Grosseinsatz Morgenröte
Bildschirm, auf dem das faltige und mit Sommersprossen übersäte Gesicht meines Kollegen deutlich zu sehen war. Sein Grinsen wirkte aufreizend.
Auf einem anderen Schirm des Radar-Fernbildtasters erschien der Flugkörper in voller Größe. Auf einem flammenden Gasstrahl raste er in den wolkenverhangenen Himmel. Die Fernanzeige der Bordinstrumente zeigte einen Beschleunigungswert von 4,6 g an. Dem Leutnant schien dieser Zustand keinerlei Beschwerden zu verursachen.
Die Außenbordtemperatur kletterte bei der Geschwindigkeit rasch auf 982 Grad Celsius. Der molekülverdichtete Leichtstahl der Zelle wurde davon nicht berührt. Dieses Material begann erst bei achttausend Hitzegraden schwach aufzuglühen.
Plötzlich verstummte das Tosen. Aus den Anzeigen ging hervor, daß der Kleine den neuen Raumjäger antriebslos »nach oben fallen« ließ. Das klingt absurd, die Scheibe fiel aber tatsächlich nach oben! Es dauerte einige Zeit, bis die irdische Gravitation die Fahrt aufgezehrt hatte.
Von da an fiel die Maschine wirklich. Die Temperaturen kletterten erneut nach oben.
Aus dem Lautsprecher der Bildsprechanlage drangen Geräusche, die eher dem Bellen eines Hundes als dem Gesang eines Menschen ähnelten.
»Er singt nur, Oberst«, erklärte ich seufzend.
Habcour warf mir einen erbosten Blick zu. Seine Reaktion war verständlich.
Hannibal grölte weiter, obwohl die Maschine pfeifend nach unten schoß. Ob er überhaupt noch an sein Triebwerk dachte? »Testflug« sagte er zu den wilden Manövern, bei denen ein normaler Raumjäger längst die Ohren angelegt hätte.
Captain Holmar verfolgte lachend den Flug. Er schien genau zu wissen, wo die Grenzen der Maschine lagen. Sekunden später jedoch zeigte auch er Besorgnis. Schweißtropfen traten ihm auf die Stirn.
Im gleichen Augenblick verlor Habcour die mühsam bewahrte Geduld. Mit einem Griff riß er den Schalter nach unten und brüllte in das Mikrophon:
»Das Triebwerk einschalten und abfangen! Zum Teufel, so fangen Sie doch die Maschine auf.«
»Was der nur hat?« drang es aus dem Lautsprecher.
»Abfangen«, forderte der Offizier aufgebracht, doch da hing der Jäger bereits dicht über den hohen Bergen.
Hannibal riskierte ein Manöver, das sogar den Captain der Raumgarde aufstöhnen ließ.
Ich sah an den Fernanzeigen, daß er die Strahlumlenkung auf die vorderen Bodendüsen schaltete. Zugleich begann das Plasmatriebwerk zu donnern. Der Diskuskörper wurde so dicht über dem Gipfel des Mt. Columbia abgefangen, daß ich die Augen schloß.
Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis Hannibal zum Landemanöver ansetzte. Es war sein letzter Übungsflug gewesen, und Hannibal hatte mir bewiesen, daß er die neue Maschine wirklich beherrschte. Das war ein beruhigendes Gefühl.
Minuten später zogen sich die Felswände auseinander. Die eben noch rasend schnelle Maschine glitt langsam und in geringer Höhe in das große Tal.
Ruhig hing die Maschine in der Luft. An den Rändern zischten die beiden gegenläufigen Rotorkränze, die typisch für den Jäger waren. Die Konstrukteure hatten sich an das Vorbild jener »Untertassen« gehalten, mit deren Besatzung wir vor einiger Zeit zu tun hatten.
Die flammenden Abgase der Rotoren hüllten den Rand der Flugscheibe in einen weißgelben Feuermantel. Als Hannibal dicht über dem Bunker stand, sah ich deutlich die vier Bodendüsen und die wuchtige Öffnung des Haupttriebwerks.
Dieser Jäger erreichte im freien Raum eine sehr hohe Geschwindigkeit, doch nun landete er sanfter als ein Hubschrauber.
Die langgestreckte Kuppel auf der Oberseite öffnete sich. Hannibal verließ in seinem
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