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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Roger dagegen ist ein Ritter ohne Fehl und Tadel und überall beliebt. Außer bei der Tante.«
    »Vielleicht eine bemerkenswerte Ausnahme.«
    Jury drehte sein Weinglas und dachte an Rena Citrine. »Die Tante ist der Familie nicht grün, mit Ausnahme von Nell. Aber auf mich hat sie ausgesprochen egozentrisch gewirkt. Die reißt sich bestimmt kein Bein aus, um Nell zu retten.«
    »Immerhin drei auf unserer Seite.«
    »In Wahrheit vier.«
    Melrose lächelte, denn er sah, daß die Kellnerin mit dem Dessertwagen über die holprigen Eichendielen auf sie zugerumpelt kam. »Wer ist der Vierte im Bunde?«
    »Brian Macalvie.«
    »Der kann sich doch nach der kurzen Begegnung vor acht Jahren unmöglich noch an sie erinnern. Pardon, Divisional Commander Macalvie vergißt niemals etwas.« Er sichtete auf dem Servierwagen eine riesige Glasschüssel mit Tiramisu. Das gab es inzwischen wirklich überall.
    »Er hat sie als >sehr beeindruckende Lady< bezeichnet.«
    »Lieber Gott, das ist besser als die Schirmherrschaft der Queen. Dann ist der Fall noch nicht verloren.«
    »Für Macalvie ist kein Fall verloren. Hauptsache, es ist seiner.«
    »Was soll es sein, die Herren?« fragte der Geschäftsführer des »Großen Schweigens« ein Weilchen später in der Lounge.
    »Hechtlikör«, sagte Melrose. »Oder, falls der ausgegangen sein sollte, einen Remy. Und Kaffee, wenn Sie so freundlich sein wollen.«
    Das Telefon surrte hartnäckig, und der Geschäftsführer blickte Jury fragend an. »Nur Kaffee.«
    »>Zum großen Schweigen<«, sagte er dann ziemlich unwirsch in den Hörer, so als befürchtete er, der Name könnte einen neuerlichen Schwall von Fragen auslösen. Dann drehte er sich um, reichte Jury den Hörer und kümmerte sich um den Cognac.
    »Lieber Gott, hoffentlich nicht Racer.«
    Es war Wiggins. »Wie geht -« Jury entschied sich dann doch dafür, den Satz nicht zu vervollständigen. Er begnügte sich mit: »Hallo, Wiggins.«
    Trotz der fehlenden Nachfrage nach der werten Gesundheit schickte sich Wiggins an, Jury zu erzählen, wie es um ihn und das Wetter bestellt war, zwei Befindlichkeiten, die wechselweise aufeinander einwirkten. »Richtig ekelhaft ist es hier, Sir. Winterregen. Sie wissen ja, wie es ist, wenn ...«
    »Mir ist zwischen Winter und Sommer noch nie ein Unterschied aufgefallen, Wiggins. Was haben Sie -«
    »Und ob da ein Unterschied ist, Sir.« Geduldig wartete Jury das Ende der Wettervorhersage ab. Endlich fiel Wiggins ein, daß er eigentlich wegen der Nachforschungen anrief, die er in London angestellt hatte, und nicht wegen seines Gesundheitszustandes. »Sir, es gibt eine gute Nachricht und eine schlechte. Welche wollen Sie zuerst?«
    »Beide.«
    »Die schlechte Nachricht: Kein einziger Mensch, mit dem ich gesprochen habe, kann etwas Negatives über Roger Healey sagen. Ich habe mich mit zehn Leuten bei der Zeitschrift unterhalten, und die sagen alle das gleiche, nur mit anderen Worten. Für sie war Roger Healey ein feiner Mensch, ein scharfsinniger Kritiker, ein begnadeter Musiker. Ein paar meinten, Billy wäre eine Art Wunderkind und sein Vater sehr stolz auf ihn gewesen. Das kam alles heraus, als einige erzählten, daß Roger, als er den Jungen verlor, wie ein Fels in einem Meer von Traurigkeit gestanden hätte .«
    Auf Jury wirkte soviel Stärke angesichts eines schweren Verlustes etwas abstoßend, etwas steinern und kalt, genau wie Wiggins mit seinen Platitüden hatte andeuten wollen.
    »- aber es ist doch merkwürdig, daß selbst die Leute -zumindest die drei, mit denen ich gesprochen habe -, die Healey in seiner Kolumne heruntergemacht hatte, ihm nichts nachtrugen. Beispielsweise der Libretto-Schreiber, dessen experimentelle Oper Healey völlig verrissen hatte. Der hat doch tatsächlich gelacht und gestanden, daß sie absolut nichts getaugt habe. Die Oper, nicht Healeys Kritik.«
    Plant war mit seinem Glas und dem Kaffee zum Kamin gegangen und bemühte sich, eine schwarze Katze aus einem bequem wirkenden Lehnstuhl zu vertreiben. »Haben Sie sich mit Mavis Crewes unterhalten?«
    »Nein, Sir. Die hat gesagt, dazu bestünde kein Grund, sie hätte die Nase voll von Scotland Yard und unseren Unterstellungen. Was haben Sie denn unterstellt?«
    »Daß Nell Healey keine Kombination aus Skylla und Charybdis ist. Was ist mit Martin Smart?«
    »Bei dem war ich. Fand sich recht freundlich damit ab, obwohl er nicht begriff, warum ich noch kam, wo doch schon Sie dagewesen waren.«
    »Weiß übrigens Racer, daß Sie

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