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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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bewundernde Worte, als der Wald aufhörte und man die Gehöfte von »Heim in den Felsen« sah. Sie lagen rechts
     von der Fahrstraße am Berghang, und jedes war mit einer Mauer umgeben. Die großen Tore aus rohbehauenen Bohlen waren geschlossen.
    »Das ist wegen Räubern und schlechten Menschen«, erklärte Großer-Tiger.
    »Gibt es hier wirklich welche?«, fragte Christian.
    »Vielleicht steht es auf dem Geländebild«, meinte Großer-Tiger. »Schau einmal nach.«
    »Von Räubern steht nichts geschrieben. Man sieht nur, dass der Weg jetzt hin- und hergeht, und viele Male her und hin, und
     dann kommt ein Dorf, das heißt Seestadt.«
    »Und vorher kommt man nirgends hin?«
    »Man gelangt unterwegs an ein Haus, das heißt Silberhaus. Es liegt dort, wo der Weg anfängt, sich wie eine Schlange zu ringeln.«
    »Dein Landbild ist außerordentlich nutzbringend«, bestätigte Großer-Tiger noch einmal. »Am Ende ist Silberhaus ein Räuberhaus,
     und man weiß es nur nicht.«
    »Wir werden Glück fragen, sobald der Wa… Wa… Wa…«
    Christian hätte den Satz gern zu Ende gesagt, allein der Wagen holperte über große Steine und über Geröll, die Fässer schlugen
     aneinander; Großer-Tiger und Christian wurden in die Höhe gehoben und fielen hart zurück.
    »Au!«, sagte Christian.
    »Au!«, sagte Großer-Tiger.
    Dann waren sie auf dem andern Ufer des Flusses angelangt. Das Tal wurde enger, kleine Inseln mit Gesträuch lagen im Flussbett,
     aber die Berge ringsum waren höher geworden. Über die Felsgrate zogen weiße Wolken, und in den Wolken schwebte ein Adler,
     und dann sah man auch schon das Ende des Tales. Gar nicht weit weg erhob sich eine schroff abfallende Felswand, auf die der
     Weg schnurstracks zulief.
    Man hörte das ferne Getöse eines Wasserfalls.
    Die Berge rückten immer mehr zusammen, dadurch wurde das Rauschen stärker, und der Wagen fuhr auf einem aufgeschütteten Steindamm
     hoch über dem Flussbett der dunklen Wand entgegen.
    »Silberhaus!«, sagte Christian und zeigte auf eine Schenke am Wegrand.
    Im selben Augenblick hielt Glück den Wagen an. Wie immer begann er schrecklich zu tuten, und das Geplärr der Hupe tönte im
     Widerstreit mit dem Wasserfall von allen Bergen wider.
    Darauf erschien der Wirt des Gasthauses »Zu den zwei silbernenSchüsselchen« unter der Tür, und Glück rief: »Geschwind, geschwind, bring Tee!«
    »Wie Eure Exzellenz befehlen«, rief der Wirt zurück. Er machte eine sehr schöne Verbeugung, weil er die Uniform sah, und dann
     verschwand er schleunig in seinem Bau.
    Alle stiegen aus. Grünmantel setzte sich mit griesgrämigem Gesicht auf ein niedriges Mäuerchen neben der Straße, von wo einige
     Stufen zu einem Gärtchen und dann zu dem höher gelegenen Gasthaus führten.
    »Du hattest es doch eilig«, sagte er zu Glück, »warum hältst du hier?«
    »Ich sehe, du bist kein Autofahrer«, erwiderte Glück und öffnete die dampfende Motorhaube. »Hier beginnt das steilste Stück
     Weg unserer Reise. Da muss ich richtig machen, was ich richtig machen kann. Der Motor muss auskühlen. Ich fülle frisches Wasser
     nach, und du musst mit den Füßen vorausgehen.«
    »Schon recht«, brummte Grünmantel, »ich gehe schon.«
    »Halt! nicht jetzt!«, rief Glück. »Du musst warten, bis ich fahre; dann sollst du vorausgehen, und du musst Zeichen für mich
     machen, wo Gefahr droht.«
    »Wir werden auch vorausgehen«, sagte Christian.
    »Wir werden die wirren Mannigfaltigkeiten der Straße beachten«, sagte Großer-Tiger.
    »Nein«, bestimmte Glück, »ihr müsst hinterdreingehen.«
    Jetzt kam der Wirt mit dem dampfenden Teekessel, machte Bücklinge nach allen Seiten und   …
    »Oh, Herr Glück!«, rief er, »oh, Exzellenz, ich bitte um Vergebung für meine alten Augen. Einen recht guten Tag auch den jungen
     Herrn. Ich bitte, die Erhabenheit der Gegend zu genießen. Große Dichter, bitte sehr, die bei mir einkehrten, schrieben unsterbliche
     Worte an die Wand meines Gastzimmers: ›Der Wasserfall rollt wie Donner über die Berge‹, oder: ›Seine Schleier schweben über
     dem Talgrund.‹ Bitte sehr, was für hohe, verdienstvolle Worte! Trinken Sie Tee, Exzellenz, das hält Schaden fern und schafft
     Wohlbefinden.«
    »Sei still!«, knurrte Grünmantel und hob den Kopf.
    »Ach!«, rief der Wirt, »welche Freude! Seine Herrlichkeit, derHerr Grünmantel ist ebenfalls abgestiegen! Ich bitte zu befehlen, ehrwürdiger Herr. Der Tee ist heiß und ausgezeichnet; ein
     besonderes Stück

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