Große Kinder
Beispiel), Pusten und vor allem natürlich erschöpft-befriedigende Atemlosigkeit sind entscheidende Elemente, die in den Erinnerungen an das Treiben in dieser Altersstufe immer wieder auftauchen.
Kinder von heute sind dagegen vor allen Dingen ruhig gestellt. Stimmlich und körperlich. Sie müssen still sitzen vormittags in der Schule und nachmittags an den Hausaufgaben, in ihren Kinderzimmern oder vorm Fernseher und Computer. Stundenlang.
Systematisch wird ihr alterstypischer Bewegungs- und Phantasiehunger unterdrückt und gleichzeitig von der Computerindustrie raffiniert ausgenutzt, um die Kinder an den Bildschirm zu locken. Hier nur eines von unzähligen Beispielen, die Spielanleitung zu »Ce 92 Nintendo«, für Kinder ab 8 Jahre und Erwachsene:
Flashback:
Im Jahre 2142 hat es Dich auf einen sonderbaren, fremden Planeten verschlagen. Dein Gedächtnis ist künstlich ausgelöscht worden, und Du mußt Dich zur Erde zurückkämpfen, um die einfallenden Mutanten-Streitkräfte in die Schranken zu weisen ...
Flashback, der definitive Überlebenstest mit:
Rotoscoper Graphics
Fesselnder Science Fiction-Filmatmosphäre
Erstaunlich lebensnaher Animation und absolut realistischen Bewegungen
Eine einzigartige Mischung aus grafischem Abenteuer und blitzschneller Aktion
Ein atemberaubendes 16Mb-Spielerlebnis!
Wen wundert es da eigentlich noch, dass den Kindern im wörtlichen und übertragenen Sinn die Luft wegbleibt und Asthmaerkrankungen bei Kindern ständig zunehmen? Oder dass sie vor lauter nach innen gedrückter Un-Ruhe nicht mehr ein noch aus wissen und nur noch zappelig und hyperaktiv sein können?
Die zunehmende Hyperaktivität unserer Kinder hängt sicher mit notorischem Bewegungsmangel zusammen, aber auch mit der hohen Konzentration, mit der sie vor den verschiedenen Bildschirmen sitzen. Vielleicht werden die Kinder aber auch deshalb so unruhig und zapplig, weil ihr Nerven- und Muskelsystem tatsächlich und auf Dauer zu wenig Sauerstoff erhält. Ich halte es für denkbar, dass kindliche Hyperaktivität zumindest zum Teil ein unterschwelliges Erstickungssyndrom ist. – Die übrigen gesundheitlichen Folgen von Bewegungsmangel sind bekannt: Dickleibigkeit, Haltungsschäden, fein- und grobmotorische Koordinationsstörungen.
Wenn Kinder aktiv spielen, haben sie keinen Hunger. Danach natürlich schon, aber bei normaler, regelmäßiger Ernährung werden gesunde Kinder nicht dick. Dick werden Kinder, die viel zu Hause sitzen und sich langweilen und die ihr Bedürfnis nach Aktion mit Hunger verwechseln. Kinder, die mit Freunden in natürlicher Umgebung spielen, trainieren auch ganz selbstverständlich alle Muskeln. Ob sie auf Felsen herumkraxeln, Steine anschleppen, mit denen sie einen Damm bauen, bei Schneeballschlachten lernen, geschickt auszuweichen, oder sich in Ringkämpfchen aneinander messen: Freies Spiel ist die beste Vorbeugung gegen Haltungsschäden. Auch die fein- und grobmotorische Koordination wird im natürlichen kindlichen Spiel ganz selbstverständlich und »nebenbei« geübt. Kinder, die viel miteinander im Freien spielen, können, ohne es je geübt zu haben, zum Beispiel problemlos rückwärts gehen und springen (was heute vielen Kindern enorm schwer fällt) oder sie lernen, wenn sie schnitzen, mit ihren Händen geschickt umzugehen oder, wenn sie zum Beispiel eine Vogeleischale nach Hause bringen möchten, diese ganz zart in die Hand zu nehmen.
Die Erwachsenen reagieren auf die zunehmenden »Körperstörungen« der Kinder auf ihre Weise. Sie haben sich mittlerweile viele kluge und kostspielige Mittelchen einfallen lassen, die unter ihrer Aufsicht fachmännisch verabreicht werden, zum Beispiel Ergotherapie, Motologie, Krankengymnastik, therapeutisches Schwimmen und Reiten usw. Da üben die Kinder dann nach festgelegten Standards jeden einzelnen Muskel zu betätigen und auch ganz brav »gesund« zu sein.
Würde man sie mehr zu freiem kindlichem Spiel gemeinsam mit Altersgenossen in freier Natur ermutigen, würden sie zwar wahrscheinlich zunächst eher lernen, damit fertig zu werden, in gewisser Weise »krank« zu sein, dabei letztlich aber mehrfür ihre Gesundheit tun, als es in allen Kursen dieser Welt erreicht werden kann. Im freien kindlichen Spiel dieser Altersstufe geht es nämlich auch immer in irgendeiner Form darum, mit Schmerzen umzugehen: Aufgeschürfte Knie, blaue Flecken, Beulen, Blasen, verstauchte Gelenke, selbst blutige Nasen sind schmerzliche Erfahrungen, die in dieses
Weitere Kostenlose Bücher