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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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oder südlichen Front zugefügt worden waren, andere hatten nach der Erledigung eines Auftrags dienstfrei.
    Da keuchte Nadja auf.
    Â»Oh nein«, stöhnte Marie.
    Ich hob den Kopf und als ich die junge Frau mit dem rabenschwarzen Haar erkannte, die damals in Kribirsk so von Maljen fasziniert gewesen war, zog sich mir der Magen zusammen.
    Â»Wer ist das?«, flüsterte ich, während ich die junge Frau beobachtete, die sich unter die Grischa mischte und einige von ihnen begrüßte. Ihr hohes Lachen hallte von der goldenen Kuppel wider.
    Â»Zoja«, murmelte Marie. »Sie war in der Schule ein Jahr über uns und sie ist grässlich.«
    Â»Hält sich für was Besseres«, fügte Nadja hinzu.
    Ich zog die Augenbrauen hoch. Marie und Nadja waren da nicht anders, und wenn Zojas Sünde in der Überheblichkeit bestand, hatten die beiden kein Recht, sie dafür zu schelten.
    Marie seufzte. »Und zu Recht. Das ist das Schlimmste. Sie ist eine sehr mächtige Stürmerin und eine großartige Kämpferin. Schau sie dir an.«
    Ich sah die silbernen Stickereien auf Zojas Ärmelaufschlägen, die schimmernden schwarzen Haare, ihre großen blauen Augen mit den unerhört langen Wimpern. Sie war fast so schön wie Genja. Bei dem Gedanken an Maljen durchzuckte mich pure Eifersucht. Aber dann fiel mir ein, dass Zoja am Rand der Schattenflur stationiert gewesen war. Falls sie und Maljen … Aber vielleicht wusste sie, wo er sich aufhielt und wie es ihm ging. Ich schob den Teller weg. Die Vorstellung, Zoja nach Maljen zu befragen, rief eine gewisse Übelkeit in mir hervor.
    Zoja beendete ihr Gespräch mit einem hingerissenen Korporalnik, als hätte sie meinen Blick gespürt, und rauschte zum Tisch der Beschwörer.
    Â»Marie! Nadja! Wie geht es euch?«
    Die beiden standen auf, um sie zu umarmen. Ihre Gesichter waren zu einer Maske des Lächelns erstarrt.
    Â»Du siehst umwerfend aus, Zoja. Geht es dir gut?«, quiekte Marie.
    Â»Wir haben dich so vermisst!«, quetschte Nadja hervor.
    Â»Ich habe euch auch vermisst«, sagte Zoja. »Ich bin ja so froh, wieder im Kleinen Palast zu sein. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr mich der Dunkle auf Trab gehalten hat. Aber ich bin unhöflich. Ich glaube nicht, dass ich eure Freundin schon kenne.«
    Â»Oh«, rief Marie. »Wie dumm von mir. Das ist Alina Starkowa. Die Sonnenkriegerin«, fügte sie mit leisem Stolz hinzu.
    Ich erhob mich ungelenk.
    Zoja fiel mir um den Hals. »Welche Ehre , endlich der Sonnenkriegerin zu begegnen«, sagte sie laut. Aber noch während sie mich umschlungen hielt, hauchte sie mir ins Ohr: »Du stinkst nach Keramzin.«
    Ich erstarrte. Sie ließ mich los und ein Lächeln umspielte ihre makellosen Lippen.
    Â»Wir sehen uns später«, sagte sie und winkte uns knapp. »Ich muss dringend in mein Zimmer und ein Bad nehmen.« Damit segelte sie aus dem Kuppelsaal.
    Ich stand verdattert und mit brennenden Wangen da, hatte das Gefühl, als würden mich alle anstarren, aber niemand schien Zojas Beleidigung gehört zu haben.
    Ihre Worte ließen mich den ganzen Tag nicht los. Weder während einer weiteren verkorksten Lehrstunde bei Baghra noch während des endlos langen Mittagessens, bei dem Zoja in aller Ausführlichkeit die Rückreise von Kribirsk schilderte, den Zustand der Städte am Rand der Schattenflur und die herrlichen Lubok-Holzschnitte, die sie in einem Bauerndorf gesehen hatte. Vielleicht war es Einbildung, aber sie schien mich jedes Mal anzusehen, wenn sie das Wort »Bauer« in den Mund nahm. Mir fiel ein schweres silbernes Armband auf, das an ihrem Handgelenk glitzerte, und ich ahnte, was es war: ein Kräftemehrer .
    Die Situation wurde noch unerträglicher, als Zoja beim Kampftraining erschien. Botkin nahm sie in die Arme, küsste sie auf beide Wangen und plauderte ausgelassen auf Shu mit ihr. Gab es etwas, das dieses Mädchen nicht beherrschte?
    Sie hatte eine Freundin mitgebracht, die junge Frau mit den kastanienbraunen Locken, die ich damals im Zelt der Grischa gesehen hatte. Während der harten Übungen, mit denen Botkin seinen Unterricht begann, tuschelten und kicherten sie über meine Unbeholfenheit. Und als Botkin uns jeweils zu zweit für die Übungskämpfe einteilte, überraschte es mich nicht, dass er mich Zoja zuwies.
    Â»Ist beste Schülerin«, sagte er stolz. »Wird kleines

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