Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
Vom Netzwerk:
«Dreier», nannten, hieß bei den Römern «Triremis», weil sich diese Typbezeichnung vom Begriff des«Riemens», lateinisch
remus
, ableitet. Eine Trireme heißt auf Deutsch präziser also eigentlich «Dreiriemer», eine Qinquereme dementsprechend «Fünfriemer», eine Octareme «Achtriemer».
    Unklar bleibt dabei jedoch, ob es sich tatsächlich um die Anzahl der für eine Rudereinheit eingesetzten Riemen gehandelt hat oder um die Anzahl der diese Riemen führenden Ruderer. Die Angaben, die man aus den antiken Texten und bildlichen Darstellungen von geruderten Kriegsschiffen gewinnen kann, lassen keine präzisen Aussagen darüber zu, auf wie vielen Ebenen wie viele Ruderer verteilt waren. Da bis zum heutigen Tag keine genauen Abbildungen und keine archäologischen Funde von Schiffen mit mehr als drei Ebenen existieren, ist stark zu bezweifeln, dass es überhaupt jemals Riemenschiffe mit mehr als drei Ebenen gab. Es ist schon deshalb unwahrscheinlich, weil ein Schiff mit etwa vier, fünf oder sogar noch mehr Ebenen praktisch unfahrbar wäre, da die Synchronisation des Riemenschlags unmöglich wird. Deshalb ist es eher wahrscheinlich, dass die meisten «Fünfriemer», oder sagen wir einfach «Fünfer», wie schon die Triere, drei oder auch nur zwei Ebenen besaßen, wobei dann offenbar zwei oder drei Riemen doppelt besetzt waren. Allerdings sind auch Quinqueremen mit nur einer Ruderebene denkbar.
    Die Quinquereme, die in den Quellen auch als Pentere erscheint, bezeichnet also im Grunde nur einen Typ, bei dem jede Antriebssektion auszwei oder drei Riemen bestand und von fünf Ruderern bedient wurde. Die Quinqueremen wurden wahrscheinlich zuerst im 4. Jahrhundert v. Chr. von den Karthagern oder von Dionysios I. von Syrakus entwickelt und waren, von einzelnen Flaggschiffen abgesehen, die größten Kriegsschiffe der Karthager, die sie in den Punischen Kriegen benutzten. In den hellenistischen Monarchien entstanden später noch größere Schiffstypen mit sechs, zehn oder noch mehr Ruderern pro Einheit. Und wie schon bei den «Fünfern» haben sich auch auf den Octo- oder sogar Deceremen jeweils acht oder zehn Mann auf drei Riemen verteilt, bezeichnen also die Ziffern der «Sechser», «Siebener», «Achter» oder «Zehner» eben nicht die Anzahl der Riemen, sondern die zu ihrer Bedienung eingesetzten Ruderer.[ 7 ]
    Fünf auf zwei oder drei Ebenen: Da die Angaben der antiken Autoren, die bildlichen Darstellungen und die archäologischen Funde von geruderten Kriegsschiffen sehr dürftig ausfallen, kann man oft nicht genau sagen, auf wie vielen Ebenen wie viele Ruderer verteilt waren. Weil jedoch ein Fahrzeug mit vier, fünf oder sogar mehr Ebenen übereinander wegen der unmöglichen Synchronisation der Riemen praktisch unfahrbar gewesen sein muss, ist es sehr wahrscheinlich, dass es nie mehr Ruderebenen gab als drei. Auch die «Fünfriemer» oder «Fünfer» besaßen entweder drei Ebenen wie die Triere, wobei dann zwei Riemen doppelt besetzt waren, oder nur zwei Ebenen, wobei dann an einem Riemen sogar drei Ruderer arbeiteten.
    Aber der Bau von Schiffen, also die Konstruktionstechnologie, ist das eine und die Bedienung, also das Vorantreiben, Steuern und Manövrieren in der Schlacht etwas ganz anderes. Auch davon berichtet Polybios: «Die mit dem Schiffsbau Beauftragten waren also mit der Herstellung der Fahrzeuge beschäftigt, andere brachten die Rudermannschaften zusammen und lehrten sie zu Lande auf folgende Weise das Rudern: Sie setzten die Leute am Lande auf Ruderbänke, in derselben Anordnung, wie es auf den Sitzen auf den Schiffen selbst der Fall ist, stellten den Rudermeister in die Mitte und gewöhnten sie, sich alle zugleich zurückzulegen und die Hände an sich zu ziehen, dann wieder sich vorzubeugen und die Armeauszustrecken und mit den Bewegungen nach dem Takt des Rudermeisters zu beginnen und aufzuhören.»[ 8 ]
    Eine herrliche Geschichte! Aber kann das alles in den hier beschriebenen Details tatsächlich so gewesen sein? Eine Landmacht fährt zum ersten Mal zur See, schlägt eine Schlacht und siegt sogleich? Hatten die Römer denn wirklich überhaupt keine nautischen Erfahrungen? Schon in seiner Mitte des 19. Jahrhunderts erschienenen
Römischen Geschichte
notierte der Althistoriker Theodor Mommsen: Die «aus den Rhetorschulen stammende Darstellung, die glauben machen möchte, als hätten damals zuerst die Römer die Ruder ins Wasser getaucht, ist eine kindische Phrase». Es handele sich dabei doch eher um

Weitere Kostenlose Bücher