Großadmiral Thrawn 02 - Die dunkle Seite der Macht
zwischen den nahen Gebäuden konnte sie die entfernteren Teile der Talstadt erkennen, die hauptsächlich aus jenem cremeweißen Stein errichtet worden war, den die Einheimischen bevorzugten. An einigen Stellen ging der Blick bis zum Stadtrand, wo eine Handvoll kleiner Häuser an den Hängen der zerklüfteten Berge klebte, die zu allen Seiten schroff in den Himmel ragten. Hoch oben auf diesen Bergen, so wußte sie, lebten die freien, flugfähigen Stämme der eingeborenen Rishii, die zweifellos mit ungläubigem Erstaunen auf die seltsamen Kreaturen hinunterblickten, die sich zum Leben die heißesten und feuchtesten Regionen ihres Planeten ausgesucht hatten.
Mara wandte die Augen von den Bergen ab und betrachtete ihre unmittelbare Umgebung. Auf der anderen Straßenseite standen zwei weitere Stadthäuser, an denen wie gewöhnlich die Massen der buntgekleideten Fußgänger vorbeiströmten, die vom Marktplatz im Osten kamen oder ihn zum Ziel hatten. Automatisch musterte sie die Stadthäuser, doch da die Fenster aus Spiegelglas bestanden, gab es nicht viel zu sehen. Ebenso automatisch spähte sie in die schmalen Gassen zwischen den Gebäuden. In einer von ihnen, weit hinten und kaum erkennbar, stand die reglose Gestalt eines Mannes, der einen blauen Schal und eine grüngemusterte Tunika trug. Und in ihre Richtung starrte.
Mara senkte den Blick, als hätte sie ihn nicht bemerkt, und das Herz klopfte ihr plötzlich bis zum Hals. Sie trat aus der Nische, wandte sich nach Osten und ließ sich von der zum Markt eilenden Menge mittreiben.
Aber nicht lange. Sobald sie außer Sichtweite des mysteriösen Fremden war, drängte sie sich durch die Menschenmassen zur Straßenseite. Drei Stadthäuser weiter glitt sie in die nächste Gasse und lief bis zu ihrem Ende. Wenn er tatsächlich Karrdes Versteck beobachtete, hatte sie eine gute Chance, ihn von hinten zu überraschen.
Sie erreichte das Ende der Gasse, bog um die Ecke, schlich an der Rückseite der Gebäude entlang... nur um festzustellen, daß ihr Opfer verschwunden war.
Einen Moment lang stand sie da, sah sich nach dem Mann um und fragte sich, was sie jetzt tun sollte. Sie spürte nicht jene unheilvolle Vorahnung, die ihnen in letzter Sekunde die Flucht von Myrkr ermöglicht hatte; aber wie sie Karrde gesagt hatte, konnte sie die Fähigkeit nicht nach Belieben an- und abschalten.
Sie musterte die Stelle am Boden, wo er gestanden hatte. Ein paar verwaschene Fußspuren zeichneten sich in der dünnen Staubschicht ab, die sich an der Ecke des Stadthauses angesammelt hatte. Ein halbes Dutzend Schritte weiter, in der Mitte einer weiteren Staubschicht, entdeckte sie einen deutlichen Fußabdruck, der nach Westen wies, hinter die Frontseite der Stadthäuser.
Mara sah in diese Richtung und spürte, wie ihre Lippen zuckten. Offenbar eine bewußt gelegte Fährte – Fußabdrücke im Staub waren nur so deutlich, wenn man absichtlich dafür sorgte. Und sie hatte recht. Hundert Meter vor ihr schlenderte der Mann mit dem blauen Schal und der gemusterten Tunika an der Rückseite der Häuser entlang in Richtung einer von Norden nach Süden verlaufenden Straße. Eine nicht besonders subtile Einladung, ihm zu folgen.
Na schön, Freundchen, dachte sie, als sie sich in Bewegung setzte. Du willst spielen? Also spielen wir.
Sie hatte seinen Vorsprung auf etwa neunzig Meter verringert, als er die belebte Fußgängerkreuzung erreichte und nach Norden abbog. Eine weitere deutliche Einladung, diesmal, um den Abstand zwischen ihnen weiter zu reduzieren, damit sie ihn nicht aus den Augen verlor.
Aber Mara hatte nicht die Absicht, ihm auf den Leim zu gehen. Sie hatte sich schon am ersten Tag die Geographie des Stadttals eingeprägt, und es war klar, daß er plante, sie in die dünner besiedelten Industriegebiete im Norden zu locken, wo er über sie herfallen konnte, ohne mit unwillkommenen Zeugen rechnen zu müssen. Wenn sie vor ihm dort eintraf, konnte sie vielleicht den Spieß umdrehen. Sie überprüfte den Blaster unter ihrem linken Ärmel, bog in eine Gasse zwischen den Gebäuden zu ihrer Rechten und lief nach Norden.
Das Tal erstreckte sich über fast fünfhundert Kilometer von Ost nach West, aber an dieser Stelle war es in nord-südlicher Richtung nur ein paar Kilometer breit. Mara beeilte sich und mußte hin und wieder einen Umweg machen, um Menschenansammlungen und anderen Hindernissen auszuweichen. Allmählich machten die Häuser und Läden Leichtindustrie Platz; und schließlich entschied
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