Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht
vorbei. Als sie unten angekommen waren, wischte sich Melrose die Ärmel ab. »Bleibt der Kater hier? Oder nicht?«
»Kommt drauf an, wo was los ist.«
»Bei mir garantiert nichts. Wenn Sie Ihren Urgroßvater Mr. Adam Holdsworth getroffen haben, geben Sie mir doch bitte Bescheid.« Er streckte die Hand aus. »Es war - ein Ereignis, Sie kennenzulernen.«
»Es tut mir leid wegen Ihres Freundes. Dem Superintendent.« Alex sah schweigend zum See hinüber. »Ich wußte nicht ... war er, hm, ein besonderer Freund von meiner Mutter?«
Melrose zögerte, wußte nicht, ob jetzt ein sonderlich günstiger Zeitpunkt war, dem Sohn von einem »Konkurrenten« zu erzählen. »Ja, ein sehr besonderer. Ich glaube, er wollte sie heiraten.«
»Mist«, stieß Alex hervor. Er sah sich ratlos um, wie ein Hund seines Onkels, der eine Spur verloren hat. »Und statt dessen werfen sie ihm jetzt vor, er hätte sie umgebracht?«
Melrose sah ihn an und dachte, daß Jane Galloway mit so einem Sohn Glück gehabt hatte - er war klug, einfallsreich, mutig, verantwortungsbewußt (so sehr, daß er sogar ihre Medikamente kontrollierte) und immer noch fähig zum Mitgefühl für jemanden, den er nicht einmal kannte. War er, Melrose, in dem Alter nur im entferntesten so gewesen? Er bezweifelte es. Ein wenig vielleicht, aber er bezweifelte es.
»Ich mache mir keine Sorgen. Der ganze Vorwurf ist zu absurd. Er ist unschuldig.«
Grimmig sagte Alex: »Ich wüßte nicht, daß das jemals genützt hatte.« Er deutete einen Abschiedsgruß an. »Gute Nacht.«
Melrose nickte und ging zum Feld.
Hinter ihm teilte sich das Gras wie durch Zauber. Hexer hatte entschieden, wo was los war.
»Sie sind der Meinung, ich solle mich in psychiatrische Behandlung begeben«, sagte Lady Cray; sie saß in Adams Zimmer. »Aber man hat ja schon Pferde kotzen sehen«, fügte sie hinzu und blies einen zarten Rauchring aus. »Muß das Frühstück eigentlich um acht Uhr morgens serviert werden? Wirklich eine unchristliche Zeit.«
Alles an ihr, von ihrer Frisur über ihre Kleider bis zu der Art, wie sie ihre Zigarette hielt, verriet ihre gute Herkunft. Adam seufzte und warf sich eine Handvoll Salzmandeln in den Mund. Neuerdings trug er immer sein Gebiß. »Zum Psychiater? Gehen Sie doch. Ist wahrscheinlich mal eine Abwechslung, ein Spaß.«
»Na ja. Ich glaube beinahe, es war nicht einfach nur eine Empfehlung. Obwohl Mrs. Colin-Jacksons Stimme sich vor Freundlichkeit geradezu überschlug, klang es, als würde man mich hochkant hinauswerfen, wenn ich mich nicht füge.«
»Verdammt, nicht Kojak hat hier das Sagen, sondern Helen Viner. Sie ist die einzige mit einem bißchen Grips im Kopf. Gehen Sie doch mal zu ihr; sie ist interessant.«
»In diesem Fall soll ich die Interessante sein. Ich wünschte, Andrew wäre hier.« Sie seufzte und nippte an ihrem Kaffee. »Ich bin bei ihr gewesen, nachdem ich ankam. >Routineuntersuchung<, wie die Polizei so gern sagt.«
»Sie prüft die Gäste immer auf Herz und Nieren.«
»Es ist eigentlich gar kein Seniorenheim, stimmt’s? Ist das nicht nur ein Euphemismus für >Irrenanstalt«
»Wenn Sie das nötige Kleingeld haben, ist es alles, was Sie wollen. Wollen Sie, daß Andrew Sie hier rausboxt? Gerade haben Sie doch noch die Befürchtung geäußert, daß man Sie hier hochkant rauswerfen will. Hören Sie«, Adam beugte sich zu ihr hinüber und flüsterte, »warum machen wir hier nicht beide den Abgang? Ich habe mir einen genialen Plan ausgedacht, wie wir es anstellen können.«
»Von Ihren Abgängen habe ich schon gehört.« Sie lächelte. »Wir können doch jederzeit zur Haustür hinausmarschieren, ist eine Flucht da nicht reichlich überflüssig?«
Das tat weh. Er hatte angenommen, sie würde sich für seine Fluchtpläne begeistern. Unwirsch sagte er: »Na ja, Kojak - oder besser, Dr. Viner - wäre nie auf die Idee gekommen, Sie unter die Knute des Psychiaters zu zwingen, wenn das mit dem Silber nicht gewesen wäre, verdammt noch mal.«
»Ich habe es doch wieder zurückgebracht. Miss Rupert hat mich verpfiffen.«
»Weil Sie sich so schlau angestellt haben. Lassen sich von Rübe beim Tischdecken erwischen! Sie wollen erwischt werden, geläutert werden von Ihrem unverbesserlichen, unersättlichen Wunsch, Ihre lüsternen Begierden zu befriedigen -«
»Ach, halten Sie doch den Mund. Haben Sie wieder Judith Krantz gelesen? Nehmen Sie doch noch einen Kaffee.« Sie nahm die silberne Kanne vom Büfett im Eßzimmer und hielt sie hoch.
»Ich
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