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Grosseinsatz Morgenröte

Grosseinsatz Morgenröte

Titel: Grosseinsatz Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Bild­schirm, auf dem das fal­ti­ge und mit Som­mer­spros­sen über­sä­te Ge­sicht mei­nes Kol­le­gen deut­lich zu se­hen war. Sein Grin­sen wirk­te auf­rei­zend.
    Auf ei­nem an­de­ren Schirm des Ra­dar-Fern­bild­tas­ters er­schi­en der Flug­kör­per in vol­ler Grö­ße. Auf ei­nem flam­men­den Gass­trahl ras­te er in den wol­ken­ver­han­ge­nen Him­mel. Die Fer­n­an­zei­ge der Bord­in­stru­men­te zeig­te einen Be­schleu­ni­gungs­wert von 4,6 g an. Dem Leut­nant schi­en die­ser Zu­stand kei­ner­lei Be­schwer­den zu ver­ur­sa­chen.
    Die Au­ßen­bord­tem­pe­ra­tur klet­ter­te bei der Ge­schwin­dig­keit rasch auf 982 Grad Cel­si­us. Der mo­le­kül­ver­dich­te­te Leicht­stahl der Zel­le wur­de da­von nicht be­rührt. Die­ses Ma­te­ri­al be­gann erst bei acht­tau­send Hit­ze­gra­den schwach auf­zu­glü­hen.
    Plötz­lich ver­stumm­te das To­sen. Aus den An­zei­gen ging her­vor, daß der Klei­ne den neu­en Raum­jä­ger an­triebs­los »nach oben fal­len« ließ. Das klingt ab­surd, die Schei­be fiel aber tat­säch­lich nach oben! Es dau­er­te ei­ni­ge Zeit, bis die ir­di­sche Gra­vi­ta­ti­on die Fahrt auf­ge­zehrt hat­te.
    Von da an fiel die Ma­schi­ne wirk­lich. Die Tem­pe­ra­tu­ren klet­ter­ten er­neut nach oben.
    Aus dem Laut­spre­cher der Bild­sprech­an­la­ge dran­gen Ge­räusche, die eher dem Bel­len ei­nes Hun­des als dem Ge­sang ei­nes Men­schen äh­nel­ten.
    »Er singt nur, Oberst«, er­klär­te ich seuf­zend.
    Hab­cour warf mir einen er­bos­ten Blick zu. Sei­ne Re­ak­ti­on war ver­ständ­lich.
    Han­ni­bal gröl­te wei­ter, ob­wohl die Ma­schi­ne pfei­fend nach un­ten schoß. Ob er über­haupt noch an sein Trieb­werk dach­te? »Test­flug« sag­te er zu den wil­den Ma­nö­vern, bei de­nen ein nor­ma­ler Raum­jä­ger längst die Oh­ren an­ge­legt hät­te.
    Cap­tain Hol­mar ver­folg­te la­chend den Flug. Er schi­en ge­nau zu wis­sen, wo die Gren­zen der Ma­schi­ne la­gen. Se­kun­den spä­ter je­doch zeig­te auch er Be­sorg­nis. Schweiß­trop­fen tra­ten ihm auf die Stirn.
    Im glei­chen Au­gen­blick ver­lor Hab­cour die müh­sam be­wahr­te Ge­duld. Mit ei­nem Griff riß er den Schal­ter nach un­ten und brüll­te in das Mi­kro­phon:
    »Das Trieb­werk ein­schal­ten und ab­fan­gen! Zum Teu­fel, so fan­gen Sie doch die Ma­schi­ne auf.«
    »Was der nur hat?« drang es aus dem Laut­spre­cher.
    »Ab­fan­gen«, for­der­te der Of­fi­zier auf­ge­bracht, doch da hing der Jä­ger be­reits dicht über den ho­hen Ber­gen.
    Han­ni­bal ris­kier­te ein Ma­nö­ver, das so­gar den Cap­tain der Raum­gar­de auf­stöh­nen ließ.
    Ich sah an den Fer­n­an­zei­gen, daß er die Strahlum­len­kung auf die vor­de­ren Bo­den­dü­sen schal­te­te. Zu­gleich be­gann das Plas­ma­trieb­werk zu don­nern. Der Dis­kus­kör­per wur­de so dicht über dem Gip­fel des Mt. Co­lum­bia ab­ge­fan­gen, daß ich die Au­gen schloß.
    Es dau­er­te noch ei­ne hal­be Stun­de, bis Han­ni­bal zum Lan­de­ma­nö­ver an­setz­te. Es war sein letz­ter Übungs­flug ge­we­sen, und Han­ni­bal hat­te mir be­wie­sen, daß er die neue Ma­schi­ne wirk­lich be­herrsch­te. Das war ein be­ru­hi­gen­des Ge­fühl.
    Mi­nu­ten spä­ter zo­gen sich die Fels­wän­de aus­ein­an­der. Die eben noch ra­send schnel­le Ma­schi­ne glitt lang­sam und in ge­rin­ger Hö­he in das große Tal.
    Ru­hig hing die Ma­schi­ne in der Luft. An den Rän­dern zisch­ten die bei­den ge­gen­läu­fi­gen Ro­tor­krän­ze, die ty­pisch für den Jä­ger wa­ren. Die Kon­struk­teu­re hat­ten sich an das Vor­bild je­ner »Un­ter­tas­sen« ge­hal­ten, mit de­ren Be­sat­zung wir vor ei­ni­ger Zeit zu tun hat­ten.
    Die flam­men­den Ab­gase der Ro­to­ren hüll­ten den Rand der Flug­schei­be in einen weiß­gel­ben Feu­er­man­tel. Als Han­ni­bal dicht über dem Bun­ker stand, sah ich deut­lich die vier Bo­den­dü­sen und die wuch­ti­ge Öff­nung des Haupt­trieb­werks.
    Die­ser Jä­ger er­reich­te im frei­en Raum ei­ne sehr ho­he Ge­schwin­dig­keit, doch nun lan­de­te er sanf­ter als ein Hub­schrau­ber.
    Die lang­ge­streck­te Kup­pel auf der Ober­sei­te öff­ne­te sich. Han­ni­bal ver­ließ in sei­nem

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