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Grolar (German Edition)

Grolar (German Edition)

Titel: Grolar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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obszön weit öffnete und so versteinert blieb, auch als der Schatten schon längst verschwunden war.
    »Mami«, Cliffs helle Stimme zerschnitt die Stille im Trailer wie ein scharfes Messer Pergamentpapier.
    Rasch legte sie ihre Hand auf seine Lippen, diesmal ohne gespieltes Lächeln.
    Er nickte.
    Dann wandte sie sich Kelly zu, traute sich aber nicht etwas zu sagen. Tara lehnte sich neben sie und folgte ihrem Blick. Ein schmales Fenster befand sich knapp unterhalb des Daches.
    Sie horchte. Kein Schaben, kein Schlieren mehr.
    So nah wie möglich an ihrem Ohr fragte Tara, »Was hast du gesehen?«
    Kelly schluchzte, Leben kehrte zurück in ihr Gesicht, »Da ist er vorbei.«
    »Und?«
    »Es wurde dunkel.«
    »Hast du die Bärin gesehen?«
    »Ja, nein, ja, es war dunkel, sie war groß, so groß, dass sein Fell das Fenster bedeckte. Da oben. Da oben.«
    Zum Schluss ging sie mit der Stimme hoch, und Tara legte ihre Hand auf ihren Rücken, sie sollte aufhören, still sein, bevor das Tier sie hörte.
    »Das war nicht die Bärin, unmöglich.«
    »Ging sie aufrecht?«, fragte Tara.
    »Nein! Das war der Rücken. Den Kopf habe ich nicht gesehen.«
    Sie blickte wieder hoch zu dem schmalen Fenster unter dem Dach, »Sicher?«
    »Ja.«, sie unterdrückte Tränen und hektisches Atmen. Sie riss sich zusammen, »weißt du, wie hoch das ist? Wie groß er ist?«
    Tara wollte es sich vorstellen. Nein, wollte sie nicht.
    »War er braun, oder ...«
    »Ich habe ihn gegen das Licht gesehen, was weiß ich, ob er braun oder schwarz war. Was spielt das für eine Rolle?«, zischelte Kelly mit einer piepsenden Stimme.
    Cliff flüsterte jetzt auch, »War das der Riesenbär?«
    Taras Körper schüttelte sich.
    »Ist dir kalt, Mami?«
     
     
Andy sprang vom Radlader und ging an dem Rüttler vorbei. Seine Browning steckte wieder in der großen Außentasche seiner Cargopants.
    Zuerst mussten sie wissen, ob das, was dort glänzte, tatsächlich Gold war. Und je näher er kam, desto deutlicher erkannte er dessen Ausmaße. Ja, es war ein Nugget – groß wie ein Tequilaglas. Er konnte es kaum glauben, wie er ihn mit zwei Fingern aus dem Dreck pflückte.
    Ray hatte unten gestanden und ihm dabei zugeschaut. Er pustete und rieb die Erde ab und warf ihn dann in einem Bogen seinem ungeduldigen Boss zu. Der hätte beinahe vor Schreck das Gewehr fallen gelassen, fing dann aber mit einer Hand einen der schönsten Goldnuggets, »den ich je beim Schürfen zu Gesicht bekommen habe!«
    »Echt? Weil er der Größte ist?«, fragte Andy.
    »Und weil er meiner ist. Unserer.«
    Ray trug ihn bei sich, wahrscheinlich in der Brusttasche des Hemdes, über dem Herzen, dachte sich Andy. Ray wollte gar nicht erst sehen, wie die großen von den kleineren Steinen getrennt wurden, er wollte sich gleich den Eimer Sand am Ende der Anlage schnappen, den die Schaufel nach der Trennung und Waschung ergeben würde. Daher hatte er sich bereits unten neben dem Jigg postiert.
    Andy warf einen Blick in den Rüttler, wobei er die Zähne zusammenbiss, so laut ratterten die Steine über das Metall. Keiner blieb hängen, das sah gut aus. Also folgte er dem Förderband zur Siebtrommel, wo weitere Steine herausgefiltert wurden und der Sand auf das letzte Förderband gelangte, das ihn zum Jigg transportierte. Dort wurde er zu Schwarzem Sand gewaschen. Nur zehn, fünfzehn Minuten, dann würden sie die Anlage wieder ausstellen. Das war es wert.
    Er blieb neben dem Förderband stehen und hoffte, mit bloßem Auge weitere Nuggets auf ihrem Weg zur Waschung zu entdecken. Gerne war er der Überbringer guter Botschaften, er würde direkt zu Ray rennen. Andy stützte sich mit beiden Händen auf dem Stahlrahmen des Laufbandes ab, den Kopf tief zwischen den Schultern hängend, inspizierte er die ersten Sandmengen. Vor ihm flitzte das Gummiband mit dem Sand vorbei. Kleine Goldpartikel und Flakes konnte er bei der Geschwindigkeit und der Größe nicht erkennen, dafür war der Jigg da. Ihm ging es um die Nuggets.
    Er konnte sich glücklich schätzen; andere in seinem Alter besuchten Universitäten und waren Jungfrau, er wusch Gold, wurde reich, jeden Abend stoned und vögelte sich die Seele aus dem Leib. Das schafften andere ihr ganzes Leben nicht.
    Nach diesem Job würde er mit Kelly für zwei Wochen nach

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