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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nichts Belastendes an solch einem Brief; er war sorgfältig formuliert.«
    »Der Brief, der im Feuer landete?«
    Sie nickte. »Aber dann wollte er doch nicht zu Abend essen. Er wollte eine Million Pfund.« Sie wandte den Kopf und schaute aus dem vergitterten Fenster. »Im Gegenzug für Informationen über Billy. Er meinte nämlich, er wüßte, was damals geschehen sei.«
    Jury runzelte die Stirn. »Aber so leichtsinnig war er doch wohl nicht, daß er zugegeben hätte -«
    »O nein.« Sie stand auf.
    Er blickte sie lange an und sagte: »Dann waren Sie sich also nie hundertprozentig sicher?«
    »O nein.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte ihr schmales Lächeln. »Aber was würden Sie mit einem Vater machen, der für Informationen über die Entführung des eigenen Sohnes Geld von Ihnen erpressen will?«
    Sie standen da, und die blasse Sonne warf die Schatten der Gitterstäbe über den Tisch, der sie trennte.
    Das bedurfte keiner Antwort.
    Im Speisesaal des Gasthauses »Zum großen Schweigen« saß zur Lunchzeit ungewöhnlich viel Kundschaft. Jury durchquerte die Lounge und die Bar und erbat sich von dem Wirt ein Bier, ein Käsebrot und das Telefon.
    Dicht beim Kamin saß ein junges Pärchen, ganz offensichtlich Flitterwöchner, die Jury weiter keine Beachtung schenkten.
    Jury hatte sein Bier halb geleert, als ihm der Streit zwischen Macalvie und Gilly Thwaite in der Gerichtsmedizin wieder einfiel. Sein Anruf bei der Polizeiwache von Bradford ging durch die Hände (und Ohren) dreier Beamter, ehe sich Chief Superintendent Sanderson dazu durchrang, selbst abzunehmen. »Was gibt es, Superintendent?« fragte Sanderson gereizt und stellte sogleich klar, daß er die Antwort entbehren konnte.
    Die junge Kellnerin stellte Jury das Brot hin - eine dicke Scheibe Cheddar zwischen körnigem Vollkornbrot, hübsch mit Kresse und Tomaten garniert. Er bedankte sich.
    »Wofür?« fragte Sanderson.
    »Für gar nichts. Das galt der Kellnerin. Ich bin im >Großen Schweigen< und esse ein Käsebrot.«
    »Leider reicht meine Zeit nicht für einen Lunch. Wir könnten sonst hier bei mir einen Happen essen. Weshalb rufen Sie an, Mr. Jury?«
    »Wegen der Telefonzelle an der Oakworth Road. Ungefähr eine Meile vom Schieß-«
    Sanderson fuhr grob dazwischen. »Ich weiß, wo sie steht. Und meine Spurensuche auch. Sonst noch eine Frage?«
    Jury lächelte und biß ab. Lecker, doch leider hatte er keinen richtigen Hunger. Sanderson hielt sich weiß Gott nicht lange mit netten Floskeln auf. »Keine. Ich wollte mich entschuldigen.«
    Das Schweigen besagte, daß er den Superintendent etwas überrumpelt hatte, was ja auch Zweck der Übung gewesen war. Natürlich war das mit der >Entschuldigung< blanker Unsinn; sie sollte Sanderson nur für Jurys nächste Worte so richtig schön in Fahrt bringen. Jetzt mußte er erst mal die Entschuldigung abschmettern. Jury schob die Kresse vom Brot und biß noch einmal ab, obwohl er keinen Appetit hatte.
    »Mr. Jury, ich habe Ihre Entschuldigung gehört, und sie bedeutet mir und meiner Abteilung einen Scheißdreck. Sie sind zufällig Zeuge eines Verbrechens in einem Gerichtsbezirk gewesen, in dem Sie nichts zu suchen haben, und Sie bestehen darauf, den Fall zu untersuchen. Das alles habe ich, wie Sie sicher wissen, Ihren Vorgesetzten mitgeteilt. Sie sind uns in die Quere gekommen -«
    Sieh einer an, er wilderte also nicht mehr in fremden Revieren? Für Sanderson würde Jury gern arbeiten.
    »- und wenn ich Sie wäre, dann würde ich mir nicht länger ins Ohr mampfen.«
    Jury mußte schon wieder lächeln. »Ich dachte nur.« Er trank einen Schluck Bier.
    Ein neuerliches, kurzes Schweigen. »Sie dachten was?«
    »Na ja, diese Telefonzelle -«
    Sanderson mußte sich zu weit zurückgelehnt haben, denn das jähe Krachen hörte sich an, als ob etwas Schweres zu Boden gegangen war. Mit Sicherheit war er stinksauer, weil er das ursprüngliche Thema dieser Unterhaltung vergessen hatte. »Nun passen Sie mal gut auf: Sie wissen verdammt gut, daß wir keine Trottel sind und daß London uns nicht erklären muß, wie man Fingerabdrücke abnimmt. Wir haben uns diese Telefonzelle so gründlich vorgenommen, daß sie wahrscheinlich neu gestrichen werden muß. Wir überprüfen routinemäßig sämtliche Fingerabdrücke, die wir gefunden haben.« Seine Stimme wurde leiser. »Aber ich bezweifle sehr, daß ein Mörder vergessen würde, den Hörer, den Türgriff, von mir aus das ganze verdammte Mistding abzuwischen.«
    »Bis

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