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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Nachforschungen anstellen?«
    »Aber Sir, der Chief Superintendent glaubt doch, daß ich nie einen Finger krumm mache«, erwiderte Wiggins ohne eine Spur Bitterkeit.
    Im Hintergrund hörte Jury Geknister, das vom Ablösen des Zellophans um eine Dose Halspastillen bis zum Zerbröseln von Kohlekeksen alles sein konnte.
    »Also, der Flötist, ein gewisser William Browne, der war schon eher sauer; aber er mußte zugeben, daß Healey nicht versucht hatte, ihn fertigzumachen: Er hatte fünf Stücke gespielt, und eins davon hatte Healey teilweise gefallen.«
    »Klingt für mich ziemlich abfällig, eins von fünf.«
    »Aber ich habe diese Kritiken schon gelesen. Ehrlich gesagt, Sir, Roger Healey erweckt nicht den Eindruck, als ob er unsachlich oder persönlich gewesen sei. Seine negative Kritik klingt fast abbittend.«
    »Ein probates Mittel, wenn man jemanden abschießen will.«
    Wiggins schwieg. Dann sagte er: »Nichts für ungut, Sir, aber Sie scheinen mir etwas voreingenommen Healey gegenüber.«
    Jury mußte lächeln. »Ist schon gut. Sie haben ja recht.« Jury beobachtete die schwarze Katze, die um den Sessel herumstrich, und Melrose, der darin saß und sich Mühe gab, sie zu ignorieren.
    »An dem, was Sie sagen, könnte trotzdem etwas dran sein, Sir.«
    »Danke. Und weiter?«
    »Wie ich bereits sagte, in dem Artikel in Segue ging es um ein Benefizkonzert. Healey lobte die meisten Musiker, nur nicht den Flötisten und einen weiteren Musiker. Hören Sie zu: >Der Höhepunkt des Abends war der Auftritt Stan Keelers von der Gruppe Black Orchid. Ich nenne es Höhepunkt, weil diese Underground-Gruppe bei ihren ergebenen (fanatischen) Anhängern ein so hohes Ansehen genießt. Mr. Keeler beeindruckte durch eine hervorragende Technik. Um so mehr verwundert es, daß er diese unterirdisch zelebrierte Technik bei den seltenen überirdischen Auftritten von Black Orchid so gut zu verbergen weiß. Seit Peter Townsend und The Who hat es meines Erachtens auf der Bühne keine so exhibitionistische Gruppe wie Black Orchid mehr gegeben. Auch ich schloß mich dem Beifall des Publikums an, als Mr. Keeler seinen berühmtesten Song, »Main Line Lady«, zum besten gab. Ich applaudierte, weil Mr. Keeler den Anstand besaß, nicht gleich auf der Bühne ein paar lines zu schnupfen.< Was ich sagen wollte, Sir, nicht mal Stan Keeler hat sich das sehr zu Herzen genommen.«
    »Soll das heißen, Sie haben sich mit ihm unterhalten?«
    Eine dramatische Pause - aber vielleicht hatte sich Wiggins auch nur zur Kochplatte mit dem Wasserkessel umgedreht, um sich nachzuschenken. »Aber ja doch, Sir. Habe ihn in seiner Wohnung in Clapham aufgesucht. Er hat eine Vermieterin, einen Drachen, die schirmt ihn vor der Presse, vor den Reportern ab. Eine komische Type.«
    »Und was hat er zu der Kritik gesagt?«
    »Hat gelacht und sich noch einen eingeschenkt. Lag mitten im Zimmer platt auf dem Boden. Meinte, das beflügele das Denken.« Die erneute Pause legte nahe, daß Wiggins sich so seine Gedanken über dieses Benehmen machte. »Keeler schien es einfach nichts auszumachen.«
    »Und die gute Nachricht, Wiggins? Oder war sie das schon?«
    »So ähnlich, aber noch besser. Als ich in den Büros von der Zeitschrift war, habe ich beim Weggehen auf dem Flur einen Typen getroffen. Anfangs habe ich ihn für den Hausmeister gehalten. Jeans und schwarzes T-Shirt. War mit Schrubber und Eimer unterwegs.«
    Wieder eine Pause. Wiggins schien darauf zu warten, daß Jury ihm bestätigte, ja, er hätte einen solchen Typen auch für den Hausmeister gehalten. »Ich weiß, was Sie meinen. Er gehört aber zur Belegschaft?«
    »Ja. Der beliebteste Kolumnist, den sie haben. Ihr PopPapst, Sie wissen schon - Jazz, Rock. Heißt Morpeth Duckworth. Er kam mir auch irgendwie bekannt vor; in seiner Kolumne ist nämlich über dem Namen immer ein kleines Foto von ihm. Ich habe ihn angehalten und ihn zu Healeys Tod befragt. >Seine Frau hat der Musikkritik einen unschätzbaren Dienst erwiesen<, hat er mir geantwortet. Lehnte einfach auf seinem Schrubber und rauchte etwas, was mir sehr nach Gras roch. Und das im Büro -«
    »Sie haben recht, Wiggins. Und weiter?«
    »Natürlich habe ich nachgehakt, was er damit meint. Und da sagte er« - hier hörte Jury Geraschel, Seiten, die rasch umgeblättert wurden -, »er sagte also: >Healey hat in seinen überaus reichlichen Beiträgen zu dieser Zeitschrift den totalen Dünnschiß salonfähig gemacht<. Aber das hier trifft es noch besser. >Healey war der

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