Griffin, Forrest u. Krauss, Erich
wieder in der Stadt, und jedes Mal fordere ich unsere Knete.
Ich bin davon überzeugt, dass Forrests Zähigkeit zumindest teilweise von seinen Basketballerfahrungen herrührt. Um derart zäh zu werden, muss man nicht gut Basketball spielen. Im Gegenteil: Je schlechter man ist, desto eher verliert man die Nerven oder verärgert einen gegne-rischen Spieler. Es kann schwierig sein, in der Schule oder beim Abhängen eine Prügelei anzuzetteln, denn ein Kampf beginnt immer im Kopf. Bei einer Sportart wie Basketball ist der Adrenalinspiegel aber von vornherein hoch, man lässt Emotionen raus und die Fäuste fliegen, bevor man darüber nachdenken kann. So ist es auch beim Fußball, Baseball oder sogar beim Tennis. Forrest hat bei fast allen Sportarten mitgemischt, die an unserer Schule angeboten wurden, und überall geriet er in Prügeleien. Es kommt nur darauf an, aggressiv zu spielen. Ich weiß noch, wie Forrest beim Fußball einmal im Tor stand und ein anderer Junge mit dem Ball auf ihn zustürmte. Anstatt den Ball zu sichern, griff er nach dem Jungen und warf ihn zu Boden. Während er auf ihm saß und versuchte, ihn irgendwie zum Aufgeben zu zwingen, rollte der Ball ganz langsam ins Tor. Und die schönste Prügelei entstand.
Am Tag der Show machte ich auf der Wache früher Schluss, holte Robert mit meiner Schrottkarre ab und fuhr mit ihm den zwei Stunden langen Weg nach Athens. Die Show fand in dem berüchtigten Club 40 Watt statt, in dem R.E.M., die B-52s und einige andere Bands ihre Karriere begonnen hatten. Wir betraten den Laden und trafen dort nicht auf durchtrainierte Athleten, sondern auf eine Gruppe Biker in Lederwesten und mit fiesen Tattoos. Das Ganze sah nach einer zwielichtigen Veranstaltung aus, und diese Vermutung bestätigte sich, als ich den Ring erblickte. Der Veranstalter war so professionell gewesen, einen richtigen Boxring anzumieten, aber das Budget hatte wohl nur für ein Sonderangebot gereicht, denn es fehlte das unterste Seil. Damit die Kämpfer nicht aus dem Ring und auf die zahnlosen Weiber in der ersten Reihe fallen konnten, hatte man anstelle des Seils eine Eisenkette gespannt. Für alle, die das jetzt überlesen haben, wiederhole ich es noch einmal: Anstelle des Seils hatte man eine Eisenkette gespannt . Ich bin nun wirklich nicht pingelig, wenn es um Regeln und Richtlinien geht, aber jetzt mal im Ernst: eine Kette? Wie bitte? Stacheldraht wäre vielleicht noch schlimmer gewesen, aber auch nur ein bisschen. Die komplette Szenerie hätte einem Van-Damme-Film entnommen sein können. Rückblickend muss ich sagen, es war schon verdammt cool.
Als ich an der Reihe war, zog ich mir zwei 18-Unzen-Boxhandschuhe über, die so groß waren wie Tito Ortiz’ Kopf, und stieg in den Ring. Ich wog damals knapp 110 Kilo, und als Gegner bekam ich einen großen, fetten, jungen Kerl. In der ersten Runde droschen wir mit wilden, weit ausladenden Schwüngen aufeinander ein. Das hielten wir immerhin länger durch als die Biker, denen größtenteils nach zwölf Sekunden die Luft ausging, aber in der zweiten Runde hatten wir beide keine Reserven mehr. Meine Energie war verpufft, also stieß ich meinen Gegner in die Seile und lehnte mich dann mit meinem ganzen Gewicht gegen seinen fetten Bauch. Er war so damit beschäftigt, heftig nach Luft zu japsen, dass er seine Angriffspläne weitestgehend aufgegeben hatte. Ich musste nur noch mit gelegentlichen Körpertreffern rechnen.
Keine Ahnung, was der Junge sich dabei dachte, vielleicht wollte er aus dem Ring fliehen, jedenfalls stieg er plötzlich mit einem Fuß über das untere Seil, das ja durch eine Eisenkette ersetzt worden war. Im gleichen Moment kratzte ich das letzte bisschen Kraft zusammen und landete einen Treffer, der ihn zu Fall brachte. Irgendwie verhedderte sich dabei sein Bein in der Kette, und als sein Körper zu Boden sank, brach die Kette ihm das Schienbein. Da er mit einem gebrochenen Bein nicht weiterkämpfen konnte, wurde ich zum Sieger durch technisches K.o. erklärt. Super, oder?
Nachdem ich meine Sachen gepackt hatte, wollte ich mich von dem Kerl noch verabschieden, aber anstatt ihn irgendwo auf einer Trage unter ärztlicher Behandlung anzutreffen, fand ich ihn bei den Mülltonnen, wo er auf dem Pflaster lag. Ohne Scheiß – man hatte den armen Kerl zum Hinterausgang hinausgeschleppt und ihn neben den Mülltonnen auf dem schmierigen Bürgersteig abgelegt. Noch schlimmer hätte es nicht kommen können, aber trotzdem weckte dieses Erlebnis in
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