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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Carol-Annes alleiniger Daseinszweck.
    Sie nahm das Buch in die Hand und schmiss es wieder hin. »Das ist bloß, weil ich mich einlesen will, bevor wir uns das Stück anschauen.«
    Sich in Agatha Christie einlesen, bevor man sie sich anschaut? Nun, man mochte Dante lesen, bevor man nach Florenz fuhr oder T.S. Eliot, bevor man Burnt Norton einen Besuch abstattete.
    »Ich mag keine Kriminalromane, Schätzchen. Mein Leben ist ein einziger Krimi.«
    »Leben? Krimis haben doch nichts mit dem Leben zu tun! Die sind doch völlig lebensfern, das reine Nichtleben. Die haben überhaupt keinen Bezug zur Realität.«
    Jury hatte das Gefühl, eine Lanze für dieses erbarmungswürdige Genre brechen zu müssen.
    »Manche aber schon, oder?«
    »Nein. Wenn Sie sie deswegen nicht mögen, dann hören Sie jetzt aber sofort damit auf.«
    Wie kam es, dass ihr Argument in sich total widerlegbar war, ihm aber nichts Passendes einfiel?
    »Als ich dort angerufen hab, hatten sie für die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr noch Karten?« Es klang wie eine Frage; ihr Blick war flehend.
    Jury war überrascht, dass sie der Versuchung widerstanden hatte, sie zu kaufen.
    »Das machen Sie aber doch, Super, ja?«
    Natürlich würde er mit ihnen hingehen. Manchmal hatte er das Gefühl, sie säßen doch im Grunde alle im selben Boot, was für ein Boot es auch sein mochte. »Ich werd's mir überlegen.«
    Ihr Ausdruck war immer noch flehend, doch er weigerte sich, vor diesem tief türkisblauen Blick zu kapitulieren, vorab zumindest.
    Carol-Anne spießte ein Stück Würstchen auf und fuhr fort: »Wir haben übrigens beschlossen, dass wir das Weihnachtsessen bei Mrs. W. machen statt hier.«
    Mit »hier« meinte sie Jurys Wohnung. Er ließ den Blick über sein kleines Wohnzimmer und den runden Tisch mit dem Tischläufer schweifen, an dem eine Person bequem Platz hatte, und sagte: »Ich kann mir gar nicht denken, warum. Aber wieso gehen wir nicht wohin, wo das Mobiliar tatsächlich dafür gedacht ist, dass Leute sich hinsetzen und essen?«
    Sie blickte ihn verständnislos an.
    »In ein Restaurant.«
    Die Frühstücksspeckschnitte und das geröstete Brot rutschten ihr beinahe vom Teller, als sie sich abrupt aufsetzte und schockiert meinte: »Am Weihnachtstag? Sie spinnen wohl.«
    »Dann müssen aber eine ganze Menge Spinner herumlaufen, denn viele Leute gehen tatsächlich zum Essen aus. Man spart sich die Kocherei, das Abspülen, muss sich nicht mit Leuten unterhalten, denen man nichts zu sagen hat, et cetera, et cetera.«
    »Damit meinen Sie hoffentlich nicht unsere Mrs. W.«
    Dass er vielleicht Carol-Anne meinte, war völlig unvorstellbar. Er lächelte. »Natürlich nicht. Ich unterhalte mich sehr gern mit Ihnen beiden.«
    Sie aß beruhigt weiter.
    Er spießte ein Stück Würstchen auf die Gabel. »Ich sollte vielleicht aufhören, so viel zu essen. Ich werde allmählich fett.« Er warf ihr einen verstohlenen Seitenblick zu, um zu sehen, wie sie darauf reagierte.
    »Sie? Fett. Ach, Sie spinnen ja. Wenn Sie fett werden, bin ich die Erste, die es Ihnen sagt.«
    Er lächelte. »War da nicht noch ein Würstchen?«
    Am nächsten Morgen schaute Jury in Mrs. Wassermans Gartenwohnung vorbei. »Garten« nur insofern, als sie sich im unteren Erdgeschoss befand und großartige Ausblicke auf die Rückseite des Hauses versprach. Allerdings blieb es -ähnlich wie bei der Sache mit dem neuen Herd - beim Versprechen. Man hätte es auch ganz einfach (und ehrlicher) »Kellerwohnung« nennen können. Mrs. Wasserman machte ihm auf - ein ziemlich umständliches Unterfangen, da mehrere Schlösser und Riegel aufgeschlossen und beiseite geschoben werden mussten, bevor sich die Tür endlich öffnete.
    »Mr. Jury!« Sie raffte ihren Chenille-Morgenmantel am Kragen zusammen. Ihr Haar war noch aufgedreht und eingewickelt -hatte man die kappenartige Kopfbedeckung, die sie da trug, früher nicht als Morgenhaube bezeichnet? »Sie müssen entschuldigen, dass ich hier im Neglige herumlaufe. Sagt man so ?«
    Man sagte in der Tat so, wenngleich Mrs. Wasserman alles andere als verführerisch angezogen war. Carol-Anne sah oft viel eher leicht bekleidet aus. Jury lächelte. »Sie laufen genau so herum, wie man um kurz nach acht Uhr morgens herumlaufen sollte.« Interessiert betrachtete er das geblümte Häubchen.
    Sie folgte seinem Blick und erklärte: »Carol-Anne fand, mein Haar würde mit ein bisschen Farbe drin viel netter aussehen. Sie meinte, es würde mir ein gewisses Flair von

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