Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Große Kinder

Große Kinder

Titel: Große Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oggi Enderlein
Vom Netzwerk:
befallen werden,warmherzige, sichere, furchtlos-zuversichtliche Erwachsene an ihrer Seite, die das
Gefühl
der Angst zwar ernst nehmen, aber gleichzeitig dem Kind vermitteln, dass der
Inhalt
kein Grund zur Beunruhigung ist: weil Erwachsene da sind, die dafür sorgen, dass das Ganze nicht wahr wird; weil sie das Kind beschützen; indem sie dem Kind zeigen, dass sie selbst mit der »Bedrohung« ohne furchtbare Angst leben, und darüber hinaus wissen, wie sie ihr, wenn nötig, begegnen werden. Die beste Medizin für ein angstgeplagtes Kind ist ein geliebter Mensch, der Verständnis hat, ermutigt und   – auch wenn die Gefahr, die dem Kind Angst macht, vielleicht nicht ganz von der Hand zu weisen ist   – selbst zuversichtlich und optimistisch in der Welt steht.
    Aktives
    Die innere Unruhe der Acht-, Neunjährigen muss sich Luft machen! Sie haben ein unbändiges Bewegungsbedürfnis. Es ist atemberaubend zu beobachten, mit welchem Tempo Achtjährige, wenn sie sich frei bewegen können, durch ihren Tageslauf rennen, springen, klettern, turnen, tänzeln, balgen   ...
    Im Alter von 8, 9   Jahren müssen Kinder auch körperlich »außer Rand und Band« geraten können, um seelisch und körperlich ins Gleichgewicht zu kommen. Sich täglich   – aber von sich aus, nicht auf Drängen der Erwachsenen   – richtig zu verausgaben, richtig außer Atem zu geraten, ist so wichtig wie essen, trinken und schlafen. Wenn man sieht, wie viel Zeit Kinder im Bewegungs- und Abenteueralter auf Stühlen und Sofas sitzen oder unter der Kontrolle von Erwachsenen verbringen, kann man sich wundern, dass es überhaupt noch vor Lebendigkeit sprudelnde, fröhlich-ausgeglichene Kinder gibt   ...
    Kinder sind zum Glück findig. Irgendwie gelingt es wenigstens den Temperamentvollen, Phantasievollen und Aufsässigen unter ihnen, auch unter widrigsten Umständen Freiräume zu entdecken, und seien es noch so winzige: Mädchen ziehen sich in der Pause auf die Mädchentoilette zurück, um dort von Jungen ungestört Gummitwist zu hüpfen. Jungen bestehen auf ihre verbotenen Fußballplätzchen in öffentlichen Anlagen und betreten sie trotz aller Drohungen immer wieder. Oder sie treffen sich in U-Bahnhöfen oder Tiefgaragen zum Skateboard-, Inlineskates- oder Fahrradfahren. Kinder lassen sich nicht so schnell kleinkriegen. Trotzdem: Es wird für sie bei uns immer schwerer, ihr Bewegungs- und Lebensbedürfnis ausreichend zu befriedigen. Das ist weder natürlich, noch kann es gesund sein. Unter solchen Bedingungen müssen Schulkinder in unserer Gesellschaft doch nervös, zappelig und unausstehlich werden! So einfallsreich Kinder sind, indem sie immer wieder kleine Schlupflöcher in die Freiheit entdecken, so sehr sind sie doch überfordert, von sich aus ihre Lebensbedingungen wieder ins Lot zu bringen.
    Wir Erwachsenen sind aufgerufen, ihnen wieder Spiel- und Entfaltungsräume zu verschaffen, in denen sie sich ungehindert miteinander und ohne strikte Aufsicht ausleben können.
    Was können Erwachsene tun?
    Der Umgang mit den »anstrengenden« Acht-, Neunjährigen ist einfacher, wenn man sich ihrer inneren Umbruchsituation bewusst ist. Wenn man weiß, dass ihre »Verrücktheit« ganz
normal
ist und sie ständig provozieren
müssen
, weil das Teil ihrer Entwicklung ist, gerät man nicht so leicht aus der Fassung.
    Das Erste, was Erwachsene also »tun« können, ist, diese kleinen Chaoten so hinzunehmen, wie sie sind, in der Gewissheit,dass sie aus dieser Phase von selbst herauswachsen werden. Dazu gehört allerdings, dass die Erwachsenen sich nicht das Heft aus der Hand nehmen lassen! Acht-, Neunjährige brauchen unbedingt die klare und unverrückbare Grenzziehung von Erwachsenen: Wenn man sie beim Rauchen oder entsprechenden Grenzüberschreitungen erwischt, muss man sie selbstverständlich zurechtweisen und das Verbot unterstreichen (auch wenn man weiß, dass es unter Acht-, Neunjährigen zum Beispiel durchaus üblich ist, heimlich Zigaretten zu probieren).
    Die Kinder brauchen klare Tagesabläufe, eindeutige Regeln und Pflichten. Sie brauchen souveräne, verständnisvolle, warmherzige, aber unbestechliche Erwachsene, an denen sie sich trotz aller Widerborstigkeiten festhalten können.
    Gleichzeitig aber brauchen sie auch ihre eindeutigen, unbewachten und unbeschnittenen Freiräume. Und Verhaltensregeln, die ihnen von den Erwachsenen zum Schutz mit auf den Weg in diese »Freiheit« gegeben wurden (siehe Seite 150   f.).
    Für die Erwachsenen, vor allem

Weitere Kostenlose Bücher