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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Sie dann hier?«
    »Das ist was anderes.«
    Der Junge lächelte nur.
    Melrose sagte: »Meine Güte. Sind Sie für das alles verantwortlich? Was ist mit demjenigen, der Ihre Mutter umgebracht hat?«
    »Da ist was dran.«
    »Das will ich meinen.« Melrose fühlte sich unendlich erleichtert. Und er fragte sich, ob er Alex all diese quälenden Fragen gestellt hatte, weil es ihm um ihn, Alex, oder um sich selbst ging.
    Dann schwiegen sie und grübelten über dasselbe nach:
    Wer? Warum?
    »Es gibt nur zwei Motive für Mord. Liebe und Geld.«
    Alex schüttelte den Kopf. »Sie haben Rache vergessen.«
    »Gut, wenn Sie an Madeline Galloway denken, das fällt unter >Liebe<, würde ich sagen.«
    »Und was ist mit Schweigen?«
    Melrose runzelte die Stirn. »Was meinen Sie?«
    »Schweigen. Jemanden zum Schweigen zu bringen. Wie meine Mutter.«
    »Worüber?«
    »Keine Ahnung. Aber es ist ein Motiv, oder nicht? Feinde: nein, ich wüßte keinen. Geld: in dieser Familie ein recht sicherer Tip. Und dann gibt’s noch mich.«
    »Sie?«
    »Mich. Meine Großeltern versuchen seit Jahren, mich hierherzukriegen. Beziehungsweise sie haben es versucht, bis ich zu alt war. Genevieve hat meine Mutter immer gehaßt.«

»Ich würde sagen, das paßt in die Kategorie Feinde; aber Sie würden doch erst recht nicht hierbleiben, wenn sie Ihre Mutter umgebracht hätten.«
    »Vielleicht hat sie geglaubt, ich könnte sonst nirgendwo hingehen.«
    »Ich habe das Gefühl, Ihre Großmutter -«
    »Genevieve ist nicht meine richtige. Das war Virginia. Virginia ist bei einem Sturz umgekommen.« Seine Augen blitzten finster. »Ganz schön viele Unfälle, stimmt’s?«
    »Ja. Zu viele. Ihr Onkel?«
    »Ach, den würde ich nicht mitzählen. Der ist eigentlich ganz nett. Aber ein fürchterlicher Langweiler.«
    »Francis Fellowes? Ich habe ein paarmal mit ihm geredet.«
    »Er ...« Alex zuckte die Schultern. »Er scheint sich nur für seine Malerei zu interessieren, und damit basta.«
    Seinen Vater hatte Alex nicht erwähnt, und Melrose brachte es einfach nicht über sich, ihn zu fragen, jetzt noch nicht. »Fellowes hat den Verdacht, daß hier systematisch ein Mord nach dem anderen geschieht.«
    »Der drückt es vielleicht etwas dramatisch aus. Er macht gern einen Aufstand, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Aber Sie haben doch genau dasselbe gesagt: Jede Menge Unfälle.«
    »Das stimmt. Aber manche hätten Unfälle sein können.«
    Alex sah ihn nicht an: Melrose wußte, er dachte an seinen Vater. Und dann gab Alex sich einen Ruck und wechselte das Thema.
    »Etwas hat gefehlt.«
    »Was?« fragte Melrose.
    »Ich habe mir schon den Kopf zerbrochen, aber es fällt mir einfach nicht ein.«
    »Vielleicht ist es ja Ihrem Unterbewußtsein eingefallen. Millie hat gesagt, Sie träumten jede Nacht denselben Traum.«
    Alex erzählte ihm die Einzelheiten. »Ich weiß, warum die Landschaft so leer war.« Alex zerknickte einen Zweig, suchte ein anderes Wort. »Mehr als leer.«
    »Öde.«
    Der Junge runzelte die Stirn. »Öde?«
    »Ja, öde, ausgedörrt. Brach.«
    »Das Wort müssen Sie Millie sagen; das würde ihr gefallen.« Alex lächelte.
    Das erste spontane Lächeln, das Melrose an ihm sah.
    »Millie mag Wörter.«
    »Wie >exerzieren<. Sie wollte mich zu dem Platz mitnehmen, der auf Wast Water hinausschaut, um die Geister zu >exerzieren<.«
    Alex lachte. »Typisch. Sie dachte, die rote Dame hätte was mit Alice im Wunderland zu tun. Aber die Dame war Alice keinerlei Hilfe. Sie war ganz schön gemein. Nicht wie meine Mutter.«
    »Sie nehmen das alles zu wörtlich.«
    Er strich sich das Haar aus der Stirn.
    »Millie meint, es ist die Knarre.« Er steckte sie in den Rucksack.
    »Wie in Ich kämpfe um dich. Haben Sie den gesehen?«
    »Mit Ingrid Bergman. Die spielte da doch eine Psychiaterin. Irgendwo kam eine Knarre vor -«
    »In dem Traum hielt der Mörder ein Rad. Rollte es im Schnee hin und her.« Melrose lächelte. »Ingrid rettete ihn, indem sie herausfand, was der Traum bedeutete. Haben Sie mal daran gedacht, mit einem Psychiater über Ihren Traum zu sprechen?«
    »Ich muß erst zu meinem Urgroßvater. Adam. Dann tu ich, was Sie sagen; ich geh zur Polizei.«
    Als Melrose aufstand, spürte er, wie seine Knochen knirschten. »Für ein Leben in Baumhäusern bin ich zu alt. Wenn ich allerdings an meine Tante denke, ist es vielleicht gar keine üble Idee.«
    Alex lachte und kletterte die Leiter hinunter. Melrose folgte. Der Kater glitt von Sprosse zu Sprosse an Melrose

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