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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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schwer schuftenden Anfängern an der
Wall Street würde man auch von ihm erwarten, dass er mindestens zweitausend
Stunden pro Jahr arbeitete, aber wenn man Eindruck machen wollte, reichte das
nicht. Einhundert Stunden in der Woche würden nichts Ungewöhnliches sein. Nach
zwei Jahren würden die Ersten aussteigen und sich nach einer vernünftigen Arbeit
umsehen. Nach vier Jahren würde die Hälfte verschwunden sein. Von den
Jungjuristen, die mit ihm anfingen, würden zehn Prozent durchhalten, sich unter
Einsatz der Ellbogen den Weg nach oben bahnen und nach sieben oder acht Jahren
Partner werden. Wer nicht ausstieg, von den Vorgesetzten aber auch nicht für
gut genug befunden wurde, um Partner zu werden, wurde gnadenlos ausgenutzt.
      
Dieses Arbeitsleben war so grauenhaft, dass die Kanzleien in ihren
Selbstanpreisungen mittlerweile behaupteten, den Aspekt der
"Lebensqualität" nicht aus dem Auge zu verlieren. Angeblich sollten
die angestellten Anwälte weniger arbeiten, mehr Urlaub bekommen und so weiter.
Meistens waren das jedoch leere Versprechen, die der Selbstdarstellung nach
außen dienten. In diesen großen Kanzleien wurden Workaholics gesucht, und
selbst von den blutigsten Anfängern wurde erwartet, dass sie fast genauso viele
Stunden abrissen wie die Partner - gleichgültig, was man ihnen vor ein paar
Monaten bei der Anwerbung während eines netten Mittagessens versprochen hatte.
      
Klar, die Bezahlung war außergewöhnlich. Ein Anfangsgehalt von
zweihunderttausend pro Jahr, das sich mit dem Aufstieg auf der Karriereleiter
nach fünf und sieben Jahren zweimal verdoppeln ließ. War man mit fünfunddreißig
Partner, strich man locker über eine Million pro Jahr ein, und die Zukunft
versprach ein noch höheres Einkommen.
      
Zahlen, Zahlen, Zahlen. Kyle hatte genug davon, er sehnte sich nach den Blue
Ridge Mountains, wo er als Rechtshilfeberater einer Non-Profit-Organisation
zwar nur zweiunddreißigtausend Dollar verdient hätte, aber nicht dem Stress,
dem Druck und der Hektik des Lebens in der Großstadt ausgesetzt gewesen wäre.
Er sehnte sich nach der Freiheit.
      
Stattdessen stand das nächste Treffen mit Bennie Wright auf dem Programm. Das
Taxi hielt vor dem Millenium Hilton an der Church Street. Er bezahlte den
Fahrer, nickte dem livrierten Portier zu und fuhr mit dem Aufzug in den dritten
Stock, wo er in einem Hotelzimmer erwartet wurde. Wright wies auf einen runden Tisch,
auf dem eine Schale mit Äpfeln stand, aber Kyle hatte keine Lust, sich zu
setzen oder das Jackett abzulegen.
     "Das
Angebot steht noch", sagte er. "Ich fange im September an, mit den
anderen Neulingen."
    "Gut.
Überrascht mich nicht. Und Sie werden in der Prozessabteilung
untergebracht?"
    "Laut
Peckham schon."
    Wright
hatte eine Akte über Peckham, wie auch über die anderen Prozessanwälte und
viele weitere Mitarbeiter der Kanzlei. "Aber sicher ist es nicht."
    "Sie
schaffen das schon."
    "Wir
werden sehen."
    "Haben
Sie darüber nachgedacht, sich eine Wohnung in Manhattan zu suchen?"
    "Nein,
noch nicht."
    "Nun,
wir haben uns darum gekümmert und uns umgesehen."
    "Seltsam,
ich kann mich nicht erinnern, Sie um Hilfe gebe-
    ten
zu haben."
    "Wir
haben zwei Wohnungen gefunden, die ideal wären."
    "Ideal
für wen?"
    "Für
Sie natürlich. Beide liegen in Tribeca, ziemlich nah bei Ihrem
Arbeitsplatz."
    "Wie
kommen Sie darauf, dass ich auch nur darüber nachdenken könnte, dort zu leben,
wo es Ihnen passt?"
    "Und
wir kommen für die Miete auf. Wohnen ist ziemlich teuer in New York."
     "Verstehe.
Sie besorgen eine Wohnung für mich und bezahlen sie, damit ich mir keinen
Mitbewohner suchen muss. Geht's darum? Eine Person weniger, um die Sie sich
Gedanken machen müssen. Nützlich, um mich zu isolieren. Und dadurch, dass Sie
die Miete zahlen, sind wir finanziell aneinandergekettet. Sie bezahlen mich,
ich gebe Ihnen dafür geheime Informationen. Wir sind schon zwei schlaue
Geschäftsfreunde, was?"
    "Es
ist eine Scheißmühe, in dieser Stadt eine Wohnung zu finden. Ich versuche nur
zu helfen."
     "Meinen
aufrichtigsten Dank. Zweifellos sind es Wohnungen, die man gut observieren,
verwanzen oder sonst wie ausspionieren kann. Nicht übel."
    "Die
Miete beträgt fünftausend Dollar pro Monat."
    "Behalten
Sie Ihr Geld. Mich kann man nicht kaufen. Erpressen schon, aber nicht
kaufen."
    "Wo
wollen Sie wohnen?"
    "Wo's
mir passt. Ich kriege das schon hin, und zwar ohne dass Sie sich in irgendeiner
Form einmischen."
    "Wie
Sie

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