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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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nicht zu lachen.
    Â»Was ist?«, fragte er argwöhnisch.
    Â»Ich habe Euch noch nie so … so verärgert erlebt.«
    Â»Das schafft nur Baghra. Und zwar bei allen.«
    Â»War sie auch Eure Lehrerin?«
    Ein Schatten trat kurz auf seine Züge. »Ja«, sagte er. »Also: Was weißt du über Morozows Herde?«
    Ich biss auf meine Unterlippe. »Hm. Tja … im Grunde nur …«
    Er seufzte. »Nur Kindergeschichten?«
    Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    Â»Macht nichts«, sagte er. »Und an was davon erinnerst du dich?«
    Ich rief mir die Stimme Ana Kujas in Erinnerung, spätabends im Schlafsaal. »Die Herde besteht aus weißen Hirschen, magischen Geschöpfen, die nur bei Zwielicht erscheinen.«
    Â»Sie sind nicht magischer als wir. Aber sie sind uralt und sehr mächtig.«
    Â»Gibt es sie wirklich?«, fragte ich ungläubig. Ich verschwieg, dass ich mich in letzter Zeit weder besonders magisch noch mächtig gefühlt hatte.
    Â»Ich denke schon.«
    Â»Baghra scheint anderer Meinung zu sein.«
    Â»Sie hat nie viel von meinen Ideen gehalten. Woran erinnerst du dich noch?«
    Â»Na ja«, sagte ich etwas beschämt, »sie konnten sprechen, und wenn der Jäger sie verschonte, erfüllten sie Wünsche.«
    Da hörte ich den Dunklen zum ersten Mal lachen, und sein Lachen hatte einen schönen, dunklen, leise nachhallenden Klang. »Dieser Teil ist eindeutig falsch.«
    Â»Aber alles andere ist wahr?«
    Â»Zaren und Dunkle suchen seit Jahrhunderten nach Morozows Herde. Meine Jäger behaupten, ihre Spuren gefunden zu haben, aber sie haben die Tiere noch nicht aufgespürt.«
    Â»Und das glaubt Ihr?«
    Der Blick seiner schiefergrauen Augen war fest und kühl. »Meine Männer belügen mich nicht.«
    Ein kalter Schauder lief über meinen Rücken. Ich hätte den Dunklen auch nicht gern belogen, denn ich wusste, wozu er im Stande war. »Verstehe«, sagte ich nervös.
    Â»Würde man Morozows Hirsch fangen, dann könnte aus seinem Geweih ein Kräftemehrer hergestellt werden.« Er tippte auf mein Schlüsselbein – eine flüchtige Berührung, aber sofort durchflutete mich das unerschütterliche Gefühl der Gewissheit.
    Â»Ein Halsreif?«, fragte ich und versuchte, es mir vorzustellen. Ich spürte immer noch seine Finger unten an meinem Hals.
    Er nickte. »Der mächtigste Kräftemehrer, den man sich vorstellen kann.«
    Mir stockte der Atem. »Und Ihr wollt ihn mir geben?«
    Er nickte noch einmal.
    Â»Wäre es nicht einfacher, wenn Ihr mir Krallen oder Fänge oder etwas Ähnliches beschaffen würdet?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wenn wir die Hoffnung nicht aufgeben wollen, dass die Schattenflur zerstört werden kann, brauchen wir die Macht des Hirsches.«
    Â»Vielleicht würde zunächst einmal irgendein Kräftemehrer reichen, mit dem ich üben könnte …«
    Â»Du weißt genau, dass es so nicht funktioniert.«
    Â»Und woher soll ich das wissen?«
    Er runzelte die Stirn. »Hast du deine Theorie-Hausaufgaben nicht gemacht?«
    Ich sah ihn frech an und sagte: »Ach, wisst Ihr, es gibt viel zu viel Theorie.«
    Sein Lächeln überraschte mich. »Ich vergesse immer, dass du hier noch neu bist.«
    Â»Ich vergesse das nie«, murmelte ich.
    Zu meiner Beschämung hatte ich plötzlich einen Kloß im Hals. Ich schluckte ihn hinunter. »Baghra hat Euch doch sicher berichtet, dass ich aus eigener Kraft nicht einmal einen einzigen Sonnenstrahl aufrufen kann.«
    Â»Du wirst es schaffen, Alina. Da mache ich mir keine Sorgen.«
    Â»Wirklich nicht?«
    Â»Nein. Und selbst wenn ich es täte, würde sich diese Sorge mit dem Fang des Hirsches erledigen.«
    Enttäuschung stieg in mir auf. Warum sollte ich auf irgendein sagenumwobenes Geweih warten, wenn ich durch jeden anderen Kräftemehrer zu einer wahren Grischa werden konnte? Ich wollte einen haben. Und zwar sofort.
    Â»Woher nehmt Ihr die Gewissheit, Morozows Herde finden zu können, obwohl sie bisher allen verborgen blieb?«, fragte ich.
    Â»Weil das Schicksal es so will. Der Hirsch ist dir bestimmt, Alina. Das spüre ich.« Er schaute mich an. Seine Haare waren immer noch wirr und im hellen Sonnenschein des Vormittags wirkte er hübscher und menschlicher als je zuvor. »Das heißt wohl, dass ich dich bitte, mir zu

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