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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Sein Blick ruhte auf Grim, es lag ein seltsamer Ausdruck darin, den Grim nicht deuten konnte. Dann wandte Seraphin sich um und stürzte den Tunnel hinab, umringt von seinen dunklen Gefährten, wie ein Engel auf dem Weg zur Hölle.

Kapitel 14

    it hochgezogenen Beinen saß Mia am Küchentisch und sah zu, wie ihre Mutter zwischen Kühlschrank und Spülbecken auf und ab ging. Es war kalt in der Wohnung, denn der Wind pfiff durch die Fenster wie durch Papier. Aber die Kälte war nichts gegen die Unruhe, die in der Luft lag, die Angst und die Anspannung, die jedes Geräusch lauter klingen ließen. Leise Walgesänge drangen aus Tante Josis Zimmer durch die Wohnung.
    »Seit fünf Tagen«, sagte ihre Mutter und blieb stehen. Sie war blass und übermüdet, und ihre Augen glänzten, als würde sie jeden Augenblick anfangen zu weinen. Eigentlich hätte sie sich schon längst auf den Weg ins Altenheim machen müssen, wo sie als Pflegerin arbeitete. Stattdessen rannte sie in der Küche auf und ab und sagte immer wieder dasselbe. »Seit fünf Tagen ist Jakob verschwunden, und du sagst mir, ich solle mir keine Sorgen machen.« Sie wandte sich ab und schaute aus dem kleinen Fenster nach draußen. »Wo ist er nur?«
    Mia wusste es nicht. Sie hatten ihre Verfolger abgehängt, irgendwie war ihnen das gelungen. Dann hatten sie die Kanalisation Ghrogonias durchquert und schließlich die Katakomben erreicht. Kurz darauf waren sie durch einen Gullydeckel in das Paris der Oberwelt zurückgekehrt. Aber Jakob war neben der Öffnung stehen geblieben und hatte sie nachdenklich angesehen. »Ich muss untertauchen«, hatte er geflüstert. »Ich muss herausfinden, warum wir verfolgt worden sind, und vor allem, von wem. Es ist zu gefährlich, wenn ich mit dir gehe. Sie wollen mich, verstehst du? Geh nach Hause, bleib zu Hause, geh nicht in meine Wohnung.« Dann hatte er sie umarmt. »Ich melde mich, sobald ich kann.« Hilflos hatte sie zugesehen, wie er zurück in den Kanal geklettert war, und als der Deckel sich über ihm geschlossen hatte, war das Geräusch wie das Poltern eines Sargdeckels gewesen. Und jetzt saß sie hier und musste ihre Mutter beruhigen, obwohl sie selbst fast verrückt wurde. Sie durfte nichts von dem erzählen, was Jakob ihr anvertraut hatte, das hatte sie ihm versprochen. Da kam ihr eine Idee.
    »Mensch«, sagte sie und schlug sich gegen die Stirn, als wäre ihr gerade etwas eingefallen. »Die Forschungsreise! Er wollte doch nach Prag, weißt du nicht mehr?« Ihre Mutter sah sie an und verstand natürlich überhaupt nichts. »Er wollte sich diese Handschrift besorgen, keine Ahnung, wie die hieß«, Mia redete schnell, um das Zittern in ihrer Stimme zu übertönen, »von diesem Professor, Jakob braucht sie doch für sein Studium. Ja, und deswegen ist er nicht da, natürlich nicht, er ist ja in Prag, er hat es uns auch gesagt, hat er nicht sogar einen Zettel geschrieben?« Sie sprang auf und ging zum Kühlschrank, an dem ein bunter Flickenteppich von Briefen und Nachrichten klebte. Sie zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, wo der hin ist, aber Jakob hat uns Bescheid gesagt. Wir haben es nur vergessen.«
    Ihre Mutter sah sie an. »Unsinn«, sagte sie, aber ein Hauch von Unsicherheit lag in ihrer Stimme. In diesem Moment kam Josi aus ihrem Zimmer. Sie war Anfang vierzig, trug ein langes Batikkleid und roch wie gewöhnlich penetrant nach Räucherstäbchen. Tante Josi war Heilpraktikerin für Tiere, und sie hatte einen Vogel — im wahrsten Sinne des Wortes —, der ihr beinahe ständig auf der Schulter hockte, auch jetzt. Mia vermutete, dass er einmal ein Kanarienvogel hatte werden sollen. Leider war er stattdessen das hässlichste Vieh mit Flügeln, das sie jemals gesehen hatte: halbnackt, denn nur sein Kopf, seine Flügel und sein Bürzel waren mit Federn bedeckt, dürr und glotzäugig. Falifar hieß der Ärmste, und er krähte heiser, als Josi die Küche betrat.
    »Was ist denn hier los?«, fragte Josi erstaunt »Trübsal blasen ist schlecht für den Teint, meine Lieben. Ihr solltet ...«
    Da stieß Mias Mutter die Luft aus. »Jakob ist weg!«, rief sie. »Und ihr tut so, als wäre das ganz normal, und tischt mir irgendwelche Geschichten auf von Studienreisen und ...«
    Sie verstummte. Mia fuhr sich über die Augen, aber Tante Josi stand seelenruhig da und lächelte. »Ja, nach Prag ist er gefahren, nicht wahr?«, fragte sie so beiläufig, dass Mia der Atem stockte. Josi griff in eine Tasche ihres Kleides und zog einen Zettel

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