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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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Gummistiefeln. Socken trug sie keine, ihre Leggings endete vor ihren Knöcheln, fünf tätowierte Sterne auf dem linken Fußrücken und die Nägel so lila wie die an ihren Fingern.
    »Nein«, sagte Tara viel zu spät, »nur zu.«
    Sie fühlte sich nach einem Drink, irgendetwas, nur um sich leicht zu betäuben.
    »Netten Sohn hast du auch.«
    »Danke.«
    »Äußerlich ganz der Daddy, innerlich sicherlich nach dir.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Nur so«, sie zeigte auf den Koffer, »hast du was zu rauchen mitgebracht?«
    »Ich rauche seit vier Jahren nicht mehr, seit der Schwangerschaft.«
    Tara bewegten sich langsam auf die Küchennische zu. Immerhin hatte er die Spüle aufgeräumt vor ihrer Ankunft. Eine einsame weiße Kaffeetasse stand auf dem Abtropfsieb.
    »Wow, gutes Karma für dich, und für deinen Sohn natürlich, das werde ich auch so machen, wenn es mir mal passiert, dass Kinder kriegen, aber ich meinte eigentlich gerade etwas zu Kiffen.«
    »Nein, auch nicht mehr. Aber ich wollte gerade mal nachschauen, ob mein Göttergatte was Alkoholisches da hat.«
    »Göttergatte«, Kelly lachte, »den habe ich auch.«
    Tara öffnete den Kühlschrank. Fünf Dosen Frühstücksfleisch, Butter, Brot, eine Dose Bier, eine halbe Tafel Schokolade.
    Sie fluchte und zog das Eisfach auf. Eine Flasche Wodka, mit Eis beschlagen, halbvoll.
    »Kelly, trinkst du Wodka?«
    »Vögeln Vögel?«
    Im Schrank fand Tara keine zwei gleichen Gläser. Sie nahm ein ehemaliges Senfglas und ein Whiskyglas, knallte sie auf den niedrigen Wohnzimmertisch und goss reichlich ein, mehr als sie zuhause würde.
    Kellys Augen wurden groß, »Kulant! Das nenne ich mal kulant!«, sie schwang sich quer in einen Sessel, schlug die Beine in der Luft übereinander und griff sich ihr Glas, »Chin-chin!«
    »Chin-chin!«, sagte Tara mit etwas weniger Begeisterung.
    »Und ich dachte, du fährst so eine völlig langweilige Familienmum.«
    Ihre Gläser klirrten aneinander.
    »Danke für das Kompliment.«
    Kelly exte ihr Glas. Tara brauchte einige Schlucke. Die Polster rochen muffig, nach kaltem Rauch. Der Alkohol brannte in ihrem Hals, in ihrem Magen, und kurz darauf erreichte der Wodka ihren Kopf.
    Kelly verließ ihre halb liegende Position. Wahrscheinlich hatte sie eingesehen, dass sie mit ihrer nuttenhaften Weiblichkeit bei Tara nicht punkten konnte, und nahm eine burschikose Haltung ein: einen Arm über die Lehne, tätowiert, und ein Bein breit über das andere geschlagen, so dass ihre Zehen über die Tischkante linsten, weil sie mit ihrem Fuß zappelte.
    Tara schenkte nach und suchte gleichzeitig ein gemeinsames Gesprächsthema. Sie konnte sich nicht vorstellen, was sie mit ihr gemein haben könnte außer den aufrechten Gang und, »Seit wann bist du hier?«
    »Seit Tag eins.«
    »Was machst du hier die ganze Zeit?«
    »Kiffen«, sie knallte sich den zweiten Wodka rein, betrachtete das Glas, »Exen«, stellte es wieder ab, »und Sexen.«
    Tara prustete los vor Lachen, sie war froh, keinen Schluck Wodka im Mund gehabt zu haben.
    »Hehehey, was ist so lustig?«, fragte Kelly.
    »Tschuldigung.«
    »Was?«
    »Nichts.«
    »Was denn?«
    »Nichts, wirklich, ich bin gerade erst angekommen. Das ist wohl etwas viel. Hier ist alles neu für mich. Ich hätte nie daran gedacht, dass Jon und ich mal Gold schürfen.«
    Jetzt bediente sich Kelly selbst beim Wodka und füllte auch Taras Glas, ebenfalls großzügig, bis die Flasche leer war, »Erst einmal müssen sie Gold finden, bevor sie es schürfen.«
    Sie betonte das, als würde sie meinen: erst Kauen, dann Schlucken.
    Hinter Taras Stirn verdrängte eine Eiszeit die Wirkung des Alkohols, sie traute sich, kaum zu fragen, »Wie bitte?«
    Kelly nippte am Wodka, schwenkte ihn wie einen Whisky.
    Das musste das Glas sein, man will es wohl schwenken, dachte Tara und wunderte sich über diesen banalen Gedanken.
    Kelly kramte eine Packung Zigaretten aus der Brusttasche des Männerhemdes hervor.
    Sie legte die Packung vor sich auf den Tisch, »Na, vor dem Schürfen, und vor dem Waschen von Gold steht das Finden. Erstmal müssen sie was finden, was sie waschen können.«
    Tara musterte sie. Machte sie sich lustig über sie? Es war jetzt ganz wichtig, ihre Reaktion mitzubekommen.

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