Grischa: Goldene Flammen
vor die Brust und drückte den Rücken gegen die Sitzbank. Ich hörte, wie drauÃen gekämpft wurde, vernahm die Geräusche von Metall, das auf Metall traf, Grunzen und Gebrüll und wiehernde Pferde. Die Kutsche erbebte, als ein Körper gegen die Scheibe knallte. Ich sah entsetzt, dass es einer meiner Wächter war. Er hinterlieà eine rote Schliere, als er abrutschte.
Die Tür flog auf und ein Mann mit wildem Gesicht und gelbem Bart erschien. Ich wich gegen die andere Seite der Kutsche zurück, reckte ihm das Messer entgegen. Er rief seinen Landsleuten in der bellenden Sprache der Fjerdan etwas zu und wollte mein Bein packen. Als ich nach ihm trat, ging hinter mir die zweite Tür auf und ich wäre fast gegen einen weiteren bärtigen Mann gekippt. Er packte mich unter den Armen und riss mich aus der Kutsche, während ich brüllend mit dem Messer herumfuchtelte.
Offenbar verletzte ich ihn, denn er löste fluchend seinen Griff. Ich rappelte mich auf und rannte weg. Wir befanden uns in einem bewaldeten Tal, in dem sich der Vy zwischen zwei sanften Hügeln durchschlängelte. Rings um die Kutsche kämpften Soldaten und Grischa gegen bärtige Männer. Immer wieder gingen Bäume, die in der Schusslinie der Grischa standen, in Flammen auf. Ich sah, wie Fedjor die Hand auswarf, woraufhin sein Angreifer einknickte, Blut spuckte und sich an die Brust griff.
Ich rannte ziellos weg, den nächstbesten Hügel hinauf. Ich rutschte auf Blättern aus, die den Waldboden bedeckten, mein Atem ging stoÃweise. Auf halbem Weg nach oben wurde ich von hinten angegriffen. Ich fiel, und als ich den Sturz mit den Händen abzufangen versuchte, flog mir das Messer aus der Hand.
Ich trat und wand mich, als der Mann mit dem gelben Bart meine Beine packen wollte. Ich sah verzweifelt ins Tal hinab, aber Soldaten und Grischa kämpften dort unten um ihr Leben. Sie waren zahlenmäÃig unterlegen und konnten mir nicht zu Hilfe eilen. Ich wehrte mich nach Kräften, aber der Fjerdan war zu stark. Er setzte sich auf mich, nagelte meine Arme mit den Knien auf dem Boden fest und angelte nach seinem Messer.
»Ich töte dich gleich hier, Hexe«, fauchte er mit dem starken Akzent der Fjerdan.
Da hörte ich Hufgetrappel. Mein Angreifer drehte sich nach der StraÃe um.
Ein Reitertrupp galoppierte in das Tal. Rote und blaue Keftas wehten und aus den Händen der Reiter schlugen knatternde Flammen. Der vorderste Reiter trug Schwarz.
Der Dunkle saà ab, breitete die Arme aus und klatschte laut hallend in die Hände. Aus seinen Fingern schossen finstere Bänder, die sich durch das Tal zu den Meuchelmördern der Fjerdan schlängelten, an ihren Körpern hinaufglitten und ihre Gesichter in wabernde Schatten hüllten. Sie schrien. Manche lieÃen ihr Schwert fallen, andere fuchtelten blind damit herum.
Ich sah ehrfürchtig und zugleich entsetzt zu, wie die Krieger aus Rawka die Gelegenheit nutzten und die geblendeten, hilflosen Männer mit wenigen Streichen fällten.
Der auf mir sitzende Mann murmelte etwas in einer fremden Sprache. Vielleicht ein Gebet. Er war starr vor Angst und konnte den Blick nicht vom Dunklen lösen. Ich ergriff meine Chance.
»Hier bin ich!«, rief ich laut.
Der Dunkle wandte den Kopf in meine Richtung. Er hob die Hände.
»Nej!« , kreischte der Fjerdan und hob das Messer. »Ich kann ihr das Messer auch blind ins Herz stoÃen!«
Ich hielt den Atem an. Auf einmal herrschte Stille im Tal, nur unterbrochen vom Stöhnen der Sterbenden. Der Dunkle lieà die Hände sinken.
»WeiÃt du nicht, dass du umzingelt bist?«, fragte er mit ruhiger, aber zwischen den Bäumen hallender Stimme.
Der Meuchelmörder lieà den Blick nach links und rechts zucken und sah zur Hügelkuppe, wo Soldaten mit angelegten Gewehren auftauchten. Während sich der Fjerdan panisch umsah, kam der Dunkle ein paar Schritte den Hang hinauf.
»Nicht näher!«, kreischte der Mann.
Der Dunkle blieb stehen. »Wenn du sie mir übergibst«, sagte er, »darfst du zu deinem Herrscher zurückkehren.«
Der Meuchelmörder kicherte wie übergeschnappt. »Oh, nein. Oh, nein. Das glaube ich nicht«, erwiderte er kopfschüttelnd, das Messer, dessen tödliche Spitze in der Sonne glitzerte, hoch über meinem pochenden Herzen erhoben. »Der Dunkle kennt keine Gnade.« Er senkte den Blick und sah mich an. Seine
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