Grosseinsatz Morgenröte
gesagt?« stöhnte Habcour.
»Klar, habe ich. Zu jener Zeit …«
Hannibal unterbrach sich. In der aufgleitenden Tür erschien ein uniformierter Kurier aus dem GWA-Hauptquartier.
Der passive Kollege sah uns unbewegt an. Da weder Hannibal noch ich eine Maske trugen, kam er zu dem Schluß, daß wir seine Nachricht nicht zu hören hätten. Nur wenige Leute unserer Organisation wußten etwas von meinem neuen Gesicht. Für die Belegschaft des Atomwerks war Major HC-9 vor drei Tagen verschwunden. Kurz darauf war der überall bekannte Assistent des Professor Scheuning aufgetaucht. Über mich waren bereits die wildesten Gerüchte im Umlauf, da ich auf Schritt und Tritt von den militärischen GWA-Leuten bewacht wurde. Ich kam nur mit Scheuning und jenen führenden Wissenschaftlern zusammen, die sowieso informiert waren.
Der Kurier verschwand mit Leutnant TS-19 in einem Nebenraum. Der Kollege gab mir verstohlen ein Zeichen und deutete damit an, daß es an der Zeit war, mein Zimmer aufzusuchen.
Meine Schulung war vor zwei Stunden endgültig abgeschlossen worden, nachdem ich kurz zuvor noch einen Großversuch mit dem Super-Kosmotron des Atomwerks erlebt und teilweise geleitet hatte.
Das spaltfreudige Plasma für das neue Triebwerk wurde in einem komplizierten Kernaufladungsverfahren hergestellt. Die Transurane 16 und 19 mit ihren geringen Halbwertszeiten dienten praktisch als Katalysatoren für das stabile Spaltstoffgas, dessen Lagerung in hochwertigen Druckflaschen unter extrem tiefen Temperaturen erfolgen mußte. Zugleich hatte man mich mit einer Fehlschaltung vertraut gemacht, die Scheuning oftmals unterlaufen war. Wenn ich in Asien gezwungen sein sollte, das Plasma herzustellen, mußte dieser Fehler zu heillosen Verwirrungen führen. Das Plasma verlor in dem Falle nach etwa hundertzwanzig Stunden seine Reaktionsfreudigkeit und verwandelte sich in einen ausgesprochen harten Gammastrahler.
In dieser Hinsicht hatten wir alles getan, was technisch irgendmöglich gewesen war.
Jetzt kam es nur noch auf die Schachzüge des Alten an. Seit dem Absturz der ALPHA waren rund drei Wochen vergangen. Es wurde allerhöchste Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen.
Ich unterbrach Habcour mit einer flüchtigen Handbewegung. Wilfing tippte stumm an die Dienstmütze, und Hannibal erhob sich unwillig von seinem Hocker.
Ich hatte das Gefühl, als stünden uns einige Überraschungen bevor. Natürlich hatte der Chef in der Zwischenzeit nicht geschlafen. Wenn alles nach Plan abgelaufen war, mußte es bald soweit sein. Der Kurier schien es sehr eilig zu haben.
Hannibal folgte mir in mein Zimmer, vor dem zwei Offiziere des Einsatzkommandos Wache standen. Nur sie und Wilfing waren informiert. Ihnen war bekannt, daß sie sich nach dem Einsatz in der psychologischen Abteilung des Hauptquartiers einer Behandlung zu unterziehen hatten. Die Erinnerung mußte aus ihrem Gehirn gelöscht werden.
Sorgfältig verschloß ich die Tür. Als ich mich umwandte, lag Hannibal bereits auf der Couch. Um seine Mundwinkel spielte ein dünnes Grinsen, aber ich hatte das instinktive Gefühl, als geschähe das nur rein gewohnheitsmäßig. Der Ausdruck seiner Augen stand in einem krassen Gegensatz zur Bewegung seines Mundes. Das sagte mir alles.
Ich sah ihn nachdenklich an. Endlich meinte er:
»Sie haben dir zu einer attraktiven Erscheinung verhelfen, Langer. Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie man das zu unseren Gunsten verwerten kann.«
»Deine Sorgen möchte ich haben!«
Er lachte mich unbekümmert an. Seine Lebenseinstellung war einmalig.
»Die Pressekampagne ist gestern angelaufen.
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