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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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anderen Geistern wie ein Sturmwind um die Säulen fegte und das Grab verließ, um die Feen in ihre Welt zurückzutreiben.
    Aradis eilte zu Theryon und legte ihren Kopf auf seine Brust, und Carven ließ atemlos das Schwert sinken, doch Grim sah es kaum. Sein Blick war auf den Jungen auf dem Podest gerichtet, der nun langsam aufstand. Auch an ihm nagten die Nebel, und das beinahe vollkommen zurückgewonnene Leben rann aus seinem Körper wie eine fühlbare Substanz, bis seine Haut sich grau verfärbte. Doch er achtete nicht darauf. Er schaute zu Theryon hinüber, und für einen Augenblick sahen sie einander an. Auryl neigte den Kopf zum Abschied, und Theryon erwiderte die Geste schweigend. Grim wusste, dass es keine Kinderfeen im eigentlichen Sinne gab, und er wusste auch, dass Feen nur in außergewöhnlichen Situationen und auch dann nur ausgesprochen selten fähig waren zu weinen. Umso stärker spürte er den Schauer, der nun über seinen Rücken lief, als er das Lächeln sah, das sich auf Theryons und Auryls Lippen ausbreitete — und die Tränen, die lautlos über ihre Wangen liefen. Auryl öffnete den Mund, und Feenworte flogen durch den Raum wie schwache Sonnenstrahlen.
Mha'Bhragas Nh'emryon tor'lyn dru Alvloryn — y cantaryel.
Zärtlich strichen sie über Grims Haut und ließen ihn frösteln.
Mein Bruder,
hatte Auryl gesagt.
Ich warte auf dich im Reich der Toten — für immer.
Theryon holte tief Luft, Grim sah, dass seine Lippen zitterten, als er lautlos erwiderte:
y cantaryel.
    Auryl wandte sich ab und ließ sich neben seiner Mutter auf die Knie fallen, die nun langsam den Kopf hob. Sie schauten einander an, und in diesem Moment sah Grim keinen Hass und keinen Zorn mehr auf den Zügen der Schneekönigin. Eine seltsame Wärme war in ihren Blick getreten, eine Zärtlichkeit, die ihr Gesicht ganz weich machte. Wortlos streckte ihr Sohn die Hand aus und wischte eine schwarze Träne von ihrer Wange. Ein Lächeln huschte über ihre Gesichter, ein fremdartiges, schönes Lächeln voller Licht. Die Königin griff nach der Hand ihres Kindes. Gemeinsam erhoben sie sich und traten auf den Riss zu. Im nächsten Moment zerflossen ihre Körper zu goldenen Nebeln und verschwanden in der Welt der Feen.

Kapitel 56

    ia spürte, wie die Scherbe in ihrer Brust schmolz, als würde sich warmer Regen in ihr Innerstes ergießen.
    Doch noch ehe sie vollständig erfasst hatte, was das bedeutete, sah sie die goldenen Nebel, die nach Jakobs Körper griffen. Sie drangen durch die Schleier der Zwischenwelt wie Sonnenstrahlen durch eine Schicht aus Schnee, legten sich um Jakobs Arme und zogen ihn mit sanfter Gewalt mit sich.
    Jakob sah sie an, eine seltsame Resignation lag in seinem Blick. Hilflos hielt sie sich an ihrem Bruder fest. Sie würde ihn nicht gehen lassen. Die Nebel um sie herum wurden zu einem Tunnel aus grauem Licht, als die Nebelfäden sie mit sich fortrissen. Sie spürte den Boden nicht mehr unter sich, fühlte nichts als den Wind auf ihrem Gesicht und Jakobs Körper, der reglos in den Schleiern hing. Grim hatte die Schneekönigin bezwungen, das wurde Mia klar, während sie durch die Nebel gerissen wurde. Aber was geschah jetzt mit ihnen? Wohin würden die goldenen Schleier sie führen, die sich langsam in Nebel aus Farben verwandelten — Farben, die Mia noch nie zuvor gesehen hatte außer ... Ihr stockte der Atem, als ihr bewusst wurde, dass es Magie war, die sie mit sich zog. Doch ehe sie den Gedanken weiterführen konnte, wurde es hell um sie herum. Die Nebel zerrissen und ließen sie fallen.
    Hart landete sie auf marmornem Grund, und doch spürte sie kaum einen Schmerz. Sie hörte das wilde Rauschen eines Meeres in der Ferne und fühlte den warmen Marmor an ihrer Wange. Langsam öffnete sie die Augen und kam neben Jakob auf die Beine, der sich mit großen Augen umsah. Mia kannte den Saal, in dem sie standen, diesen goldenen Raum, der in sanftem Licht erstrahlte, und sie ließ den Blick über die Mosaike in Silber, Gold und Purpur gleiten, die die Wände bedeckten. Gewaltige Berge lagen hinter den bodenlangen Fenstern, und über ihnen spannte sich ein violetter Himmel. Geschöpfe in langen Gewändern bewegten sich durch den Raum, und dort an seiner Stirnseite stand ein prachtvoller Thron, auf dem eine Gestalt saß. Es war eine männliche Fee mit farblosem Haar, das nebelgleich auf einen kostbaren Mantel hinabfiel, und einem mannsgroßen, schmalen Stab in der Hand, an dessen Ende ein funkelnder Stern prangte. Mia schaute

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