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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sich nicht gerade überwältigend. Und wo steckte Abby? Er sah schon genauso oft auf seine Uhr wie Ramona Braine, und als er jetzt aus dem Fenster blickte, da war ihm, als müßte ihm gleich der Geist von Hamlets Vater in seinen zerlumpten Leichentüchern erscheinen und ihn zum Steinhaufen hinüberwinken.
    Nach dem Frühstück war Abby noch in der Scheune gewesen, doch seither hatte er sie nicht mehr gesehen. Sein Auftauchen dort hatte nur dazu geführt, daß sie ihre ElvisPlatte lauter abspielte als gewöhnlich und in den Kuhstall stapfte, um ihre Kuh zu verarzten.
    Es war wohl besser, er bat Ruby, Tee für Abby zu machen, doch als er mit der Bitte in die Küche kam, wurde ihm bedeutet, das hätte keinen Zweck; Abby bereite sich den Tee immer selbst, so wie sie ihn haben wollte.
    »Aber sie muß sich doch zumindest Vorräte aus dem Haus holen.« Selbst Admiral Byrd hatte welche gebraucht, nur daß Melrose vergessen hatte, wie er drangekommen war.
    »Der geht es gut; um Abby braucht man sich keine Sorgen zu machen.«
    Das fand er so merkwürdig, daß er ganz in Gedanken zu einem Geschirrtuch griff und eine Platte abtrocknete. Ruby wusch das Geschirr von Frühstück und Lunch ab und war nicht erfreut über diese Mehrarbeit. Ihre buschigen Augenbrauen gruben sich wie zwei Maulwürfe auf die Mitte ihrer Stirn zu. Natürlich kam sie sich ausgenutzt vor, nachdem beide, die Köchin und Mrs. Braithwaite, das Feld geräumt hatten.
    Sie meinte, Melrose müsse nicht abtrocknen, aber es gefiel ihr ganz offensichtlich, daß ihr ein Gast bei der Küchenarbeit half und ihr eine Last von den schmalen Schultern nahm.
    Niemand (auch er) hatte Ruby Cuff offen gestanden bislang mehr beachtet als eine Lampe oder einen Stuhl. Er legte die Platte hin und wählte etwas Kleineres - eine Teetasse. Die Polizei hatte Ruby ein paar Routinefragen gestellt, doch weil Mrs. Braithwaite dem Personal so sichtlich vorstand und am längsten dort arbeitete, hatte man sich mit Ruby nicht lange aufgehalten.
    »Ruby, wie lange haben Sie für Miss Denholme gearbeitet?«
    »Fast zehn Jahre, Sir.« Das Interesse schien sie zu freuen. »Die muß nicht abgetrocknet werden«, sagte sie und hielt eine große Bratpfanne hoch.
    Was Melrose auch nicht vorgehabt hatte. Sie stellte die Pfanne auf das Abtropfbrett.
    »Dann dürften Sie Miss Denholme recht gut kennen.«
    Diese Frage freute sie weit weniger, da sie eingestehen mußte, daß dies nicht der Fall war.
    »Die Polizei hat Sie sicherlich gefragt, wie Sie zu Miss Denholme gestanden haben?«
    »Ach, die haben gefragt, wie lange ich schon hier arbeite und ob ich wüßte, ob jemand etwas gegen sie hatte.«
    »Aber es hatte doch gewiß niemand etwas gegen sie - ich meine, sicherlich niemand, von dem Sie wüßten?«
    Da er anscheinend seine Frage selber beantwortet hatte, sah sie keinen Grund zu einer Antwort ihrerseits und schrubbte schweigend einen verbeulten Wasserkessel.
    Melrose seufzte und griff zu einem Eierbecher. Der hatte Schuhe, gelbe Schuhe. Vor seinem geistigen Auge marschierten Hunderte von Eierbechern die Oxford Street entlang. Er kniff die Augen zusammen, um das Bild zu verscheuchen, und überlegte, wie Jury sie wohl zum Reden brachte - die Verdächtigen, die Zeugen, die Kinder, die Hunde und Katzen. Gras und Bäume ... Sei nicht albern, du bist ja nur neidisch. »Hat Miss Taylor zufällig verlauten lassen, wann sie zurück sein wollte?« Das hatte Melrose gar nicht fragen wollen; es lenkte sie nur ab.
    »Nein, Sir.« Ruby wischte sich eine Strähne aus der Stirn. »Die ist zum Schieflachen, was? Ob sie in New York City alle so rumlaufen?«
    »Ja.« Besser, er verteidigte Ellen Taylor und ihre Aufmachung nicht, sonst würde er nie im Leben etwas aus Ruby herausholen. Er polierte die gelben Schuhe und sah zu, wie Ruby das Wasser aus der Wanne ausgoß. Als sie ein weiteres Geschirrtuch aus der Schublade holte und zu der Bratpfanne griff, nahm er sie ihr ab. Das hätte Jury auch getan.
    Der hätte den ganzen Abwasch gemacht. »Nein, Ruby, Sie müssen so schwer arbeiten. Ruhen Sie sich ein bißchen aus.« Die Pfanne schien eine Tonne zu wiegen. Wenn er in der Küche das Sagen hätte, er würde alle schweren Sachen auf der Stelle hinauswerfen und nur noch Wegwerfgeschirr aus Plastik verwenden.
    Ruby strahlte - soweit ein Pfannkuchengesicht strahlen konnte -, stieß einen gequälten Seufzer aus und verkündete, sie müsse sich wirklich setzen. Sie goß sich einen Becher Tee mit dem Wasser auf, das im

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