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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Könige in Socken und Schuhen. Es ist ein Wunder, dass sie die nie gefunden haben. Bloß ein Kamel habe ich verloren.«
    Jury lächelte. »Ein Kamel. Na, damit könnte ich leben.«
    Sie sah ihn an und sagte ganz sanft: »Aber das mussten Sie ja nie, Mr. Jury.«
    Er wusste, dass es kein Vorwurf war, denn sie würde ihm nie etwas zum Vorwurf machen. Es war die schlichte Feststellung einer Tatsache, und dennoch spürte er, dass eine unüberbrückbare Kluft sie voneinander trennte.
    Er erhob seine Teetasse. »Na dann hoch die Tassen, Mrs. Wasserman.«
    »Frohe Weihnachten, Mr. Jury.«
37
    »Na, dann los, Wiggins, auf nach Southwark! Ich brauche Sie für die Feinarbeit.«
    Wiggins hatte soeben den Telefonhörer aufgelegt und nach einem Glas mit klebriger rosa Flüssigkeit gegriffen. »Feinarbeit, Sir?«
    Inzwischen war Jury an seinem Schreibtisch und blätterte einen Stapel Papiere aus dem Betrugsdezernat durch, die über Chief Superintendent Racer an ihn weitergeleitet worden waren. Jury dachte laut nach: »Was zum Teufel will er Danny Wu denn jetzt wieder anhängen?« Danny, mochte er wetten, hatte zwar irgendwelche kleinen Nebengeschäfte laufen, aber nichts, was mit Waffen, Opium oder Nutten zu tun hatte.
    Wiggins versuchte es noch einmal. »Feinarbeit, sagten Sie?«
    »Hä?« Jury schnappte sich die obersten Papiere vom Stapel und stopfte die anderen in eine Aktenschublade. »Ganz genau, Wiggins. Haben die Kerls Sie etwa immer noch an den Fall in Greenwich gefesselt?«
    Wiggins lächelte. »Immer noch gefesselt, Sir, aber im Moment regt sich da nichts.«
    »Gut. Nach Southwark fahren wir, sobald mich Racer machen lässt, was heute auf dem Programm steht. Ich brauche jetzt Ihre wohl dosierte, fein abgestimmte Befragungsmethode.«
    »O, danke, aber wenn es um Zeugenbefragung geht, gibt's keinen Besseren als Sie, und das meine ich ernst.«
    »Falsch, Wiggins, der sind Sie.« Jury warf ihm ein strahlendes Lächeln zu und ging aus dem Büro. »Wieder zwei Morde in Limehouse.« Racer schäumte. »Offensichtlich Bandenkrieg, und Sie ruhen sich hier auf Ihren Lorbeeren von dieser Schießerei in Brixton aus. Seit wann tragen Sie eigentlich eine Waffe, Jury?«
    »Seit dem Erlass des stellvertretenden Polizeipräsidenten.« »Führen Sie momentan eine mit?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    »Schade. Sonst hätten Sie diesem Kater eine Kugel reinjagen können. Der ist hier, irgendwo. Ich kann ihn riechen.« Racer schwafelte weiter über Brixton und Limehouse, während Jurys eingehender Blick den Raum absuchte.
    Ein neues Möbelstück war angeliefert worden und hatte einen Platz in der Nähe des Bücherschranks bekommen, hinter dessen unteren Türen Racer seinen Whiskyvorrat aufbewahrte. Der Schrankinhalt war so fest hinter Schloss und Riegel verwahrt wie sonst nur noch die Millwall-Fangemeinde bei einem Fußballspiel. Dies jedoch nicht, um Menschen fernzuhalten, sondern den Kater Cyril.
    Jury hätte Cyril liebend gern bei sich aufgenommen, doch ihn aus diesen Büroräumen zu entfernen, hieße Cyrils Aktivitäten so ernstlich einschränken, dass es grausam gewesen wäre. Racer hatte auf jede erdenkliche Weise versucht, sich des Katers zu entledigen - durch Vergiften, Fallenstellen, Tod durch Stromschlag. Das mit geladenen Stromkabeln versehene Milchschälchen auf dem Fußboden hatte - überraschend! - ebenfalls nicht funktioniert.
    Die Türen des Sekretärs standen offen und offenbarten eine Reihe kleiner Schubfächer. Dahinter war nur ein Hohlraum. Dies wusste Jury ziemlich genau, der sich an ein ähnliches Möbelstück in Truebloods Antiquitätenladen erinnerte, welches allerdings eine Leiche beherbergt hatte. Die Schubfächer waren zweifellos dafür gedacht, kleine Schreibutensilien wie Federkiele, Siegelwachs oder Tinte zu beherbergen. Jury sah ein Katzenauge hinter einem Schubfach hervorspähen. Das Auge schaute ihn an und verlagerte sich dann zu einem anderen Loch. Jury lächelte.
    (Aber nicht lange.) »Jury!«
    Jury zuckte zusammen. »Sir!«
    »Auf Ihren verdammten Sarkasmus kann ich heute gut verzichten. Sie ermitteln in diesem Mordfall in der City, der uns überhaupt nichts angeht -«
    »Ich bitte um Verzeihung, Sir, aber er geht uns jetzt doch etwas an, die City Police hat uns nämlich um Hilfe gebeten.« Na, mich zumindest.
    »Die brauchen unsere Hilfe nicht. Die haben dort ihr eigenes kleines Feudalreich.«
    Jury kritzelte eine Nummer auf ein Blatt, riss es aus seinem Notizbuch und reichte es über den Schreibtisch.

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