Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht
überfüllt. Die Leute hier sind daran gewöhnt, und sie haben gelernt, die Privatsphäre ihrer Mitmenschen zu respektieren. Außerdem, selbst wenn sie schnüffeln wollten, würden sie nicht viel Erfolg haben.«
»Spiegelglas nützt nichts gegen eine gute Sensorsonde«, konterte Mara. »Und Menschenmassen bieten imperialen Spionen einen guten Schutz.«
»Die Imperialen wissen nicht, wo wir sind.« Er schwieg und warf ihr einen merkwürdigen Blick zu. »Vorausgesetzt, Sie haben keine anderen Informationen.«
Mara wandte sich ab. Diesmal würde es also nach diesem Muster ablaufen. Ihre früheren Chefs hatten auf ihre seltsamen Ahnungen mit Furcht oder Zorn oder schlicht mit offenem Haß reagiert. Karrde hatte sich offenbar für die höfliche Ausbeutung ihrer Fähigkeit entschieden. »Ich kann es nicht wie ein Sensorpack an- und abstellen«, grollte sie über die Schulter hinweg. »Nicht mehr.«
»Aha«, machte Karrde. Die Bemerkung deutete an, daß er begriff; der Tonfall sagte etwas anderes. »Interessant. Handelt es sich dabei um das Überbleibsel eines früheren Jedi-Trainings?«
Sie drehte sich zu ihm um. »Erzählen Sie mir von den Schiffen.«
Er runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
»Die Schiffe«, wiederholte sie. »Die großen Kriegsschiffe, von denen Sie Großadmiral Thrawn bei seinem Besuch auf Myrkr klugerweise nichts erzählt haben. Sie haben mir versprochen, mich später in die Einzelheiten einzuweihen. Jetzt ist später.«
Er musterte sie, und ein leichtes Lächeln zuckte um seine Lippen. »In Ordnung«, sagte er. »Haben Sie je von der Katana -Flotte gehört?«
Sie kramte in ihrer Erinnerung. »Die man auch gleichzeitig die Dunkle Macht nannte? Rund zweihundert Schwere Kreuzer der Dreadnaught-Klasse, die etwa zehn Jahre vor Ausbruch der Klon-Kriege verlorengingen. Alle Schiffe waren mit einem neuartigen, vollautomatischen Autopilotsystem ausgerüstet, und als das System versagte, sprang die gesamte Flotte in den Hyperraum und verschwand.«
»Fast richtig«, sagte Karrde. »Zu jener Zeit waren vor allem die Dreadnaughts ungeheuer crewintensive Schiffe und brauchten pro Einheit mindestens sechzehntausend Mann Besatzung. Das vollautomatische Autopilotsystem der Katana- Schiffe reduzierte die Besatzungsstärke auf rund zweitausend.«
Mara dachte über die Handvoll Dreadnaught-Kreuzer nach, die sie kennengelernt hatte. »Muß ein teurer Umbau gewesen sein.«
»In der Tat«, nickte Karrde. »Vor allem, da er nicht nur aus militärischen Gründen, sondern auch zu Propagandazwecken vorgenommen wurde. Das gesamte Innere der Dreadnaughts wurde völlig neu gestaltet, angefangen von den Maschinen über die Innendekoration bis hin zu der dunkelgrauen Wandung. Letztere führte auch zu dem Spitznamen ›Dunkle Macht‹, obwohl einige meinten, er hätte mehr mit der Tatsache zu tun, daß ein Schiff mit nur zweitausend Mann Besatzung weniger Innenbeleuchtung braucht. Wie dem auch sei, die Alte Republik wollte damit im großen Stil die Effektivität einer autopilotgesteuerten Flotte demonstrieren.«
Mara schnaubte. »Eine tolle Demonstration.«
»Ganz meine Meinung«, stimmte Karrde trocken zu. »Aber das Problem war nicht das Autopilotsystem selbst. Die Aufzeichnungen sind ziemlich ungenau – zweifellos wurden die Einzelheiten damals von den Verantwortlichen vertuscht –, aber es scheint, daß sich die Crews von ein oder zwei Schiffen bei ihrem Jungfernflug in einem der Anlaufhäfen mit einem Nesselvirus infiziert haben. Während der Inkubationszeit verbreitete es sich über alle zweihundert Schiffe, was bedeutete, daß bei Ausbruch der Krankheit die gesamte Flottencrew dahingerafft wurde.«
Mara fröstelte. Sie hatte von Nesselviren gehört, die in den Prä-Klon-Kriegen die Bevölkerung ganzer Planeten ausgerottet hatten, bis schließlich die medizinische Wissenschaft der Alten Republik und später des Imperiums ein Heilmittel gegen die Krankheit gefunden hatte. »Das hat also die Crews getötet, ehe Hilfe kommen konnte.«
»Offenbar binnen weniger Stunden, obwohl dies nur eine wohlbegründete Vermutung ist«, sagte Karrde. »Was die ganze Sache von einer Katastrophe in ein Debakel verwandelte, war die Tatsache, daß dieses bestimmte Virus die reizende Eigenschaft hatte, seine Opfer in den Wahnsinn zu treiben, ehe es sie umbrachte. Die sterbenden Männer lebten lange genug, um die Pilotsysteme der Schiffe miteinander zu verbinden... was bedeutete, daß die gesamte Flotte verschwand, als die
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