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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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aber etwas geschieht, werde ich dem schwatzhaften Burschen ein Loch in den
     Körper schießen.«
    »Tut das bitte nicht«, sagte Christian, »er kann nichts dafür, wenn uns Unheil begegnet.«
    »Das verstehst du nicht«, erwiderte Glück.
    Er schloss die Motorhaube und reinigte die Hände mit einem Lappen.
    »Ich kenne diesen Halunken so gut, wie ich diese Gegend kenne. Er hat nicht nur eine Schenke, er hat auch einen Stall mit
     Pferden.«
    »Wir haben den Stall gesehen«, bestätigte Großer-Tiger.
    »Und einen Hund hat er auch«, sagte Christian.
    »Die Pferde«, fuhr Glück fort, »vermietet er an Fuhrleute, die Vorspann brauchen, damit sie die Passhöhe erreichen. Wenn ein
     Fuhrmann keine Pferde haben will, geschieht etwas. Seht ihr den kleinen Tempel da oben?«
    »Wir sehen ihn.«
    »Dort sitzt ein Hüterbube, der auf die Schafe des Wirts Obacht geben muss. Sobald ihm der Wirt ein Zeichen macht, muss der
     Junge an einer kleinen Vorrichtung ziehen. Dann läuft ein Teil des Wassers nicht zum Wasserfall. Es läuft über die Passstraße,
     der Wagen des Fuhrmanns bleibt stecken, und der Fuhrmann muss Vorspann nehmen zum doppelten Preis. Wenn es spät ist, muss
     er auch noch übernachten, und das kostet viel. Obendrein wird ihm ein bisschen was gestohlen, und niemand kann das Gestohlene
     wieder finden, weil es längst im Hundestall ist, wohin sich keine lebende Seele traut. Ich sage euch, dieser Mensch mit den
     vielen Worten ist wie zehn Mann Spitzbuben.« »Kann man ihn nicht daran hindern?«, fragte Christian.
    »Man kann ihn nicht hindern, sagte Glück. »Niemand weiß von seinen Schlichen.«
    »Aber Ihr wisst davon, befehlender Herr«, sagte Großer-Tiger.
    »Ja, ich weiß davon   …, aber ich kann nicht   …, oder ich will nicht   … Ach, was«, sagte Glück verdrießlich, »man muss solche kleinen Gauner machen lassen; ich fahre jetzt.«
    Damit stieg Glück ins Führerhaus, und obgleich er Grünmantel kommen sah, begann er zu hupen, und Grünmantel, obgleich er Glück
     hupen hörte, beeilte sich nicht. Gravitätisch ging er an dem Lastwagen vorbei, der langsam anrollte.

Zwölftes Kapitel, in dem es schrecklich hergeht
    Überall in der Welt gibt es schwierige Bergstraßen, aber die meisten sind für Automobile hergerichtet. Die Straße beim Haus
     »Zu den zwei silbernen Schüsselchen« war weder hergerichtet, noch hatte sie je ein Automobil gesehen. Gleich die Anfahrt war
     vielversprechend. Zwei tiefe Gleise in der Spurweite chinesischer Karren führten durch das ansteigende Kiesgeröll des Flussbetts.
     Als Glück darüberfuhr, zeigte es sich, dass er besser schnell gefahren wäre. Die Reifen drückten den Kies beiseite,die Steine flogen nach rechts und nach links; sie knallten gegen das Schutzblech, und die Räder drehten sich hilflos um die
     Achsen; aber vorwärts ging es nicht. Glück hatte diesen und noch mehr solche Fälle vorausgesehen, darum hatte er vier starke
     Bretter, zwei Schaufeln und sogar eine Spitzhacke mit auf die Reise genommen. Sie wurden abgeladen, und Christian und Großer-Tiger
     halfen, den Kies beiseite schaufeln, bis Glück die Bretter unter die Räder schieben konnte. »Dieser Wagen ist ohne Kraft«,
     sagte Grünmantel, der daneben stand, die Daumen drehte und gelegentlich ausspuckte, um sein Missfallen zu zeigen.
    »Dieser Wagen ist gut«, entgegnete Glück, »aber die Straße ist schlecht. Rufe den Wirt. Ihr beide müsst hinten anschieben,
     sobald ich losfahre, damit die Räder auf die Bohlen kommen.«
    »Ich bin schon da, bitte sehr«, rief der Wirt. »An einem solchen Tag wie heute ist es verkehrt, nichtstuend seine Freunde
     sich selbst zu überlassen. Wer Freunde hat, ist nicht verloren, und des Unscheinbaren Kraft bewegt die Welt.«
    »Schweig!«, rief Glück halb zornig, halb lachend, »sonst stehen wir noch da, wenn der Mond scheint.«
    »Oh, der Herr Glück meint das Bild des Auftretens: Oben der Himmel, unten der See, und darüber die silbernen Füße des Mondes.«
    »Du sollst den Mund halten und hinten anschieben!«, rief Glück. Er saß bereits auf seinem Platz hinter dem Steuer.
    »Seid ihr so weit?«
    »Wir sind so weit«, riefen Großer-Tiger und Christian.
    »Schon recht«, brummte Grünmantel.
    »Gehen führt in Hemmnisse, bitte sehr, aber das Heil ist nahe!«, schrie der Wirt.
    »Es geht los!«, rief Glück, »lai, lai, lai – komm, komm, komm, du bitte komm!« Er gab Gas, die Räder fassten die Bretter,
     und der Wagen kam in Bewegung. Ein

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