Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht
Sohn und seine Tochter... »Diese Wer-immer-sie-auch-sind...«
»Noghri«, sagte sie.
»...diese Noghri haben in den letzten Monaten bei jeder sich bietenden Gelegenheit zugeschlagen. Erinnerst du dich an Bpfassh und diesen nachgemachten Falken, mit dem sie uns zu sich locken wollten? Und davor an den Angriff auf Bimmisaari – um ein Haar hätten sie uns mitten auf einem Marktplatz entführt. Ohne Luke und Chewie wäre es ihnen auch gelungen. Diese Kerle sind gefährlich, Leia. Und jetzt sagst du mir, daß du allein zu ihrem Planeten fliegen willst? Genausogut könntest du dich dem Imperium stellen, das würde dir Zeit sparen.«
»Ich würde nicht gehen, wenn es so wäre«, beharrte sie. »Khabarakh weiß, daß ich Darth Vaders Tochter bin, und aus irgendwelchen Gründen scheint dies sehr wichtig für sie zu sein. Vielleicht kann ich diesen Hebel benutzen, um sie vom Imperium zu trennen und auf unsere Seite zu ziehen. Ich muß es auf jeden Fall versuchen.«
Han schnaubte. »Was ist das, irgendein verrückter Jedi-Plan? Luke hat auch ständig versucht, edel zu sein, und sich dadurch in Schwierigkeiten gebracht.«
Leia legte ihre Hand auf seinen Arm. »Han... Ich weiß, daß es riskant ist«, sagte sie ernst. »Aber es ist vielleicht unsere einzige Chance, dieses Problem zu lösen. Die Noghri brauchen Hilfe – Khabarakh hat es zugegeben. Wenn ich ihnen diese Hilfe geben kann – wenn ich sie überzeugen kann, auf unsere Seite zu wechseln – dann bedeutet dies, daß wir es mit einem Feind weniger zu tun haben.« Sie zögerte. »Und ich kann nicht ewig davonlaufen.«
»Was ist mit den Zwillingen?«
Befriedigt und gleichzeitig schuldbewußt sah er, wie sie zusammenzuckte. »Ich weiß«, sagte Leia, und ein Frösteln durchlief sie, als sie die andere Hand auf ihren Bauch legte. »Aber was ist die Alternative? Sollen wir sie in einen Turm des Palastes sperren und einen Ring aus Wookiee-Wachen um sie postieren? Solange die Noghri versuchen, sie uns wegzunehmen, werden sie keine Chance auf ein normales Leben haben.«
Han knirschte mit den Zähnen. Also wußte sie es. Er war sich bis jetzt nicht sicher gewesen, aber nun gab es keinen Zweifel mehr. Leia wußte, daß das Imperium die ganze Zeit hinter ihren ungeborenen Kindern her gewesen war.
Und obwohl sie es wußte, wollte sie sich mit den Agenten des Imperiums treffen.
Lange Zeit sah er sie an, betrachtete die Züge dieses Gesichts, das er im Laufe der Jahre so schrecklich liebgewonnen hatte, und aus seiner Erinnerung stiegen die Bilder der Vergangenheit auf. Die junge Entschlossenheit in ihrem Gesicht, als sie ihm mitten in einer erbitterten Schießerei Lukes Blastergewehr entrissen und ihnen einen Fluchtweg in den Müllschlucker des Todesstern-Gefängnistrakts gebahnt hatte. Der Klang ihrer Stimme, als sie bei Jabba in höchster Gefahr gewesen waren, und sie ihn durch die Blindheit und das Zittern und die Verwirrung der Hibernationsnachwirkungen geführt hatte. Die weisere, reifere Entschlossenheit, die durch den Schmerz in ihren Augen schimmerte, als sie verwundet vor dem Bunker auf Endor lag und es dennoch fertigbrachte, zwei Sturmtruppler in Hans Rücken zu erschießen. Und er erinnerte sich auch an die betäubende Erkenntnis in jenem Moment: daß er nie in der Lage sein würde, sie vor allen Gefahren und Risiken des Universums zu beschützen, ganz gleich, wie sehr er sich auch bemühte. Denn ganz gleich, wie sehr er sie auch lieben mochte – ganz gleich, wieviel er ihr von sich auch geben mochte –, sie würde sich damit allein nie zufriedengeben. Ihr ging es nicht nur um ihn oder um sich selbst, sondern um alle Wesen in der Galaxis.
Und dies ihr zu nehmen, ob nun mit Gewalt oder durch Überredung, würde bedeuten, ihr die Seele zu rauben. Und damit auch das, was er von Anfang an an ihr geliebt hatte.
»Kann ich dich zumindest begleiten?« fragte er leise.
Sie streichelte seine Wange und lächelte ihn durch die plötzliche Feuchtigkeit in ihren Augen dankend an. »Ich habe versprochen, daß ich allein komme«, flüsterte sie mit bebender Stimme. »Mach dir keine Sorgen, mir wird schon nichts passieren.«
»Sicher.« Han stand abrupt auf. »Nun, wenn du gehen mußt, mußt du gehen. Komm – ich helfe dir, den Falken startklar zu machen.«
»Den Falken?« wiederholte sie. »Aber ich dachte, du wolltest nach New Cov.«
»Ich nehme Landos Schiff«, rief er über die Schulter, während er zur Tür ging. »Ich muß es ihm sowieso zurückbringen.«
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