sieht – sondern jene, die er zeigt, wenn man ihn nervt. Beim Sparring mit Forrest merke ich immer, dass er deshalb der bessere Kämpfer ist, weil er sich in Bereiche vorwagt, in die ich mich niemals begeben würde, ja in die sich 99,9 Prozent aller Menschen nicht begeben würden. Gerade deshalb ist er so erfolgreich – er taucht geistig und seelisch in eine blutüberströmte Welt ein, wo teuflische Wesen sich an Kinderfleisch weiden. Angeblich soll der MMA-Kämpfer Herschel Walker ja eine multiple Persönlichkeitsstörung haben; auch wenn ich nur ein paar Psychologieseminare besucht habe, würde ich dennoch diagnostizieren, dass Forrest auch an einer solchen Störung leidet. Wenn er kämpft oder wütend wird, ist er ein anderer: einer, der keine Grenzen kennt und keinen Schmerz verspürt.
    Ich kann das anhand eines Beispiels verdeutlichen. In der Zeit, als Forrest sich bei einem Kampf in Brasilien den Arm gebrochen hatte, wohnte ich gerade mit einem Polizeikollegen zusammen. Der Typ war ein absoluter Armleuchter. Mädels gegenüber behauptete er immer, Undercover-Agent beim Drogendezernat zu sein, und er laberte ohne Ende. Eines Abends wollten Forrest und ich ausgehen, und wir nahmen diesen Typen als Fahrer mit. Unterwegs redete er stundenlang davon, wie gefährlich seine Arbeit und was für ein harter Cop er doch sei. Damit begann er Forrest richtig auf die Nerven zu gehen, und er hörte auch nicht auf zu
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