Großadmiral Thrawn 03 - Das letzte Kommando
Organa Solo zu entführen«, erklärte Thrawn. »Andererseits ist es ohne weiteres machbar, sie von einer kleinen Gruppe kidnappen zu lassen. Ich habe bereits den Geheimdienst angewiesen, für diesen Zweck einen Kommandotrupp zusammenzustellen. Er sollte im Lauf des Tages bereit sein.«
»Einen Kommandotrupp.« C’baoths Lippen zuckten. »Muß ich Sie daran erinnern, daß Ihre Noghri in dieser Angelegenheit permanent versagt haben?«
»Richtig«, sagte Thrawn in einem seltsam grimmigen Tonfall. »Was der Grund dafür ist, daß die Noghri daran nicht beteiligt sein werden.«
Pellaeon sah den Großadmiral überrascht an, warf dann unwillkürlich einen Blick zu der zum Vorzimmer führenden Tür des Kommandoraums, wo Thrawns Leibwächter Rukh wartete. Seit Lord Darth Vader die Noghri durch Täuschung in den Dienst des Imperiums gelockt hatte, hatten die leichtgläubigen grauhäutigen Nichtmenschen darauf bestanden, jede Mission zu einer Frage der persönlichen Ehre zu machen. Von einem Auftrag abgelöst zu werden, vor allem von einem derart wichtigen, mußte für sie wie ein Schlag ins Gesicht sein. Oder schlimmer. »Admiral?« murmelte er. »Ich bin mir nicht sicher…«
»Wir werden später darüber diskutieren, Captain«, sagte Thrawn. »Im Moment muß ich nur wissen, ob Master C’baoth tatsächlich bereit ist, seine junge Jedi in Empfang zu nehmen.« Eine blauschwarze Augenbraue hob sich. »Oder ob er zumindest bereit ist, darüber zu diskutieren.«
C’baoth lächelte dünn. »Soll ich darin eine Herausforderung sehen, Großadmiral Thrawn?«
»Sehen Sie es so, wie Sie wollen«, gab Thrawn zurück. »Ich weise nur darauf hin, daß ein kluger Taktiker die Kosten einer Operation berechnet, bevor er sie durchführt. Organa Solos Zwillinge müssen jetzt jeden Tag zur Welt kommen, was bedeutet, daß Sie sich nicht nur um Organa Solo, sondern auch um zwei Säuglinge kümmern müssen. Wenn Sie damit nicht zurechtkommen, wäre es das beste, die Operation zu verschieben.«
Pellaeon wappnete sich für die nächste Explosion des KlonWahnsinns. Aber zu seiner Überraschung erfolgte sie nicht. »Die einzige Frage lautet, Großadmiral Thrawn«, sagte C’baoth sanft, »ob Ihre imperialen Kommandos mit den neugeborenen Kindern zurechtkommen oder nicht.«
»Sehr gut«, nickte Thrawn. »Wir werden uns in dreißig Minuten mit dem Rest der Flotte treffen; Sie werden dann auf die Totenkopf umsteigen, um sie beim Angriff auf Woostri zu unterstützen. Wenn Sie zur Schimäre zurückkehren« – erneut hob sich eine Braue – »sollten wir Ihre Jedi haben.«
»Sehr gut, Großadmiral Thrawn«, sagte C’baoth. Er plusterte sich wieder auf und strich seinen langen weißen Bart glatt. »Aber ich warne Sie: Wenn Sie mich dieses Mal enttäuschen, werden Ihnen die Konsequenzen nicht gefallen.« Er wandte sich ab, durchquerte den Kommandoraum und verschwand durch die Tür.
»Es war mir wie immer ein Vergnügen«, brummte Thrawn, als die Tür zuglitt.
Pellaeon befeuchtete seine Lippen. »Admiral, mit allem schuldigen Respekt…«
»Sie machen sich Sorgen, weil ich versprochen habe, Organa Solo von dem denkbar sichersten Ort im Rebellenterritorium zu entführen?« fragte Thrawn.
»Um offen zu sein, jawohl, Sir«, sagte Pellaeon. »Der imperiale Palast gilt als uneinnehmbare Festung.«
»Ja, das stimmt«, bestätigte Thrawn. »Aber der Imperator hat ihn dazu gemacht… und wie bei allen anderen Dingen hat der Imperator einige kleine Geheimnisse über den Palast für sich behalten. Und für einige wenige Vertraute.«
Pellaeon sah ihn fragend an. Geheimnisse… »Sie meinen geheime Ein- und Ausgänge?« spekulierte er.
Thrawn schenkte ihm ein Lächeln. »Exakt. Und jetzt, wo wir davon ausgehen können, daß Organa Solo für eine Weile im Palast bleiben wird, lohnt es sich, einen Kommandotrupp loszuschicken.«
»Aber kein Noghri-Team.«
Thrawn ließ die Blicke über die Sammlung holografischer Skulpturen schweifen, die überall im Raum verteilt standen. »Mit den Noghri stimmt irgend etwas nicht, Captain«, sagte er ruhig. »Ich weiß noch nicht, was es ist, aber ich weiß, daß es ein Problem gibt. Ich spüre es bei jedem Gespräch mit den Dynasten von Honoghr.«
Pellaeon dachte an jene peinliche Szene vor einem Monat, als der fast schon kriecherisch unterwürfige Bote der Noghri-Dynasten an Bord gekommen war und die Nachricht überbracht hatte, daß der mutmaßliche Verräter Khabarakh aus der Haft geflohen war. Trotz aller
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