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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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darauf.
    »Es könnte ... etwas über ihn erklären. Die meisten Kinder, die ihre Mutter oder ihren Vater tot auffinden, brechen zusammen oder stehen unter Schock - das sind die üblichen Reaktionen.«
    »Wie viele Fälle mit Kindern, die ihre Eltern tot auffanden, haben Sie denn bisher bearbeitet?«
    Wäre ihr Ton weniger feindselig gewesen, hätte er es nicht gesagt: »Ich bin selber betroffen. Ich habe meine Mutter tot aufgefunden, nachdem eine Bombe unser Haus bis auf die Grundmauern zerstört hatte.«
    Sie blickte zum Kamin hinüber und sagte nur: »Das tut mir leid.«
    »Der Punkt ist, daß die Polizisten, die am Tatort waren, gesagt haben, der Junge sei wie ein Eisblock gewesen. Er hat nicht geweint; er war genauso abweisend wie Sie jetzt; Fragen hat er nicht beantwortet, oder wenn ja, hat er gelogen. Er hat dem Inspector erzählt, er habe keine Verwandten.«
    Sie hob den Kopf und sagte: »Das ist nicht gelogen.« Die Worte kamen glatt und emotionslos heraus.
    »Und was ist mit Ihnen? Sie sind seine Tante, Sie mögen ihn, und Sie scheinen die Meinung der Großeltern nicht zu teilen.«
    Sie hatte eins von den auf dem Sofa herumliegenden Kissen genommen und hielt es wie einen weichen Schild vor sich. »Es gibt noch jemanden in der Familie, den Alex mag. Adam, seinen Urgroßvater.« Sie lächelte. »Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, Alex erinnert mich an ihn. Adam ist ein griesgrämiger alter Mann, der in einem protzigen Altersheim wohnt und seinem eigenen Haus nur Besuche abstattet. Dabei gehört alles ihm, müssen Sie wissen.«
    »Alles? Das Haus, meinen Sie?«
    »Alles. Tarn House - das ganze Anwesen - und das Geld. Alles.«
    »Sie sagen >alles<, als ob’s eine ganze Menge wäre.«
    »Herr im Himmel, ist es auch.« Sie sah ihn offen an; weder senkte sie den Blick, noch versuchte sie, ihn mit der Kanne oder dem Teller von den Schlußfolgerungen, die er vielleicht zog, abzulenken. »Schwer zu sagen, was in Adam Holdsworths Kopf vorgeht; offensichtlich gefällt es ihm einfach, die Leute unter Spannung zu halten. Es hat jedenfalls nicht den Anschein, als halte er viel von seinem Sohn und seiner Schwiegertochter.« Sie lächelte vage. »Genevieve bezeichnet er immer nur als >diese Person<.« Sie nahm sich ein kleines Baiser, unterzog es einer genauen Prüfung, legte es auf ihren Teller, wo es dann unberührt liegenblieb. »Wenn Alex und Jane aus London kamen, ließ Adam es sich aber nie nehmen, im Hause zu sein.«
    Dabei beließ sie es. Jury sagte: »Mit anderen Worten, Adam Holdsworth mochte die beiden.«
    »Besonders Alex. Ich habe erlebt, daß die beiden einfach zusammen verschwanden. Alex schob den Rollstuhl. Und alle suchten sie. Sie heckten immer irgend etwas aus. Der Mann liebt nichts so sehr, wie jemandem einen Streich zu spielen.«
    »Dann gab es für Alex und seine Mutter vermutlich etwas zu erben.«
    Sie steckte sich mit einem Porzellanfeuerzeug eine Zigarette an, beugte sich, die Knie zusammengepreßt, vor und sah nachdenklich ins Feuer. »Aber ja doch.«
    »Und jetzt nur noch für - Alex? Das heißt, das meiste von >allem<.« Er hoffte, sein Lächeln würde sie aus der Reserve locken. Fehlanzeige.
    »Ich verstehe nicht, was die Aussicht, daß irgend jemand etwas erbt, mit dem Tod meiner Schwester zu tun haben soll«, sagte sie frostig, während sie die Asche ihrer Zigarette in den blumengemusterten Aschenbecher schnippte.
    »Entschuldigung.« Er hatte sie gesehen, sich ein Bild von ihr gemacht, mehr war im Augenblick nicht drin. »Kann ich Sie zu Ihrem Zug bringen?«
    Sie hatte ihre Zigarette ausgedrückt, war aufgestanden und sah prüfend auf ihn herab. »Ich habe ein Taxi bestellt. Ich habe noch über eine Stunde.«
    Die sie offensichtlich nicht mit ihm verbringen wollte.
    Jury zog eine Visitenkarte hervor und gab sie ihr. »Ich gehe jetzt wohl besser. Bitte, rufen Sie mich an, wenn Ihnen irgend etwas einfällt.«
    »Was sollte mir einfallen?«
    Jede Menge, dachte Jury. »Übrigens, ich glaube, ich kenne jemanden, der für diesen Bibliothekarsposten genau der Richtige wäre. Er ist gut in Sprachen. Über die Sache mit dem Gehalt würde ich mir nicht den Kopf zerbrechen; er kommt eh gerade mal so über die Runden.«
    »Ich wäre Ihnen zu ewigem Dank verpflichtet.«
    »Ich rufe ihn mal an. Eigentlich ist er sehr intelligent. Ein Exzentriker. Macht gern ausgefallene Sachen.« Jury betrachtete den Kuchenteller. »Alles, um von der Familie wegzukommen.«
    »Wenn Yngwie J. Malmsteen es nicht schafft, kann

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