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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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durch ihre Adern, während er sie durch die Abgründe seines Inneren trieb, tiefer, immer tiefer hinab in die Schatten. Doch Mia ertrug den Schmerz, den er ihr zufügte, und sie schloss nicht die Augen. Sie starrte hinein in die Finsternis, und als er ihr mit seiner Kälte ins Gesicht schlug, lächelte sie. Er wollte sie vernichten, doch das würde sie nicht dulden. Dämonen waren nicht die einzigen Geschöpfe, die über innere Abgründe verfügten, das hatte sie gelernt.
    Plötzlich spürte sie keinen Wind mehr auf ihrem Gesicht. Sie fiel nicht länger. Regungslos verharrte sie in der Dunkelheit, und für einen Moment dachte sie an das Seil unter ihren Füßen, das Seil, das gar nicht da war, ebenso wenig wie der Drache es war oder die Welt oder dieser verfluchte Dämon. Sie war es, die den Abgrund erschuf und die Nacht und die Sterne, sie, die den Mond von seinem Thron stieß, sie war der Anfang und das Ende – sie war die ewige Dunkelheit. Sie legte den Kopf in den Nacken und heulte wie ein Wolf der Ersten Stunde, und da zerriss die Finsternis um sie herum und sie fand sich auf dem Rücken des Pferdes wieder. Ruhig war es geworden, fast friedlich, es trug sie über das Schlachtfeld, als wäre das seit jeher seine Bestimmung gewesen – und es wusste instinktiv, wohin sie wollte.
    Der Dolch des Khranados war eiskalt in ihrer Faust. Rasend schnell schoss sie zwischen den peitschenden Tentakeln hindurch, sie hörte die Worte, die der Wolf ihr zugeraunt hatte, und als der Wall vor ihr auftauchte, riss sie den Dolch in die Luft. Mit einem Schrei stieß sie die Klinge in den Schild. Der Zyklop wurde zurückgeschleudert, und Mia zog den Dolch durch den Wall, bis ein gewaltiger Riss darin klaffte. Er setzte sich fort und splitterte zu den Seiten hin in unzähligen Verästelungen, während der Dolch in loderndem Feuer verbrannte und sein Gift die Magie des Walls verzehrte. Mia sah, wie Grim sich befreite, und als die Tentakel in Ascheflocken um sie niederfielen und der Schild an zahlreichen Stellen funkensprühend zerbrach, stieß sie einen Schrei des Triumphs aus.
    Mit angelegten Schwingen stürzte sich das Pferd durch den Wall. Noch im Flug sprang Mia von seinem Rücken und rannte auf den Dämon zu. Er lag am Boden, aber sie wusste, dass es nur Augenblicke dauern konnte, bis er sich wieder aufraffte. Sie musste ihn bezwingen, ehe es zu spät war. Sie ballte die Faust für einen Zauber und lief so schnell, dass die Ascheschwaden ihr ins Gesicht schlugen, doch noch ehe sie den Dämon erreicht hatte, riss er sein Auge auf und schlug ihr seinen Blick wie einen Fausthieb entgegen. Ihr stockte der Atem, gerade noch gelang es ihr, sich aufrecht zu halten, aber sie konnte sich nicht abwenden. Der Dämon richtete sich auf und gleichzeitig fühlte sie die Schatten, die aus seinem Auge auf sie zuschossen. Gesichter waren es, zu Fratzen verzerrt, die Krieger Ghrogonias, im Blick des Dämons zu Asche verbrannt, und als seine Stimme ein weißes Licht in deren Augen entfachte, rissen sie ihre Waffen in die Luft und richteten ihre Zauber auf Mia. Ohrenbetäubend war der Lärm, als sie auf sie zurasten, Mia spürte ihre Schwerter mit glühender Kälte durch ihre Brust gleiten, und sie sah Grim in den tobenden Schatten, ermordet von diesem Blick aus Feuer und Finsternis. Direkt vor ihr riss er die Faust in die Höhe, sie meinte schon, seinen Flammenzauber auf ihrer Haut zu fühlen, doch als sie in seine weißen Augen schaute, riss sie den Blick hinab. Niemals würde eine Kälte wie diese in Grims Augen stehen – niemals.
    Der Zorn des Dämons durchdrang seinen Zauber und warf sie zu Boden, so heftig, dass ihr Kopf auf den Steinen aufschlug. Sie spürte, dass sie das Bewusstsein verlor, bevor der Schmerz durch ihre Glieder raste. Verzweifelt stemmte sie sich gegen die Ohnmacht, aber sie fühlte die sich nähernden Schritte des Dämons lauter in sich widerklingen als ihren eigenen Herzschlag. Schon glitt sein glühender Blick über ihren Körper. Sie wusste, dass er sie verbrennen würde, und er würde sich Zeit dabei lassen, um sich an ihren Qualen zu weiden. Entschlossen schaute sie ihm ins Gesicht. Sie würde nicht einen Laut von sich geben, eher würde sie sich selbst in Eis verwandeln, als ihm diese Genugtuung zu geben. Sie sah den Zorn in seinem Blick aufflackern, spürte die Glut auf ihrer Haut – doch gerade, als ihr der Atem versagte, glitt ein Schatten vor sie und hüllte sie in lindernde Kühle.
    Benommen fuhr Mia sich über

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