Grimms Erben
geschieht nun in stetem, stampfendem Rhythmus, jedoch immer acht darauf gebend, dass wir im Hüftbereich vereint bleiben. Theres’ Bewegungen sind grazil, galant, feinfühlig, akrobatisch. Ihr Tempo und ihre Energie gleichen allerdings einem wilden Tier. Ich muss aus unerfindlichen Gründen an Eric Cantona denken, verdränge das Bild aber schnell wieder aus meinem mit Adrenalin und Testosteron gefluteten Gehirn. Theres tanzt auf mir, und ich gerate unter ihrem feinriechenden Körper und den ineinandergreifenden Gliedmaßen zum Spielball ihrer Wolllust. Sie stöhnt. Es ist eher ein Singen. Ein hohes, nicht zu lautes, aber deutlich hörbares Geräusch aus ihrer Kehle, in der ich plötzlich wohnen will. Endlich fasse ich sie an. Berühre ihre Taille, ihre Pobacken, fühle, dass sie Haut aus Samt hat, überzogen mit einem Wasserfilm, gestrickt aus feinen Perlen.
Ich beiße in ihre linke Brust, sie wirft amüsiert den Kopf in den Nacken. Ich ziehe sie an ihrem Zopf und sehe dem kleinen Schweißtropfen zu, der sich vom Rand ihres Kinns nach unten bewegt und über den Hals, über ihre Brust, über ihre Brustwarze in meinen Mund gleitet. Und immerzu klatscht meine Erektion wie Applaus in ihre Scham, so ergreifend einfühlsam, dass ich kurz überlege, ob das die bayrische Griabigkeit ist, die mich vulvarisierend, feuchtbiotopisch umschließt.
Theres steigert das Tempo, fasst, immer noch auf mir sitzend, mit ihrer Rechten unter meinen Lumbalbereich, drückt mich so stark an sich, dass ich eine Leberquetschung befürchte. Sie führt, gibt vor, ich hechle hinterher und versuche, schmerzfrei aus der Nummer herauszukommen. Aber denken Sie nicht falsch, durchaus genieße ich. Auf einem alten Fahrrad lernt man fahren, und so komme ich unter die rollenden Schenkel, in die treibenden Klammergriffe, verfange mich in den fleischlichen Pedalen und strample wie bei der Tour de France einer Gipfelankunft entgegen. Hinauf zu Alp d’Sex. Seit einigen Sekunden knallt mein Kopf gegen einen hölzernen Gegenstand, einen blauen, mit Blumen verzierten Bettkasten.Theres hat die Augen geschlossen und singt ihr Lied der fanatischen Kohabitation. Unsere beiden Körper sind glitschig und gleiten fast reibungslos übereinander, Moschusfeuchtigkeit als Schmiermittel. Mein Hinterkopf beginnt zu schmerzen, ich komme auf die dumme Idee, Theres’ Brüste zwischen mir, und den hölzernen Übeltäter zu bringen. Bevor dies passiert, vollzieht Theres, ohne mich aus ihrem koitalem Polizeigriff zu entlassen, eine Achsialdrehung um neunzig Grad, und wir beide landen sitzend auf einem grobgeknüpften Flickenteppich, sie immer noch auf mir, ich immer noch in ihr. Theres reitet weiter im Galopp. Mein Kopf gerät gefährlich lange zwischen ihre Brüste. Dort riecht es nach Sex und Schankraum, und ich bekomme Atemnot. Von etwas weiter unten steigen Verkehrsgeräusche zu uns herauf. Schmatzend, pochend, hämmernd. Ich trenne mich aus ihrer Brustfalte und verbeiße mich in ihr kantiges, spitzes Kinn. Einzelne Haare kleben ihr im Gesicht. Ich befinde mich in einem Zustand absoluter Überzeugung: Dieser Geschlechtsakt ist so richtig wie der Weltfrieden.
Nur Theres hält von Frieden nichts.
Das Blatt wendet sich.
Sie wirkt plötzlich gedrängt, von einer wahnwitzigen, unsichtbaren Bosheit besessen. Diabolisch grinsend reißt sie mich zu Boden. Die Ausholamplituden ihrer Hüften nehmen zu. Ihr Libidogesang steigert sich zu einem irrsinnigen Gestöhne. Sie greift mir aggressiv in den Mund, drückt mit ihren spitzen Findernägeln gegen meine Augäpfel, würgt meinen schwitzenden Hals. Eine epochale Aggressorin, entstiegen aus einer sexuellen Sagenlandschaft. Ich merke, dass sie die Kontrolle verliert, und ich das Bewusstsein. Ich wehre mich, schlage ihr mit der geballten Faust gegen die Flanken. Sie verstärkt ihre Klammergriffe, ihr Gesicht ist wutverzerrt. Wir gleiten wie zwei kämpfende Cowboys über den Teppich. Einer teilt aus. Einer steckt ein. Dem Alkoholpegel nach würde ich sagen: John Wayne fickt Dean Martin.
Theres reißt an meinen Ohren. Wieder blockiert meine Atemzufuhr. Ellbogen drückt auf Adamsapfel, Adamsapfel drückt auf Speiseröhre. Ich vernehme ein starkes Brennen in der Leistengegend. Herzrhythmusstörungen setzen ein. Mir schwindelt. Ich panisiere.
O Gott, sie bringt mich um!
Mein »Theres, Hilfe« geht in dem Stampfen unserer fleischlichen Vereinigung unter. Was nützt dem Opfer ein Hilfeschrei, der nur vom Täter gehört wird. Mein Genital
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