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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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einem Dorf.
    Er lehnte sich zurück. Geld war glücklicherweise kein Problem. Alex hatte nicht einfach nur für schlechte Zeiten gespart; er hatte mit katastrophalen Zeiten gerechnet! Und jetzt waren sie da.
    Einiges von dem Geld, das er auf Fortune’s Son gewonnen hatte, trug er jetzt bei sich. Seit zwei Jahren hortete er Geld, um sich und seine Mutter an einen Ort verfrachten zu können, von dem die Holdsworths nie gehört hatten - Litauen sollte sehr schön sein. Vierzehnhundert Pfund. Hundert (abzüglich der Summe für die Fahrkarte) steckten in der Brieftasche, sechshundert in einer kleinen Börse, die er sich um den Knöchel gebunden hatte, vierhundert waren ins Jackenfutter genäht, der Rest befand sich in einer Innentasche des Rucksacks.
    Über viertausend Pfund waren im Verlauf seiner emsigen Geschäfte an der Severn School zusammengekommen. Zweimal war er beim Kartenspiel erwischt und nach Hause geschickt worden, wobei der Direktor nie begriff, warum Alex Poker spielte, da er doch nie zu gewinnen schien.
    Nachdem damals die Entscheidung gefallen war, daß Alex an eine Privatschule mußte , hatte er das Beste daraus gemacht. Er hatte im Grunde gar nichts gegen die Severn School - für eine Weile war es eine schöne Abwechslung von seinen »Freunden« auf der Gesamtschule gewesen, deren Vorstellung von Vergnügen darin bestand, die Samstage im Kino zu verbringen oder Fahrrad zu fahren oder in geselliger Runde zu rauchen und sich irgendwelche erfundenen Frauengeschichten zu erzählen.
    Alex hatte gar nichts gegen Mädchen; er konnte bloß keins finden, das auch nur ein bißchen Phantasie hatte. Es stellte sich heraus, daß Mädchen lediglich hübschere Versionen der Jungen waren; sie gingen ins Kino und veranstalteten Schlafanzugparties, wo sie rauchten und über Jungen redeten.
    Während sich seine Schulkameraden in Filme schlichen, die erst »ab 18« waren, und sich nur mit Mädchen sehen ließen, die vor den Augen ihrer Eltern Gnade fanden, studierte Alex die Börse, Wettformulare, Maklerbroschüren und Anzeigen über Grundbesitzerwerb auf Ibiza. Als Training hatte er verfolgt, wie die Londoner Stadtteile luxussaniert wurden. Er war zum Beispiel mit der U-Bahn nach Limehouse, Wanstead und sogar nach Bow gefahren, was momentan so in war. Bow, kaum zu glauben! Alex beschloß, daß er einen Trend schaffen würde, wenn er erst mal das Geld zum Investieren hätte.
    Alex studierte demographische Entwicklungen, nicht Menschen. Über Menschen lernte er in den Gesprächen, die er in Cafes und auf Parkbänken mithörte, oder in allen möglichen Kneipen, in die er hineingelassen wurde, weil er sich die dunkle Brille hoch ins Haar schob, um zu zeigen, daß er nichts zu verbergen hatte. Er war groß für sein Alter und glücklicherweise früh in den Stimmbruch gekommen.
    Aber in die Wettbüros kam er nicht. Als er einmal auf einer Parkbank gesessen hatte, fand er einen abgerissenen alten Schwindler namens Ned Rice, einen wirklich überzeugenden Charmeur mit überkandidelten Akzent, und hatte ihn zum Partner gemacht. In dem zerbeulten Land Rover saß Ned und bekam ein Drittel. Alex bekam zwei Drittel; schließlich hatte er die Ideen.
    Zusätzlich nahm er Wetten von einigen sorgfältigst ausgewählten Schulkameraden an. Wenn sie keine zwei Pennies auftreiben konnten, ließ er sie auf Kredit wetten. Er versuchte ihnen zu erklären, das würde doch bedeuten, auf die Zukunft zu setzen; dieser Gedanke faszinierte sie, denn von Termingeschäften und ähnlichem hatten sie noch keine Ahnung. Sie verloren ja ohnehin selten.
    Als Alex jetzt sein Spiegelbild im Fenster betrachtete und sah, wie sein Kopf träge mit den Bewegungen des Zuges mitwippte, dachte er, daß man wohl nicht mehr erwarten konnte, als auf Kredit zu leben.
    Er spürte, wie ihn jemand an der Schulter rüttelte, sah das jungenhafte Gesicht des Schaffners und hörte, wie er nach der Fahrkarte gefragt wurde.
    Gott sei Dank war es nur ein leichter Schlummer gewesen, nicht der tiefe Schlaf, den er befürchtet hatte. Er holte die Fahrkarte heraus .
    Mein Gott! Der Schaffner.
    Alex fielen blitzartig die Morgenzeitungen ein, er wußte nicht, ob ihr Tod von irgendeinem Interesse für die Zeitungen oder nur eine weitere Zahl für die Statistiken war. Aber was, wenn sie ihn ernsthaft suchten und sein Bild in die Zeitungen gesetzt hatten? Und warum war es ihm überhaupt so wichtig, unentdeckt zu bleiben? Er wußte es nicht. Er drehte sich mit dem Gesicht zu seinem

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